In der Geschlechterforschung kann grundsätzlich zwischen konstruktivistischen und naturalistischen Ansätzen unterschieden werden. Naturalistische Denkweisen und Ansätze gehen von einer körperlichen Natürlichkeit der Zweigeschlechtlichkeit aus. Die Norm der Zweigeschlechtlichkeit versteht die zwei klar unterscheidbaren Geschlechter Mann/Frau als aufeinander bezogen und hierarchisch angeordnet. Konstruktivistische Denkweisen hingegen beinhalten, dass unsere Vorstellungen von Geschlecht – sowohl die binäre Einteilung als auch die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen – sozial konstruiert sind.
Betrachtet man historisch den Umgang, also die Tabuisierung und die Aushandlungsprozesse darüber, was als normal und nicht-normal gilt (Foucault 1986), wird deutlich, dass sich Geschlecht, Körper und Sexualität als historisch und kulturabhängig umstrittene und veränderbare Konstrukte erwiesen haben (Meißner 2008).

Folgen Sie dem Link auf die Lerneinheit "Gendering MINT digital" der Humboldt-Universität zu Berlin, wählen oben in der Lernbar Slide Nr. 4 aus und schauen sich das Video „Geschlecht ist ein Prozess“ (7:45 Minuten) an. Hier werden zwei konstruktivistische Ansätze erklärt: Der Ansatz Doing Gender nach West und Zimmerman (1987) und der Ansatz der Performativität nach Butler (1991).

Halten Sie bei Minute 4:30 das Video für einige Minuten an und lesen Sie sich die Reflexionsfragen durch. Kehren Sie dann auf die Seite des ZGDs zurück und beantworten anschließend die Reflexionsfragen:

***

Literaturhinweise:

• Butler, Judith (1991): Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
• Foucault, Michel (1986/2016): Der Gebrauch der Gelüste. In: Foucault, Michel (Hrsg.), Foucault – Die Hauptwerke. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 1151-1368. 4. Aufl.
• Meissner, Hanna (2008): Die soziale Konstruktion von Geschlecht : Erkenntnisperspektiven und gesellschaftstheoretische Fragen. Gender Politik Online. Freie Universität 2008.
• West, C., & Zimmerman, D. H: (1987). Doing Gender. Gender and Society, 1(2), S. 125–151.