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Zwischen Digitalisierung, Mediatisierung und Digitalität

Für einen ersten Einstieg in das Thema werden grundlegende Begriffe wie Digitalisierung, Mediatisierung und Digitalität geklärt.

3. Mediatisierung

Ein nicht erst mit Auftreten des Digitalen oft verwendeter Begriff ist der der Mediatisierung, unabhängig vom jeweiligen Medium. Dieser beschreibt die mit dem Medienwandel einhergehenden gesellschaftlichen und individuellen Veränderungen:

Wir verstehen Mediatisierung [...] dementsprechend als einen lang andauernden, übergreifenden, in den verschiedenen Kulturen und historischen Phasen ungleichzeitigen und unterschiedlich sich entwickelnden Metaprozess eines Wandels von Medien, von deren Bedeutung sowie von den Chancen und Probleme, die sich daraus für die Menschen ergeben. Als Prozess von Prozessen begleitet Mediatisierung die Menschheit und wird sie auch weiter begleiten, und in ihrem Verlauf werden sich auch Kultur als Netz von Sinnbildungsprozessen sowie Gesellschaft, Alltag und Identität etc. verändern. In dieser Form gewinnt der Mediatisierungsbegriff seine Relevanz, und dadurch wird das begriffliche Konzept Mediatisierung, seine Entwicklung und Anwendung für die Kommunikations- und die Sozialwissenschaften bedeutsam.
- Krotz, 2012, S. 38

Der Kommunikationswissenschaftler Friedrich Krotz, der prägend für die Begriffsdefinition der Mediatisierung ist, ordnet Mediatisierung anhand vier zentraler Positionen in die Kommunikations- und Medienwissenschaft ein. Dabei ist anzumerken, dass in diesen jeweils Aspekte von Mediatisierung aufgegriffen werden, aber keine der Positionen diese gänzlich erfasst (Krotz, 2021, S.34ff.):

  1. Einfluss der vorherrschenden Medien auf gesellschaftliche Strukturen: Medientheoretiker Marshall McLuhan (1992) sprach nicht von Mediatisierung selbst, argumentierte aber den Einfluss vorherrschender Medien auf gesellschaftliche Strukturen
  2. Medien bestimmen Wahrnehmung und Kommunikation: Stig Hjavard (2009) und Andrea Schrott (2009) definieren Mediatisierung auf Basis des Begriffs "Medienlogik" von Altheide und Snow (1979) und vertreten die sehr weitgehende These, dass Medien den Rahmen von Kommunikation schaffen. Kritik an dieser Position äußert Krotz, indem er die einseitige Prägung der Kommunikation durch Medien, sowie die Differenzierung der Bedeutungen in unterschiedlichen Kulturkreisen hinterfragt.
  3. Vier Teilprozesse der Mediatisierung: Nach Schulz (2004) und Mazzoleni (2008; auch Mazzoleni & Schulz, 1999) teilt sich Mediatisierung in folgende vier Teilprozesse:
    • Extension: "Erweiterung der menschlichen Kommunikationsfähigkeit durch Medientechnologien" (S. 35)
    • Substitution: nicht-medienbezogene Aktivitäten werden durch medienbezogene Aktivitäten ersetzt
    • Amalgamation: medienbezogene und nicht-medienbezogene werden miteinander verwoben
    • Accomodation: Medien schaffen neue Räume in bestehenden Handlungsfeldern
  4. Mediatisierung als Accomodation: Reduzierung des Verständnisses von Mediatisierung als Accomodation (siehe vier Teilprozesse)

Dass diese Einordnung der Mediatisierungsforschung aus der Kommunikations- und Medienwissenschaft eine hohe Relevanz für (angehende) Lehrkräfte hat, zeigt sich beispielsweise anhand des SAMR-Modell von Ruben Puentedura, welches die Integration von Medien im Unterricht strukturiert:


Die vier Ebenen zeigen dabei auf, welche Rolle Medien im Unterricht einnehmen können:

  • Substitution (Ersetzung): Medien ersetzen als Arbeitsmittel lediglich bisher genutzte Medien
  • Augmentation (Erweiterung): Medien ersetzen bisher genutzte Medien und verbessern funktional die Arbeitsmittel
  • Modification (Änderung): Aufgaben können durch Medien neugestaltet werden
  • Redefinition (Neubelegung): Durch Medien können ganz neue Aufgaben entwickelt werden
Auf den Seiten der Universität Paderborn findet sich die deutsche Übersetzung des SAMR-Modells von Puentedura, die eine tiefergehende Beschreibung des Modells enthält. Insbesondere für den praktischen Einsatz digitaler Medien im Unterricht bietet dieses Modell eine wertvolle Orientierung.