Bedeutung eines Kompetenzbereichs
3. Erklärformate entwickeln
Nachdem wir nun geklärt haben, worum es sich konkret bei dem gewählten (Teil-)Kompetenzbereich handelt und insbesondere, welche Begriffe und Konzepte sich dahinter verbergen, soll es in dieser Lerneinheit nun darum gehen, den Kompetenzbereich auch anderen zu erklären.
Darstellungsmöglichkeiten prüfen
Nachdem wir die Zielgruppe etwas eingegrenzt und besser im Blick haben, setzen wir uns im nächsten Abschnitt mit grundsätzlich in Frage kommenden und besonders geeigneten digitalen Darstellungsformen für ein zu entwickelndes Medienpaket auseinander. Dafür schauen wir uns zunächst einmal drei sehr typische Erklärformate im digitalen Raum an: Erklärvideos, Infografiken und Erklärtexte.
Erklärvideos
Im digitalen Raum - und insbesondere in digital gestützten Lehr- und Lernszenarien - sind häufig Videos zu finden, in denen Sachverhalte erklärt, Fragen beantwortet und Themen diskutiert werden. Auch in diesem Seminar haben wir, wenn auch in begrenztem Umfang, solche Videos eingesetzt. Dabei ist Video nicht gleich Video. Wenn man sich unterschiedliche Videos anschaut, stellt man schnell fest, dass es ganz verschiedene Möglichkeiten gibt, Informationen im Video-Format zu strukturieren und aufzubereiten.
Das Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) hat diese verschiedene Möglichkeiten im Bereich von rein online-umgesetzter Lehr- und Lehrformate untersucht und 18 unterschiedliche Formate identifiziert:
Videoformate. Hansch et al. (2015). The Role of Video in Online Learning: Findings From the Field and Critical Reflections. HIIG.
Weitere Informationen
In der Studie des HIIG werden diese unterschiedlichen Video-Formate ab Seite 22 noch weitergehend beschrieben und mit entsprechenden Fragen hinsichtlich des Mehrwerts für die Lernenden (in diesem Fall die gewählte Zielgruppe) vorgestellt. Ein Blick in diese Erklärungen lohnt sich daher. Infografiken Eine andere Darstellungsform, die häufig zu finden ist, ist die der Informationsgrafiken (kurz: Infografik). Diese werden genutzt, um "komplexe Sachzusammenhänge anschaulich darstellen und so leichter begreiflich machen" (Zitat von https://www.wissenschaftskommunikation.de/format/infografik/). Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie so eine Infografik aussehen kann. Unabhängig von der konkreten Darstellung der Informationen und Sachzusammenhänge in einer Infografik sind folgende Aspekte stets zu beachten (Kowalski, 2019):
- Das richtige Format: Print, online, mobil – all diese Bereiche stellen unterschiedliche Anforderungen ans Layout. Setze für jeden Bereich das passende Format ein.
- Das Wesentliche: Zu viele visuelle und textuelle Informationen überfrachten deine Grafik. Konzentriere dich auf das Wesentliche. Details sind nicht immer gefragt.
- Ein gutes Design: Ein außergewöhnliches Design fällt dem Betrachter leichter und schneller ins Auge.
- Das passende Bildmaterial: Gute Bilder regen den Betrachter zum Nachdenken an oder lösen sogar Emotionen aus.
- Die Geschichte: Eine gute Hintergrundgeschichte macht eine Infografik interessanter und für den Nutzer leichter nachvollziehbar.
- Keep it simple, stupid: Packe nur die wichtigsten und verständlichsten Aspekte eines Themas in deine Grafik.
- Die richtige Verteilung: Finde heraus, in welchen Kanälen sich deine Nutzer tatsächlich aufhalten. Teile dort entsprechend den Nutzererwartungen und –anforderungen deine Infografik.
Erklärtexte
Selbstverständlich können komplexe Sachverhalte, wozu auch die Beschreibungen von Kompetenzbereichen zählen, auch in reiner Textform erklärt werden. Da hier ausschließlich Wörter als Medium des Erklärens verwendet werden gibt es auch hier einiges zu beachten:
Was einen Erklärtext besonders macht ist die Verwendung von Leichter Sprache. Obwohl die Leichte Sprache ursprünglich für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt wurden oder um Sprachbarrieren zu verringern, ermöglicht sie es auch, komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen und so zugänglicher zu machen. Das Netzwerk Leichte Sprache hat zudem sechs Regeln entwickelt, die zu beachten sind:
- Einfache Wörter benutzen
- Zahlen so schreiben, wie die meisten Menschen sie kennen
- In jedem Satz nur eine Aussage machen
- Leser:innen persönlich ansprechen
- Einfache Schrift benutzen
- Text prüfen lassen
Falls der Erklärtext als Darstellungsform genutzt werden soll, lohnt ein Blick in die ausführliche Beschreibung der Regeln für Leichte Sprache.
Neben der Sprache spielt auch die Aufbereitung des Textes beim Erklärtext eine wichtige Rolle. Damit ist die Darstellung des Textes auf einer Seite gemeint. Um besser zu verstehen, was genau damit gemeint ist, findet Ihr im Folgenden zwei Beispiele:
Überlege dir, welches Darstellungsformat sich für deine anvisierte Zielgruppe eignet. Warum genau dieses?
Zielgruppe definieren
Um ein passendes Medienpaket zum gewählten (Teil-)Kompetenzbereich zu entwickeln und zu gestalten, in denen bestehende Medien zur Vermittlung der Inhalte eines (Teil-)Kompetenzbereichs und eben auch ggf. neue Medieninhalte produziert werden, sind wie bei jeder Realisierung eines digital vermittelnden Mediums die folgenden W-Fragen zu stellen:
-
Wer?
... ist meine Zielgruppe? -
Was?
... soll bei den Zielgruppe vermittelt und gefördert werden? -
Wie?
... kommen digitalen Medien/Werkzeuge zum Einsatz? -
Wann?
... sollen in welcher Reihenfolge Inhalte vermittelt und Kompetenzerwerb gefördert werden?
Zunächst ist wie bei allen (digitalen) Kommunikationsmitteln festzustellen, welche primäre/n und ggf. sekundäre/n Zielgruppen adressiert werden sollen. Wir interessieren uns besonders dafür, dass neue Formen entwickelt werden, wie bei Lehrkräften Wissen und Fähigkeiten im Kompetenzbereich "4.2 Lern-Evidenzen analysieren" gestärkt werden können. Somit können wir uns fragen, welche Zielgruppen innerhalb der Lehrkräftebildung im Speziellen adressiert werden sollen. Dafür erinnern wir uns an die unterschiedlichen Phasen der Lehrkräftebildung in Deutschland:
Lehrkräftebildung
Weitere Informationen
Frommberger und Lange, 2018, S. 17
CC BY 4.0-Lizenz
https://learn.hoou.de/pluginfile.php/7149/mod_book/chapter/1437/Lehrerinnnenbildung.png"
Wenn es also inhaltlich um die Förderung von Kompetenzen zum Einsatz von digitalen Technologien und Strategien zur Verbesserung der Leistungsbeurteilung geht, so denken wir innerhalb unseres Beispiels, dass dies im Sinne der Praxisrelevanz vor allem nah am Unterrichtsgeschehen erfolgen soll. Die erste weitergehende Unterrichtsverantwortung haben angehende Lehrkräfte vor allem in der 2. Phase der Lehrkräftebildung, nämlich im Vorbereitungsdienst, also dem Referendariat. Hier sind angehende Lehrkräfte das erste Mal in verbindlichem Maße mit der Leistungsbeurteilung von Schülerinnen und Schülern betraut. Gleichzeitig stehen Referendar*innen im Vorbereitungsdienst vor der Herausforderung, dass vorher vor allem theoretisch und wissenschaftlich erarbeitete Wissen um die Unterrichtsgestaltung und begleitende Leistungsbeurteilung nun praktisch anzuwenden. Die geforderte Kompetenz im DigCompEdu, dass Lehrende "Lern-Evidenzen analysieren" können sollen, ist daher eine Herausforderung, dessen Förderung wir gerne im Rahmen der Erarbeitung eines Medienpaketes forcieren möchten.
Wir verständigen uns nach dieser gruppeninternen Auseinandersetzung rund um Fragen der Zielgruppe des Medienpaketes auf die primäre Zielgruppe der angehenden Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst bzw. Referendariat. Wir möchten dabei insbesondere auf Lehrende im Vorbereitungsdienst an allgemeinbildenden Schulen fokussieren, um eine breite Wirkung zu erzielen. Darüber hinaus soll sich das Medienpaket besonders an Lehrende der Sekundarstufe II richten, um dort auf die Herausforderungen der evidenzbasierten Leistungsbeurteilung einzugehen, die sich vor dem Hintergrund der Heterogenität im Klassenzimmer stellen.
Welches Tool eignet sich am besten, um die gewählte Darstellungsform für die Erklärung des (Teil-)Kompetenzbereichs umzusetzen?
Es gibt verschiedene Gründe, die zur Entscheidung für ein bestimmtes digitales Tool oder Werkzeug führen können, wie
- Funktionalitäten
- Kompatibilität mit Betriebssystemen
- Export-Möglichkeiten
- Registrierung
- Kosten
- Datenschutzbestimmungen
- Nutzungsfreundlichkeit im Umgang mit dem Tool
- Eigene Erfahrungen im Umgang mit dem Tool
- ...
Welche Kriterien davon ausschlaggebend für die eigene Auswahl eines digitalen Tools sind ist dabei einerseits in persönlichen Präferenzen (womit kann ich persönlich am besten umgehen?) und andererseits im Anwendungskontext (welche Vorgaben gibt es, z.B. in der Schule?) begründet.
Wie in vielen Visualisierungstools gibt es auch bei diagrams.net Vorlagen, die wir nutzen können, um mit einem passenden Aufwand/Nutzen Verhältnis eine ansprechende Infografik zu erstellen. Wir wählen also aus den verfügbaren Vorlagen eine für unsere Zwecke passende Vorlage für die Infografik aus:
diagrams.net
Weitere Informationen
Im Ergebnis sind wir in der Gruppe mit folgender Infografik als Ergebnis zur Beschreibung und Darstellung unseres Kompetenzbereichs "Lern-Evidenzen analysieren" zufrieden:
Lernevidenzen analysieren
Weitere Informationen
Ann-Katrin Watolla und Ronny Röwert
CC by 4.0
https://learn.hoou.de/pluginfile.php/7149/mod_book/chapter/1437/Ergebnismodul.png"
Exkurs zur Lizenzierung von Inhalten
Wenn Inhalte bereitgestellt werden, sollten diese vom Erstellenden entsprechend lizenziert werden. So wissen Andere, die diese Inhalte nutzen möchten direkt, was sie mit den Inhalten machen dürfen und was nicht. Die gängigsten Lizenzierungen sind sogenannte Creative Commons Lizenzen (CC-Lizenzen). In unterschiedlichen Abstufungen können Autor:innen durch Angabe einer solchen CC-Lizenz die Art der Weiterverwendung durch Andere bestimmen. Es gibt folgende CC-Lizenzen:
Creative Commons Lizenzen
Weitere Informationen
Ann-Katrin Watolla und Ronny Röwert
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https://learn.hoou.de/pluginfile.php/7149/mod_book/chapter/1437/CCLizenzen.png