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Open Educational Resources

Completion requirements

Stell Dir mal vor, Du bist mit einer Crew auf Seefahrt und niemand spricht miteinander oder hilft sich gegenseitig. Das erschwert die Schatzsuche sicherlich erheblich. Viel sinnvoller ist es doch, sich gegenseitig zu unterstützen und auszutauschen, um gemeinsam das eigene Wissen zu erweitern.

Du weißt wo der Schatz liegt und der Kollege kann die Karte lesen. Du kannst kochen und die Kollegin weiß, welches Essen auf Seefahrt besonders geeignet ist. Du kennst Dich mit dem Segel aus und der Kollege weiß, wann der Wind besonders gut steht. Ihr ergänzt euch und könnt somit gegenseitig euer Wissen zum Thema Seefahrt austauschen, es erweitern und vervielfachen.

OERientation möchte nicht nur ermutigen, eigene offene Bildungsmaterialien zu erstellen, sondern auch den grundlegenden Gedanken einer offenen Bildung stärken und dazu anregen, das eigene Wissen im Austausch mit anderen zu teilen und zu erweitern. In den folgenden Kapitel wird Dir deshalb genau erläutert, worum es sich bei OER, also offenen Bildungsmaterialien, handelt und welche Potenziale sie besitzen.


7. Empfehlungen für die Arbeit mit OER

Die Deutsche UNESCO-Kommission e.V. hat 2015 einen "Leitfaden zu Open Educational Resources in der Schulbildung - Empfehlungen für Politik, Hochschulen, Lehrende und Studierende" herausgegeben.

In dem Papier werden unter anderem Empfehlungen für Lehrende ausgesprochen, die an dieser Stelle aufgegriffen werden sollen:

1. Fähigkeiten zur Beurteilung von OER entwickeln

Ein guter Ausgangspunkt, um das Wissen über OER auszubauen, ist, sich mit vorhandenen OER in bestehenden Portalen und Repositorien vertraut zu machen und festzustellen, was davon in den eigenen Kursen und Modulen nützlich sein könnte. Existierende OER können Lehrenden als gute Wegweiser dienen, um über ihre eigenen Studienpläne und pädagogischen Ansätze nachzudenken und diese zu verbessern. Im Laufe der Zeit tragen diese Recherchen – insbesondere, wenn Sie von einem Austausch mit anderen Fachkollegen begleitet werden – dazu bei, dass Lehrende Vertrauen darin entwickeln, die Qualität neu erstellter oder bearbeiteter Ressourcen zu bewerten und diese mit anderen zu teilen. Auf diese Weise können Lücken im vorhandenen OER-Bestand gefüllt werden.

2. Mit der Veröffentlichung beginnen

Häufig ist es ein guter Einstieg, klein anzufangen, mit Kollegen zusammenzuarbeiten (einschließlich Peer Reviews) und solche Materialien offen zu publizieren, die ohnehin als Teil der eigenen Lehre hergestellt wurden. Darunter können neben kleinen Lerneinheiten („Learning Objects“ oder „Small OER“) auch Kursprogramme, Broschüren, Hinweise für Lehrende sowie Bewertungsmethoden und -instrumente fallen. Im Lauf der Zeit kann durch eine solche Praxis eine reichhaltige, interinstitutionelle Materialsammlung entstehen, auf die bei der Erstellung offener Kurse (Open Course Ware) zurückgegriffen werden kann.

3. Vorhandene OER zusammenstellen, anpassen und kontextualisieren

Ein Teil der effektiven Nutzung von OER ist die Entwicklung von Fähigkeiten in der Anpassung und Kontextualisierung bestehender OER, um auf die unterschiedlichen Lernbedürfnisse von Studierenden zu reagieren. Dies kann durch die Verwendung von und Mitwirkung am vielfältigen Ressourcenpool erreicht werden, der in bereits bestehenden OER-Repositorien verfügbar ist, sowie durch das Teilen von Informationen zu Themen und Prozessen bezüglich der Adaptierung und Lokalisierung von Ressourcen.

4. Im Team arbeiten

Ebenso wie die moderne Forschung meistens eine Teamleistung ist, so ist auch die Entwicklung oder die Bearbeitung bestehender Materialien erfolgreicher und zufriedenstellender für die beteiligten Lehrenden, wenn sie diese gemeinsam angehen. Ein interessantes Beispiel sind sogenannte „Book sprints“ bei denen sich Autoren zusammenschließen, um gemeinsam innerhalb weniger Tage ein Buch zu schreiben. Beispiele dafür sind das „Handbook CoScience“ oder das „Open Education Handbook“.

5. Institutionelle Unterstützung zur Entwicklung von OER-Kompetenzen suchen

Um OER effektiv zu nutzen, müssen Lehrende Fähigkeiten und Kompetenzen erwerben, zum Beispiel in der Gestaltung von Materialien, der Entwicklung von Studienplänen sowie in der Auswahl, Anpassung und Lokalisierung von OER. Lehrende sollten durch ihre Einrichtungen individuell und als Teams mit Weiterbildungen und Schulungen in diesen Bereichen unterstützt werden. Werden entsprechende Fortbildungen nicht angeboten, so sollten Lehrende Kontakt mit der Hochschulverwaltung aufnehmen und auf den Bedarf hinweisen.

6. Netzwerke und Anwendergemeinschaften stärken

Lehrende können stark von der gemeinsamen Nutzung bestehender Online-Netzwerke und Anwendergemeinschaften profitieren, um OER zu entwickeln, anzupassen und zu veröffentlichen und sich zudem über ihre Lehr- und Lernerfahrungen auszutauschen. Solche Anwendergemeinschaften können auch eine exzellente Möglichkeit bieten, um Ressourcen in bestehenden Sammlungen zu veröffentlichen. Praktische Hinweise zum Aufbau einer solchen Anwendergemeinschaft finden sich z.B. im „Community of Practice Design Guide“.

7. Mitwirkung von Studierenden fördern

Lehrende sollten ermutigt werden, das Feedback von Studierenden zur Verbesserung ihrer Materialien zu nutzen. Lehrende sollten die Studierenden außerdem dazu ermutigen, an der (Weiter-) Entwicklung von OER mitzuwirken und selbst OER zu publizieren. Studierende können darin gefördert und unterstützt werden, zum Zwecke des Selbststudiums und – auf fortgeschrittenem Niveau – auch zur Entwicklung ihrer individuellen Studienpläne, bewusst OER zu wählen und zu verwenden. Gute Beispiele dafür bieten cMOOCs, bei denen die Lernenden im Gegensatz zu den besser bekannteren xMOOCs nicht passive Rezipienten des zu vermittelnden Lehrstoffes bleiben, sondern aktiv Inhalte erzeugen und z.B. auf Blogs publizieren, sodass sie im weiteren Verlauf des Kurses mit anderen Kursteilnehmern besprochen und weiterentwickelt werden können.

8. Durch Publikationen über OER für diese werben

Durch Publikationen über OER kann die Bekanntheit von offenen Bildungsmaterialien erhöht und die zum Thema verfügbare Wissensbasis vergrößert werden. Dazu bieten sich besonders offen lizenzierte Publikationen in Open Access Journalen oder auf Webseiten und Blogs an. Inhaltlich können die Artikel z.B. über Erfahrungen mit der Verwendung, Wiederverwendung und Veränderung von OER berichten und so Lehrende und Studierende zur Mitwirkung an OER ermutigen.

9. Feedback zu vorhandenen OER geben und Angaben über deren Verwendung machen

Feedback und Angaben zu den erstellten, angepassten, genutzten oder wiederverwendeten OER ist insbesondere im Hinblick auf den Erfolg beim Erreichen von Lernzielen und die Erfüllung der Bedürfnisse von Studierenden, ein wertvoller Beitrag zu deren effektiver Nutzung.

10. Wissen über Regelungen zu geistigen Eigentumsrechten, Urheberrecht und Datenschutz erwerben

Auch wenn nicht erwartet werden kann, dass jeder Hochschullehrer zukünftig vertiefte Rechtskenntnisse im Urheber- und Datenschutzrecht erwirbt, so ist die Entwicklung entsprechender Basiskompetenzen in einer digitalisierten Welt unumgäng lich. Von besonderer Bedeutung ist es, sich über die Rechte und Bedingungen bezüglich während der Arbeitszeit erstellter Werke im Klaren zu sein sowie darüber, wie diese mit anderen geteilt und von anderen genutzt werden können. In jedem Fall sollten sich die Lehrenden mit den einschlägigen Strategien und vertraglichen Vereinbarungen der eigenen Bildungseinrichtung vertraut machen. Idealerweise werden die Lehrenden beim Aufbau entsprechender Kompetenzen durch institutionseigene Beratung etwa durch das Justiziariat der Hochschule unterstützt.