Vom Kompetenzerwerb zur Kompetenzförderung
2. Kompetenzmessung
Ein Aspekt, der im Kontext von Kompetenzerwerb, Kompetenzentwicklung und Kompetenzvermittlung immer wieder auftaucht, ist der der Kompetenzmessung. Wie in vielen formalen Bildungszusammenhängen stellt sich auch in Bezug auf Medienkompetenz die Frage nach der Messung der erworbenen Kompetenzen: "Mit der schulischen Aufgabe der Kompetenzentwicklung drängt sich aber gleichzeitig die Frage auf, wie die Zielerreichung, also der Kompetenzstand von Schülerinnen und Schülern, bestimmt werden kann." (Herzig & Martin, 2018, S. 131) Grundsätzlich gibt es jedoch vier verschiedene Formen, Kompetenzen zu bewerten (Gnahs, 2007, S. 51-52):
- Zertifizierung
- Beurteilung
- Selbsteinschätzung
- Bescheinigung
Dabei variieren diese zwischen formalen, an standardisierten Tests orientierten Fremdeinschätzungen und individuellen Selbsteinschätzungen. Alle stellen jedoch valide Möglichkeiten dar, Kompetenzen zu messen.
So gibt es tatsächlich nur wenige Beispiele, Kompetenzen anhand von Tests zu messen (ebd., 132-133):
- In einer Studie von Treumann et al. (2007) wurde das Kompetenzmodell von Baacke empirisch rekonstruiert und verschiedene Typen von Medienkompetenz bestimmt.
- Mit der International Computer and Information Literacy Study (ICILS) werden die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Schüler:innen der achten Jahrgangsstufe erhoben.
- Klimmt et al (2014) haben ein Testverfahren zur Messung von Medienkritikfähigkeit von Jugendlichen entwickelt.
- Balcaris (2011) hat ein Modell entwickelt, in dem Informationskompetenz in verschiedene Teilkompetenzen strukturiert ist und anhand einer empirischen Erhebung das Kompetenzniveau entsprechend der Teilbereiche gemessen wird.
Bei all diesen Testverfahren, Kompetenzen zu bewerten, dürfen die zu berücksichtigenden Faktoren im Kompetenzerwerb jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Wenn wir uns an Gnahs und Jung erinnern, die die theoretische Grundlage für das vierte und fünfte Modul in diesem Seminar bilden, so erfolgt Kompetenzerwerb immer kontextgebunden. Dieser Kontext beinhaltet sowohl objektive Umstände als auch subjektive Voraussetzungen. Insofern sind auch standardisierte Formen der Kompetenzmessung dahingehend zu reflektieren, ob beide Ebenen entsprechend berücksichtigt werden, oder ob die durch das Testing suggerierte Objektivität nicht womöglich durch bestimmte Faktoren beeinflusst wird.