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Social Media als “Rabbit Hole”: Von der Empfehlung zur Verführung

Abschlussbedingungen

Darum geht es im Video

Eigentlich wollten unsere Jugendlichen nur ein kurzes Erklärvideo für den Biounterricht schauen. Dann wird ihnen ein weiteres empfohlen, und dann noch ein viel interessanteres Thema … Bis sie merken, dass schon viel zu viel Zeit vergangen ist und sie tief im "Rabbit Hole" sitzen. Der Sog der Videoplattform hat sie mitgerissen. Wie kommen sie da wieder raus und wie können sie beim nächsten Mal verhindern, gar nicht in die Situation zu kommen?

Hintergrund

Die Auswahl- und Empfehlungsalgorithmen von Social-Media-Plattformen sind so programmiert, dass wir als Nutzende möglichst viel Zeit auf diesen Plattformen verbringen. So bekommen wir häufig Dinge empfohlen, die dem ähneln, was wir uns bereits angeschaut haben, also ähnliche Serien- oder Musikvorschläge, ein YouTube-Video zum gleichen Thema oder einen Rückblick zum vergangenen Event. Und im schlechtesten Fall kann es dazu führen, dass uns verstärkt extremere und polarisierende Inhalte angezeigt werden, weil diese bei anderen Nutzenden mehr Reaktionen hervorrufen und deshalb vermeintlich interessanter sind. Das ist wie in einen Kaninchenbau zu kriechen. Es gibt immer weitere Verzweigungen und Nebenhöhlen, in denen es etwas zu entdecken gibt. Wir können nur schwer umdrehen, sondern nur tiefer hineinkriechen - und manchmal ist die Gefahr groß, sich zu verirren. Fachleute bezeichnen dieses Phänomen deshalb als "Rabbit Hole".

edu sharing object

Nur mal kurz ein Lernvideo suchen und zack, es sind einige Stunden um. Ganz ehrlich, wer kennt es nicht, dass du mehr Zeit auf Social Media verbracht hast, als du eigentlich wolltest? Wer schickt uns in die Dauerschleife und wie können wir uns dessen bewusster werden?

Problem

Je länger wir bei TikTok oder Instagram sind, desto mehr Werbung können Firmen dort verkaufen. Damit wir dranbleiben, bekommen wir gleich das nächste Reel, die nächste Serie, etc. angezeigt – empfohlen von einem Algorithmus. Manchmal funktioniert dieser Algorithmus auch nicht so gut: Nachdem wir mal ein paar Sneaker bei einer Shopping-Plattform angeklickt haben, bekommen wir das gleiche Model in 17 anderen Farben angezeigt.
Es kann aber auch drastische Folgen haben: Algorithmen pushen meist das Spektakuläre, Aufregende, Emotionale – eben das, was mehr Likes und vor allem viele Kommentare gibt. Die Inhalte, unter denen in Kommentarspalten große Diskussionen entstehen und sich Leute fetzen. Diese Inhalte sind meistens einseitig oder übertrieben. Bei Serien oder Games ist das alles nicht so dramatisch, bei politischen Themen wie Corona, Rassismus oder dem Klimawandel allerdings schon. Vor allem, wenn Kinder und Jugendliche ohne Hintergrundkenntnisse in das Rabbit Hole gezogen werden. Es gibt genügend Berichte von Fällen, wo der Empfehlungsalgorithmus Leuten ganz schnell fragwürdige Inhalte angezeigt hat oder über die Zeit immer wirrere und einseitige Dinge ausspielt, bis hin zu Nazi-Propaganda und Verschwörungstheorien.

Tipps für den Internet-Alltag

  • Nicht alles annehmen, was dir der Algorithmus vorschlägt.
  • Sich dessen bewusst sein: Den Firmen hinter TikTok oder YouTube geht’s darum, dass wir so viel Zeit wie möglich auf ihrer Plattform verbringen.
  • Wenn du merkst, dass es immer komischer wird: Pause machen. Überlegen, was und vom wem du gerade Sachen guckst. Gibt es anderswo bessere Infos?
  • Setze dir feste Zeiten, wie lange du auf Social-Media-Plattformen Zeit verbringst.
  • Deaktiviere die Autoplay-Funktion.

Weitere Lernmaterialien und Links

  • TikTok-Experiment: Dem Algorithmus ist deine Psyche egal

Welche Folgen diese Rabbit Holes haben können, zeigt dieses YouTube-Video von "So Many Tabs", einem Format von funk. In einem Experiment testen die Reporter:innen, wie schnell einer Userin in einer traurigen Lebenssituation bei TikTok Videos angezeigt werden können, in denen es um Depressionen, Selbstverletzung oder sogar Suizid geht.

  • Der Algorithmus: So funktioniert das YouTube-Suchsystem

In diesem Erklärvideo (engl.) beschreibt YouTube selbst, nach welchen Kriterien Videos in der Suche angezeigt und empfohlen werden.

Eine HateAid-Recherche zu Pro-Kreml-Aktivitäten auf TikTok zeigt, wie die Plattform zunehmend erfolgreich für russische Desinformation genutzt wird und wie das Rabbit Hole-Phänomen dies verschärft.

Zuletzt geändert: Mittwoch, 20. Dezember 2023, 10:49