Leitfaden
Mit Kindern zu arbeiten, ist stets eine anspruchsvolle Arbeit, die gute Vorbereitung und die Fähigkeit, sich auf die Kinder einzulassen, voraussetzt. In diesem Beitrag wird vorgestellt, wie Kinder selbst Nachrichten verfassen, gestalten und veröffentlichen können und wie sie dabei unterstützt werden sollten.
Ein Projekt gliedert sich in vier Phasen: Die Planung, die Durchführung, die Präsentation und die Reflexion. In jeder dieser Phasen gibt es Arbeitsschritte, die je nach Bedarf umstrukturiert oder ausgelassen werden können.
Planung
Für die Planung einer Veranstaltung zum Gestalten von Nachrichten mit Kindern müssen zum einen die Zielgruppe für das Angebot ausgewählt und zum anderen Lernziele und ein Thema festgelegt werden. Anschließend erfolgt dann die Erstellung eines genauen Ablaufplans für die Veranstaltung.
1. Zielgruppe festlegen
Bei der Planung der Veranstaltung sollten sich die Verantwortlichen zunächst Gedanken über die Zielgruppe machen. Hier muss zwischen einer geschlossenen Veranstaltung, beispielsweise für eine Schulklasse, oder einem offenen Veranstaltungsformat, zu dem sich die Kinder anmelden können, gewählt werden.
Zu beachten ist dabei, dass die Zielgruppe insbesondere bei einer offenen Veranstaltung sehr heterogen sein kann. Die Kinder weisen meist unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen und Vorkenntnisse auf, auf die besonders eingegangen werden muss. Auch die Altersspanne spielt eine große Rolle. So wollen beispielsweise 14-Jährige meistens nicht mit 9-Jährigen zusammenarbeiten. Dies muss berücksichtigt werden und es sollte dementsprechend keine allzu große Altersspanne gewählt werden.
Die Teilnehmerzahl richtet sich schließlich nach den zur Verfügung stehenden Materialien, den Räumlichkeiten, aber auch der Anzahl der Betreuenden.
Weitere ausführliche Informationen zur Kinderzielgruppe finden sich im Kapitel Kinderpublikum aus Sicht von Journalistinnen und Journalisten
2. Lernziele entwickeln
Nach der Festlegung der Zielgruppe erfolgt die Entwicklung von Lernzielen für die Kinder. Was sollen die Kinder während der Veranstaltung lernen und über welche Kenntnisse sollen sie im Anschluss verfügen?
Mögliche Lernziele sind beispielsweise, dass die Kinder erfahren, was eine Nachricht ist und wie diese aufgebaut ist. Sie können auch lernen, wie sie selbst eine Kindernachricht schreiben oder eine eigene Radionachrichtensendung produzieren können. Wichtig sind hierbei auch die Überlegungen, welche technischen Fähigkeiten (z. B. das Bedienen einer Kamera oder die Tonaufnahme und -bearbeitung) den Kindern vermittelt werden sollen.
3. Themen finden
Auf der Grundlage der Zielgruppe und der definierten Lernziele steht nun die Themenfindung an. Hierbei besteht die Möglichkeit, dass die Themen bereits vor der Veranstaltung von den Durchführenden festgelegt werden oder dass die Kinder diese während der Veranstaltung selbstständig erarbeiten.
[Wir möchten], dass sie sich selber Gedanken machen, was für Themen sie interessieren und was für Themen für andere Kinder interessant sein können. – Kristina Thoms, Klickerkids
Wichtig ist allerdings in jedem Fall, dass das Interesse der Kinder stets im Vordergrund stehen sollte. Ein Thema aus der Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder weckt ihre Neugier und regt sie an, sich auch länger mit dieser Thematik zu beschäftigen. Die Themen, über die die Kinder berichten, sollten möglichst von den Kindern selbst gewählt werden, da sich die Kinder aufgrund ihres eigenen Interesses intensiver mit dem Thema auseinandersetzen. Außerdem ist es für die Kinder wichtig, sich von Anfang an einzubringen und sich als Produzierende wahrzunehmen. Gleichzeitig sollten die Themen aber auch gemeinsam in der Gruppe kritisch beleuchtet und den Kindern erklärt werden, warum sich manche Themen besser eignen als andere. Eine gute Themenwahl beinhaltet zusätzlich auch eine gesellschaftliche Bedeutung und bietet eine natürliche Struktur mit Anfang und Ende, z. B. vom Korn zum Brot.
Werden die Themen von den Betreuenden festgelegt und nicht von den Kindern während der Veranstaltung erarbeitet, sollten die Durchführenden sich im Vorfeld gründlich mit dem Thema auseinandersetzen und sich auf mögliche Fragen der Kinder vorbereiten. Hilfreich ist es auch, das Thema in Teilthemen aufzuteilen und diese zu strukturieren. Als Hilfsmittel bieten sich Mind-Maps, Cluster oder Advance Organizer an, da die Gedanken so visualisiert und die Ergebnisse auch flexibel wieder umgestaltet werden können. Bei der Methode des Advance Organizers wird mit Hilfe von Bildern und Karten eine Struktur auf eine Pinnwand gesteckt. Dadurch kann die Struktur schnell geändert und angepasst werden.
4. Ablaufplan erstellen
Nun geht es an die Planung des genauen Ablaufs der Veranstaltung. Hierzu empfiehlt es sich, die Veranstaltung in einzelne Phasen bzw. Arbeitsschritte zu untergliedern. Für jede Phase werden dann noch einmal die Lehrinhalte und Lernziele für die Kinder definiert und es wird die hierfür benötigte Zeit festgelegt. Hierbei sollten, je nach Länge der Veranstaltung, auch genügend Pausen eingeplant werden.
Anschließend werden noch die benötigten Materialien vorbereitet. Dies können beispielsweise Arbeitsblätter mit Arbeitsaufträgen für die Kinder, Papier und Stifte, Flipcharts zum Festhalten der Ergebnisse aber auch das technische Equipment sein.
Durchführung
Bei solchen Projekten ist es während der Durchführung wichtig, die Kinder selbstständig arbeiten zu lassen und ihnen nur begleitend zur Seite zu stehen. Für die Durchführungsphase gilt daher, dass die Betreuenden den Kindern als Vorbilder und Bezugspersonen dienen, die sie sowohl konstruktiv unterstützen als auch für die nötigen Rahmenbedingungen sorgen. Das heißt, dass die Vorbereitung der Räume und der benötigten Materialien in ihrer Verantwortung liegt, sie sich aber während der Produktion zurückhalten.
Bevor die Kinder in den praktischen Teil übergehen, sollte zusammen eine theoretische Grundlage gebildet werden. So können den Kindern der Begriff und die Funktion von Nachrichten nähergebracht werden, zum Beispiel in spielerischer Form etwa mit einem „Stille Post“-Spiel oder mit Beschreibungsspielen, bei denen die Kinder ein Bild anhand von Beschreibungen nachmalen sollen.
Durch konkrete Schreibübungen, bei denen die Kinder die wichtigsten Merkmale von Nachrichten anwenden, lernen sie, was sie beim Schreiben einer Nachricht beachten müssen. So gibt es bei Nachrichten für Kinder einige Unterschiede zu den Erwachsenennachrichten. Kindernachrichten werden oft in chronologischer Reihenfolge verfasst und erläutern auch die Vorgeschichte eines Ereignisses, damit die Kinder die Zusammenhänge besser verstehen können. Außerdem sollte die Nachricht in einem erzählerischen Ton gehalten sein und Abstraktes möglichst anschaulich, in einfachen Sätzen erklärt werden.
Konkrete Ideen und Beispiele für Veranstaltungskonzepte zum Gestalten von Nachrichten mit Kindern sind in der Linksammlung zusammengestellt. Darunter auch das Unterrichtsmaterial von „Medien in die Schule“ zu dem Thema Nachrichtensendungen verstehen und selbst erstellen. Die Unterrichtseinheit setzt sich aus drei Modulen zusammen, die gemeinsam aber auch getrennt voneinander bearbeitet werden können. Zur besseren Planung sind die einzelnen Abschnitte mit Zeitangaben versehen.
Die Module beginnen alle mit einer theoretischen Einführung und enden in einer Praxisaufgabe. In Modul 1 geht es um das Verstehen und Analysieren von Nachrichtensendungen. Das Thema von Modul 2 ist die Entstehung von Nachrichtensendungen und das abschließende Modul 3 dreht sich um die Produktion einer Nachrichtensendung. Innerhalb der Module werden verschiedene Methoden für die Durchführung vorgestellt, die für verschiedene Altersstufen angepasst sind. In dem Material gibt es auch immer wieder weiterführende Links, z. B. für die Videoproduktion. Zu jedem Abschnitt der Module gibt es einen Steckbrief mit den Aufgaben, den Lernzielen, dem Ablauf, Hinweisen sowie den benötigten Materialien. Aufgrund der gewählten CC-Lizenz, CC BY-SA, können die Arbeitsmaterialien je nach Bedarf angepasst, gekürzt oder ergänzt werden.
Präsentation
Das eigentliche Ziel eines Projektes ist es, dass die Teilnehmenden etwas Neues gelernt und Erkenntnisse gewonnen haben. Bei der Arbeit mit Kindern sollte es dennoch ein Endprodukt geben, dass die Kinder ihren Familien und Freunden präsentieren können. So können sie nicht nur stolz ihre Arbeit zeigen, sondern erfahren auch Wertschätzung und direkte Rückmeldung zu ihren Ergebnissen.
Bei langfristig ausgerichteten Projekten bietet sich z. B. eine Webseite an, auf der die Kinder ihre Arbeit veröffentlichen können und die auch über die Dauer der Veranstaltung hinaus zugänglich ist. Die Nachrichten können jedoch auch in Zeitungen, Zeitschriften, Fernseh- oder Radiobeiträgen umgesetzt und veröffentlicht werden.
Reflexion
Zum Abschluss eines Projektes steht die Reflexion durch die Verantwortlichen, die Helfenden und vor allem durch die teilnehmenden Kinder. Gegenstand der Auswertung sollten positives und negatives Feedback, Verbesserungsvorschläge und Erkenntnisgewinne sein. Die Kinder reflektieren so noch einmal ihre eigenen Ergebnisse und ihr neu erworbenes Wissen. Andererseits ist das Feedback der Kinder auch für die Durchführenden wichtig, da diese so Erkenntnisse über positive und negative Aspekte der Veranstaltung gewinnen können. Hierdurch können dann Veränderungen für zukünftige Veranstaltungen abgeleitet werden.
Für die Reflexion kann beispielsweise ein Fragebogen entwickelt werden, welcher von den Kindern ausgefüllt werden soll. Das Feedback kann allerdings auch in mündlicher Form erfolgen, beispielsweise durch die Blitzlicht-Methode, bei der jedes Kind reihum in ein bis zwei Sätzen seine Meinung zur Veranstaltung mitteilt.
In diesem Kapitel stand die Konzeption eines Projektes, in dem mit Kindern Nachrichten gestaltet werden, im Vordergrund. Die folgende Checkliste fasst noch einmal die wichtigsten Punkte zusammen und kann als Orientierung bei eigenen Projekten genutzt werden. Die Linksammlung bietet zudem einen Überblick über bereits entwickelte Konzepte, welche als Inspiration dienen können.
Checkliste
Linksammlung
http://radijojo.org/de/radijojo/mach-mit
https://www1.wdr.de/kinder/radio/kiraka/hoeren/kiraka-kommt/kiraka-kommt-infos-lehrerinnen-100.html
https://www1.wdr.de/unternehmen/der-wdr/medienpaedagogik_kinderwelt100.html
https://medienkompetenz-in-mv.de/medienkompass/angebot/124-unsere-eigene-schuelerzeitung.html
http://www.kitakram.de/Zeitung-im-Kindergarten
https://schuelerzeitung.de/unterstuetzung-und-service/handbuch/
https://www.nrz.de/kids/trickkiste/
https://www.nrz.de/kids/lehrerwelt/unterrichtsmaterial/
https://mediacampus-projekt.de/nrw/lehrerseiten/material-fuer-grundschulen/
https://www.thueringer-allgemeine.de/kinder/article218851749/Zusammen-lernen.html
Quellen:
- Eder, Sabine, Christiane Orywal & Susanne Roboom (2008): Pixel, Zoom und Mikrofon – Medienbildung in der Kita. Berlin: Vistas.
- Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e. V. (2015): Nachrichtensendungen verstehen und selbst erstellen.
- Interview (2018): Persönliches Interview mit Kristina Thoms durch Sabrina Lorenz und Elisa Serve. Hamburg, 06.06.2018
- Westdeutscher Rundfunk (2016a): KiRaKa: Kindernachrichten
- Westdeutscher Rundfunk (2016b): KiRaKa: Nachrichten
Downloads:
ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT ZUM NÄCHSTEN BEITRAG
Lizenz
Wie Kinder Nachrichten wahrnehmen von Elisa Serve, Sabrina Lorenz ist, wenn in Teilen nicht anders angegeben, lizensiert unter CC-BY Creative Commons 4.0