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Was kann die Stadt tun?!

Abschlussbedingungen

Du fragst dich nun sicher, wie diese Ziele umgesetzt werden können. Wir schauen uns genauer an, welche Strategien und Instrumente die Städte nutzen können, um die Mobilitätswende voranzubringen.

2. Push- & Pull-Maßnahmen

 

Es gibt verkehrspolitische Strategien und Instrumente, auf die eine Stadt oder Kommune zurückgreifen kann, um proaktiv das Mobilitätsverhalten der Nutzer:innen zu beeinflussen: die Push- & Pull-Maßnahmen.

Pull-Maßnahmen “ziehen” Menschen zu einem bestimmten Angebot, z.B. zu einer bestimmten Verkehrsart hin. Ein Beispiel: Werden in einer Stadt protected bike lanes gebaut und überall Radabstellanlagen geschaffen, so werden potenzielle Nutzer:innen zum Radverkehr hingezogen, denn er wird attraktiver. Die Wirkung dieser Maßnahmen baut auf Angebotsverbesserung und Freiwilligkeit und ist somit von der Akzeptanz der Nutzer:innen abhängig.

Push-Maßnahmen hingegen sorgen für einen gegenteiligen, restriktiven Effekt: Eine Möglichkeit wird unattraktiver gemacht. Sie beeinflussen direkt das Mobilitätsverhalten und werden besonders für die Zielstellungen Verkehrsverlagerung und Verkehrsvermeidung eingesetzt. Ein Beispiel ist die City-Maut in vielen europäischen Städten: Ein System, bei dem für die Benutzung der innerstädtischen Straßeninfrastruktur bezahlt werden muss, um so der Staubildung zu den Stoßzeiten entgegenzuwirken. Auch die Parkraumbewirtschaftung, also die Einführung von Gebühren für das Parken im öffentlichen Raum, ist so eine Push-Maßnahme. Zu Push-Maßnahmen zählt allerdings nicht nur die Verteuerung des MIV, sondern auch die generelle Verknappung von Parkplätzen, indem diese ersatzlos gestrichen und umgewidmet werden. Der gewonnene Platz kann dem Rad- und Fußverkehr zugeschlagen oder anderweitig, z.B. als Außenfläche für die Gastronomie genutzt werden. Auch eine Bepflanzung, um den bebauten Stadtraum zu kühlen und die Luftqualität zu verbessern, ist eine gute, zukunftsgewandte Umnutzungsmöglichkeit.

Push und Pull Maßnahmen von Anja Berestetska (CC BY)
 

Verkehrspolitisch ist es sinnvoll, eine Lenkungswirkung weg vom privaten Pkw und hin zu umweltfreundlichen Verkehrsträgern zu erreichen. Die größte Wirksamkeit der Maßnahmen wird bei gezielter Kombination von Push und Pull erreicht. So kann gewährleistet werden, dass Bürger:innen, die ihren privaten Pkw beispielsweise aufgrund der Verteuerung von Parkraum abschaffen wollen, auch ein alternatives Mobilitätsangebot erhalten.

Übrigens, es wird gerade eine ganz besondere Pull-Maßnahme geplant: Das sogenannte “Deutschlandticket”, der Nachfolger von 9-Euro-Ticket, also ein bundesweit für den Nahverkehr gültiges, einheitliches Ticket für 49,- € pro Monat (voraussichtlich verfügbar ab 1.3 oder 1.4.2023). Der Mobilitäts-Preis wird für viele Menschen also sehr deutlich sinken. Auch die entscheidende Vereinfachung der Nutzbarkeit hat hier eine riesige Pull-Wirkung: Wer z.B. in Hannover lebt und ein Wochenende in München verbringen will, muss sich nun nicht mehr mit den dortigen Tarifstrukturen und Verbundgrenzen auseinandersetzen, sondern kann ALLE Verkehrsmittel des öffentlichen Verkehrs wie Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und Busse einfach nutzen, ohne Gedanken an das richtige Ticket oder den günstigsten Preis zu verschwenden.

Falls du tiefer in das Thema von Push-& Pull-Maßnahmen eintauchen möchstest, folge der Website des Forschungsprojektes Push und Pull am Institut für Verkehsplanung und Logistik der TU Hamburg: https://www2.tuhh.de/pushundpull/2022/11/03/blog-1/