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Zwischen Kompetenzerwerb und -entwicklung

1. Im Kompetenz-Begriffsdschungel

Wirft man beispielsweise einen Blick in den Bildungsbericht Bildung in Deutschland. kompakt 2020, so stellt man schnell fest, dass gerade die Begriffe Kompetenzerwerb und Kompetenzentwicklung nicht klar voneinander getrennt werden:

Kompetenzerwerb Beispiel 1 Kompetenzerwerb Beispiel 2
Kompetenzentwicklung
"So werden auch die eigenen Fähigkeiten, digitale Medien in einer Art und Weise einzusetzen, die über traditionelle Lernformen hinausgeht, von den Fachkräften tendenziell gering eingeschätzt. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Vermittlung von pädagogischem und anwendungsbezogenen Wissen über digitale Technologien in der Ausbildung bislang nur bei den Fachkräften der beruflichen Ausbildung eine größere Rolle spielt. Häufig werden digitale Kompetenzen informell erworben, etwa durch Selbststudium oder im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen." "Insbesondere in den Schulen, aber auch in der Kindertagesbetreuung fehlt es vielerorts noch an der technischen Ausstattung, um die Lehr-Lern-Gestaltung digital zu unterstützen und den Erwerb digitaler Kompetenzen zu ermöglichen." "Informelle Lernaktivitäten, die z.B. die Entwicklung digitaler Kompetenzen und die Anpassung an andere Veränderungsprozesse unterstützen, werden von 45% der Bevölkerung zwischen 16 und 69 Jahren realisiert."



Da die Begriffe Kompetenzerwerb und Kompetenzentwicklung allerdings nicht nur im alltäglichen Sprachgebrauch, sondern auch in ihrer theoretischen Verortung nah beieinander liegen, werden diese auf den folgenden Seiten wissenschaftlich hergeleitet.

Sehen wir uns zunächst einmal an, was eigentlich hinter dem Begriff Kompetenzerwerb steckt. Nach Eberhard Jung (2010) sind die Begriffe Kompetenzerwerb, Kompetenzentwicklung und Kompetenzvermittlung eng miteinander verbunden. Er definiert den Kompetenzerwerb dabei als Überbegriff, der "quantitative und/oder qualitative Zunahmen im kompetenten Verhalten" (ebd.: 4) beschreibt. Die Kompetenzvermittlung und die -entwicklung sind diesem Überbegriff untergeordnet und unterscheiden sich durch die Aneignungsformen, wobei "Kompetenzvermittlung [...] einen eher angeleiteten, die Kompetenzentwicklung einen eher selbstgesteuerten Prozess [beschreibt]" (ebd.).

Für den Kompetenzerwerb hat Jung konkrete Elemente definiert, die unabdingbar sind. Zum einen gehört dazu das Organisieren innerer Befähigungen für "den zielgerichteten und koordinierten (selbst organisierten) Erwerb" (Jung 2010: 13) und zum anderen der "Einsatz und die Weiterentwicklung von Aspekten des Wollens (Bereitschaft, Motivation), des Wissens (Fähigkeiten, Kenntnisse) und Könnens (Fertigkeiten)" (ebd.). Diesen Prozess skizziert Jung in der folgenden Abbildung und differenziert dabei sogenannte Bewältigungsschritte im Kompetenzerwerb:

Abbildung
Kompetenzerwerb in Bewältigungsschritten

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