Die Aussagen verschiedener Experten geben Einblick in die Herausforderungen und Auswirkungen der heutigen Modeindustrie:

Johan Arnø Kryger vom Danish Fashion Institute betont, dass wir nur etwa 2/3 unserer Kleidung innerhalb eines Jahres nutzen, was zu einem enormen ungenutzten Kleiderschrankanteil führt. Er weist darauf hin, dass der hohe Textilverbrauch pro Person, wie in Dänemark mit über 16 Kilo pro Jahr, in Ländern wie Indien oder China mit ihren großen Bevölkerungszahlen zu einem dringenden Umdenken im System führen sollte.

Kirsten Brodde, eine Expertin für die Textilindustrie bei Greenpeace, erklärt, dass die Verfügbarkeit von trendiger und schnelllebiger Mode noch nie so kostengünstig war wie heute. Sie nennt Beispiele wie H&M, ZARA und Primark, die den Markt mit preiswerten Stoffen überschwemmen. Der Preiswettbewerb erstreckt sich sogar auf Discounter wie Aldi, Lidl, Tchibo und Rewe, die komplette Outfits zu sehr niedrigen Preisen anbieten. Dies führt zu einem Phänomen namens 'Fast Fashion', bei dem Menschen aufgrund der günstigen Preise mehr kaufen.

Renate Künast von Bündnis 90/Die Grünen kritisiert insbesondere die "Primark-Ideologie", bei der Kunden wahllos Kleidung einsacken, ohne zu wissen, ob sie passt oder nicht.

Dr. Claudia Banz, Kuratorin für die "Schattenseiten der Mode" im Museum für Kunst und Gewerbe, weist auf die Überproduktion hin, die durch die Schnelllebigkeit der Mode und den Versuch, den übersättigten Markt zu bedienen, entsteht. Dies führt zu einer Todesspirale, da der Markt bereits gesättigt ist, aber dennoch weiterhin überproduziert wird.

Thomas Meyer zur Capellen, Professor für Textiltechnologie, erklärt das Problem der Staffelpreislage in der Industrialisierung, wodurch niedrigere Preise für größere Bestellmengen angeboten werden. Dies führt zu Überproduktion, da Modeunternehmen ständig gezwungen sind, neue Kollektionen zu bestellen, ohne ausreichende Lagermöglichkeiten zu haben, was zu unverkauften Restbeständen führt.