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Hanfkalk

ÜBER HANFKALK

 

Hanfkalk ist ein Verbund- bzw. Kompositwerkstoff, der aus den Hauptbestandteilen der Schäben der Nutzhanfpflanze, Kalk und Wasser hergestellt wird. Häufig werden auch die Synonyme Hanfstein, Hanfbeton oder Hanfziegel verwendet, die dem Material jedoch nicht gerecht werden, da Stein, Beton oder Ziegel sowohl in Herstellung, (bautechnischer und bauphysikalischer) Eigenschaften und Verarbeitung stark vom Hanfkalk abweichen und ein äußerst verfälschtes Bild vom Hanfkalk entstehen lassen können. Der Hauptverwendungszweck von Hanfkalk ist die Dämmung. Das Misch-Verhältnis beim Hanfkalk entspricht in etwa 3 bis 4 Anteilen Hanfschäben zu je 1 Anteil Kalk und Wasser. [1] Üblicherweise wird natürlicher hydraulischer Kalk in der Herstellung verwendet. Generell gibt es aber mehrere funktionsfähige Zusammensetzungen für Hanfkalkmischungen. [2] In der Herstellung werden zuerst die trockenen Rohstoffe vermengt und stückweise Wasser hinzugegeben. Wasser und Kalk rufen eine chemische Reaktion hervor, die als Bindemittel die Schäben ummantelt und zusammenklebt. Das fertige Produkt ist eine lockere und leicht krümelige Zusammensetzung, die durch zusätzliches Verpressen ein festes Gefüge erzeugt. Die Struktur bleibt dabei weiterhin ein offenes luftiges Gefüge mit kleinen Hohlräumen. [3]

Hanfkalk Zusammensetzung

Abb.1: DIY-Herstellung; aus einem Workshop von Studierenden der HafenCity Universität

 

Die Stärke der Verpressung kann von wenig bis stark verdichtet variieren (siehe Abbildungen in Fotoserie). Für die Verwendung bzw. Herstellung von Hanfkalk haben sich grundsätzlich zwei Methoden etabliert: das Stampfen von Hanfkalk direkt vor Ort auf der Baustelle und die vorgefertigte Variante von Hanfkalksteinen, also Hanfkalk-Blöcken als stapelbare bzw. mauerbare Bauprodukte. Beim Stampfen wird die Hanfkalkmischung direkt auf der Baustelle hergestellt und schichtweise in eine vorbereitete Schalung gestampft. Um eine homogene Verdichtung zu erhalten, sollten die Schichtlagen etwa 15cm betragen. Das Stampfen erfolgt üblicherweise per Hand mit sogenannten Hanfstampfern. Die Hanfkalkmischung kann eingefärbt und alle möglichen Formen gebracht werden. Außerdem ist die Bauweise besonders einfach, weshalb sie auch von Laien umgesetzt werden kann. [4] Da in der Verarbeitung Feuchtigkeit im Spiel ist, sollte stets auf ausreichende Trocknungszeiten geachtet werden. [5] Vorgefertigte Hanfsteine bieten die noch schnellere und unkompliziertere Variante mit Hanfkalk zu bauen. Die Steine werden bereits trocken geliefert und können direkt verbaut, verarbeitet oder vermauert werden. [4] Die Hanfkalksteine werden industriell hergestellt und mit Kalkmörtel vermauert. [1]

 

Fotoserie: Vergleich unterschiedlicher Dichtegrade durch Verpressung Probekörper von gering, mittel bis starke Verdichtung

 

Wichtig anzumerken ist noch, dass aus Hanfkalk weder in vor Ort gestampfter Bauweise noch durch vorgefertigte Hanfkalksteine nicht tragend gebaut werden kann. D.h. es wird stets eine andere Primärkonstruktion benötigt. Dies kann eine Ständerbauweise sein oder eine Massivbauweise. In der Ständerwand eignet sich Hanfkalk allerdings besonders gut, da es in direkter Tragebene das Gefache bilden kann. Abb.2 zeigt beispielhafte Konstruktionsmöglichkeiten um eine Holzrahmen-Wand mit Hanfkalk als Gefache umzusetzen. Variante 1 (Abb.2 links) besteht neben der Holzrahmen-Konstruktion, die sämtliche statischen Aufgaben übernimmt, aus vor Ort gestamptem Hanfkalk. Das händische Stampfen ermöglicht eine vergleichsweise günstige Ausführung, da die Konstruktion auch durch Laien umgesetzt werden kann. Der Nachteil dabei ist jedoch, dass Trocknungszeiten zu berücksichtigen sind, die bei der zweiten Variante (Abb.2 mittig) nicht notwendig sind, da mit vorgefertigten Steinen gearbeitet wird. Dafür muss bei dieser Variante eine gewisse Präzision eingehalten werden. D.h. die Holzständerkonstruktion sollte von Anfang an möglichst mit den Dimensionen der später einzubauenden Hanfkalksteine zusammenpassen. Vorgefertigte Steine erhöhen in der Regel auch die Kosten im Vergleich zum „Selber-Stampfen“. Die erste Variante kommt außerdem ohne extra Putzträger-Lagen aus, da direkt auf den Hanfkalkwänden verputzt werden kann. Die zweite Variante bedarf wegen der Holzständer zusätzliche Putzträgerlagen. In der dritten Variante (Abb.2 rechts) kann ebenfalls auf zusätzliche Putzträgerplatten verzichtet werden. Hierbei wird die Holzständerkonstruktion von Hanfkalksteinen flankiert, auf denen direkt verputzt werden kann. Der Zwischenraum zwischen den einzelnen Holzständern wird dann mit Hanfwolle bzw. Stopfhanf gefüllt. Die Wanddicken wären bei einem KfW40-Standard in etwa 46cm bei Variante 1, 40cm bei Variante 2 und 47cm bei Variante 3. Nichttragende Innenwände können im Übrigen als reine Hanfkalkkonstruktion realisiert werden und benötigen kein extra Holzgerüst o.ä. [6]

 

Das Bild zeigt drei verschiedene Außenwandkonstruktionen aus Hanfkalk.

Abb.2: Konstruktionsmöglichkeiten einer Hanfkalkwand in Kombination mit Holzständerwerk

 

 

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Quellen

[1] Materialarchiv: Hanfkalk. <https://materialarchiv.ch/de/ma:material_f1a02ba8-443a-4f13-9f87-703118ec54f3?type=all&q=hanfkalk&n=Nachhaltigkeit>;; Aufruf: 18.12.2024

[2] Forgó, Támi (2023): Hanfkalk – Vergleich einer alternativen und konventionellen Bauweise anhand eines Referenzhauses. Bachelor-Thesis. Hamburg, HafenCity Universität. Nach: Magwood, Chris (2021): Essential Hempcrete Construction: the complete step-by-step guide. Canada, New Society Publishers. S.61

[3] Wie [2] S.3

[4] Forgó, Támi (2023): Hanfkalk – Vergleich einer alternativen und konventionellen Bauweise anhand eines Referenzhauses. Bachelor-Thesis. Hamburg, HafenCity Universität. Nach: IsoHemp: Die 4 Phasen der Herstellung von Hanfsteinen. < https://www.isohemp.com/de/unsere-geschichte>;; Aufruf: 01.08.2023

[5] Forgó, Támi (2023): Hanfkalk – Vergleich einer alternativen und konventionellen Bauweise anhand eines Referenzhauses. Bachelor-Thesis. Hamburg, HafenCity Universität. S.14

[6] wie [5] S.41

 

Abbildungen

Abb.1: DIY-Herstellung; aus einem Workshop von Studierenden der HafenCity Universität

Grafik: Mohsenian, Reyhaneh; Großmann, Emilia; Ullfors, Carl-Simon; Wende, Fiete: Das Hanfhaus. Abgabe Entwurfsprojekt aus interdisziplinärem Entwurfskurs „Das kultivierte Haus. Bauen im biologischen Kreislauf.“ HafenCity Universität Hamburg

Fotoserie

Fotos von Támi Forgó; Foto Nr.4 bearbeitet von Lennard Thier

Abb.2: Konstruktionsmöglichkeiten einer Hanfkalkwand in Kombination mit Holzständerwerk

Forgó, Támi (2023): Hanfkalk – Vergleich einer alternativen und konventionellen Bauweise anhand eines Referenzhauses. Bachelor-Thesis. Hamburg, HafenCity Universität.

Zuletzt geändert: Donnerstag, 19. Dezember 2024, 10:31