Kapitel 1.3: Sex - Gender - Desire
Judith Butler (2018) ist ein*e der wichtigsten Vertreter*innen innerhalb feministischer Diskurse und entsprechend auch innerhalb der Geschlechterforschung. Seit den 1990er Jahren prägt Butler die Begriffe sex, gender und desire.
Die Differenzierung von sex und gender findet sich bereits im Sex-Gender-System nach Gayle Rubin (1975).
Rubin vertritt folgende Thesen:
- Das soziale Geschlecht ist gesellschaftlich hergestellt.
- Das soziale Geschlecht ist geprägt von der gesellschaftlichen Ungleichbehandlung und Unterdrückung von Frauen.
Im folgenden Video (4:28 Minuten) wird die Heterosexuelle Matrix nach Butler erklärt, in der auch das (sexuelle) Begehren mitberücksichtigt wird:
Die Norm der Zweigeschlechtlichkeit und die Norm der Heterosexualität (und ebenso der Heteroromantik) bezeichnen Geschlechterforscher*innen als Heteronormativität. Nach Nina Degele (2005: 19) beschreibt Heteronormativität ein binäres, zweigeschlechtlich und heterosexuelles System, das unsere Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsweisen bestimmt. Heteronormative Vorstellungen über Geschlecht, Sexualität oder auch Beziehungs- und allgemeine Lebensweisen wurden sozialisatorisch so verinnerlicht, dass sie als natürlich wahrgenommen und nicht hinterfragt werden. Gleichzeitig führen heteronormative Denkweisen häufig zu einer Reduktion der eigentlichen Komplexität von z.B. Sexualität. So kann beispielsweise übersehen werden, dass sich das Begehren über die Lebenszeit verändern kann oder dass es auch glückliche Beziehung fern ab der monogamen Paarbeziehung gibt.
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Literaturhinweise:
- Butler, Judith (2018): Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main: Suhrkamp. 19. Aufl.
- Degele, Nina (2005): Heteronormativität entselbstverständlichen: Zum verunsichernden Potenzial von Queer Studies. In: Freiburger FrauenStudien: Zeitschrift für interdisziplinäre Frauenforschung, Jg. 11, 17, S. 15-39.
- Rubin, Gayle (1975): The Traffic in Women: Notes on the ‚Political Economy‘ of Sex. In: Reiter, Rayna R. (Hrsg.): Toward an Anthropology of Women. New York: Monthly Review Press, S. 157-210.