Biokraftstoffe aus lignozellulosehaltiger Biomasse
Fischer-Tropsch-Synthese
Beim Fischer-Tropsch
(FT)-Verfahren wird aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid im Synthesegas ein
Gemisch aus verschiedenen paraffin-, olefin- und sauerstoffhaltigen
Verbindungen und Wasser synthetisiert. Endprodukte sind Benzin, Diesel oder
Heizöl.
Das so genannte Syntholverfahren wurde Anfang der 1920er Jahre von Franz
Fischer und Hans Tropsch erfunden. In der Folgezeit wurde das Verfahren
kontinuierlich verbessert und der Einfluss von Prozessparametern wie
Temperatur, Druck, Katalysatoren analysiert und optimiert.
Die zugrundeliegenden Reaktionen können durch folgende Reaktionsgleichungen beschrieben werden:
Basic_reactions_of_Fischer-Tropsch_Synthesis_DE von Anne Rödl (CC0)
Die Länge der erhaltenen
Kohlenwasserstoffe reicht von C1 (Methan) bis C20+ (Wachse). Es werden
hauptsächlich unverzweigte Moleküle (d.h. n-Alkane) erzeugt. Die
Kettenlängenverteilung im Endprodukt wird durch die
Kettenwachstumswahrscheinlichkeit (meist zwischen 0,7 und 0,95) bestimmt.
Höhere Werte erhöhen den Anteil der Wachse (langkettige Kohlenwasserstoffe).
Die Kettenwachstumswahrscheinlichkeit wird durch Temperatur, Druck,
Katalysatoren, Reaktortyp und H2/CO-Verhältnis im Synthesegas
beeinflusst.
Die Reaktion findet bereits bei Temperaturen zwischen 160°C und 200°C statt.
Höhere Temperaturen fördern die Bildung von kurzkettigen und stärker
verzweigten Produkten und erhöhen den Anteil an Nebenprodukten. Aber auch die
Kohlenstoffablagerung auf der Katalysatoroberfläche nimmt zu.
Die Reaktion läuft bereits bei
Atmosphärendruck. Mit steigendem Druck verlaufen die Prozesse besser.
Als Katalysatoren werden Eisen, Kobalt, Nickel oder Ruthenium verwendet.
Die Auswahl des Katalysators beeinflusst stark das Spektrum der
Syntheseprodukte. Kobalt beispielsweise fördert die Bildung von Alkanen.
Ruthenium ist der aktivste Katalysator für die FT-Synthese, wird aber wegen
seines hohen Preises selten eingesetzt.
Für den FT-Prozess können Festbett-, Wirbelschicht- oder Slurry-Reaktoren
verwendet werden. Die Festbettreaktoren sind oft als Multirohrreaktor
ausgeführt (siehe Abbildung unten). Die Rohre ermöglichen eine Kühlung, da die
Synthese ein stark exothermer Prozess ist. Die Rohre sind mit Katalysatoren
gefüllt. Je kleiner die Katalysatorpartikel sind, desto besser ist die
Umsatzrate. Das Kühlmittel umgibt die Rohre.
Der Prozess kann so gestaltet werden, dass nicht umgesetzte Gase in den Reaktor umgeleitet werden. Dies erhöht die Konvertierungseffizienz (Vollkonvertierungsmodus). Der Prozess kann aber auch ohne diesen schwierigen Rückführungsschritt ausgelegt werden.
Multi-tubular reactor for FT synthesis von Anne Rödl (CC BY-SA 4.0)
Die Endprodukte bestehen meist aus Alkanen und sind frei von Schwefel und Aromaten. Der letzte Schritt ist die Aufarbeitung und Abtrennung der FT-Syntheseprodukte, die durch Hydrocracking und Destillation oder Rektifikation erfolgt. Beim Hydrocracken werden verkettete Kohlenwasserstoffe durch Zugabe von Wasserstoff in Produkte mit niedrigeren Siedepunkten (z.B. Naphtha, Kerosin oder Diesel) gespalten. Das Cracken wird auch durch Katalysatoren (z. B. Nickel) erleichtert. Gleichzeitig findet eine Isomerisierung statt, d.h. langkettige Kohlenwasserstoffe werden in verzweigte Kohlenwasserstoffe umgewandelt. Bei der Destillation werden die gewünschten Fraktionen auf Basis ihrer Siedepunkte getrennt.
Der genaue Reaktionsmechanismus ist aufgrund seiner Komplexität bis heute nicht vollständig verstanden. Während der FT-Synthese laufen verschiedene Reaktionen ab. Weitere Details zum Reaktionsmechanismus finden sich in: