Rhythmik in der Förderschule - Stephanie Adametz & Arne Thürey
Jeki am Hirtenweg -
Lernen und Wachsen durch Rhythmik
Die Schule am Hirtenweg ist eine Schule für körperlich behinderte Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Sie ist eine von über 60 Hamburger Schulen die an dem Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi) der Behörde für Schule und Berufsbildung teilnimmt.
Im regulären Schulbetrieb beinhaltet der Jeki-Unterricht für Klasse 3 und 4 instrumentalen Gruppenunterricht. Die Schüler*innen legen sich für zwei Jahre auf ein Instrument fest.
An der Schule am Hirtenweg wird das Konzept entsprechend der
Voraussetzungen der Schülerschaft angepasst und offener ausgelegt. Es kann mit
einem flexibel geführten Instrumentenkarussell verglichen werden. Jedes Kind
bekommt die Möglichkeit im Laufe der Schuljahre unterschiedliche Instrumente zu
spielen.
Als Rhythmik- Lehrkräfte vermitteln wir, Stephanie Adametz und Arne Thürey, die
Grundlagen des Instrumentalspiels und die allgemeine Freude am Musizieren.
Dabei legen wir unseren Fokus sowohl gezielt auf die emotionale und soziale
Förderung als auch auf die Entwicklung des persönlichen Ausdrucks des Kindes.
In unserer Arbeit werden wir am Hirtenweg durch FSJler*innen und Erzieher*innen unterstützt, die mit den Bedürfnissen jedes einzelnen Kindes vertraut sind. Dieser erhöhte Betreuungsschlüssel verbessert die Möglichkeit, auf die individuellen Interessen und Fertigkeiten des Kindes im Unterricht einzugehen und schafft einen entspannten, sensiblen Lernraum, in dem jedes Kind seine Zeit bekommt und gesehen wird.
Kinder mit körperlichen und geistigen Einschränkungen zu unterrichten, war zunächst ein ganz neues Terrain, da Heil- oder Sonderpädagogik nicht Bestand unserer Ausbildung waren. Doch wurde schnell deutlich, dass uns gerade die Rhythmik zahlreiche Ansätze liefert, diese Zielgruppe ganzheitlich zu fördern und ein Angebot zu schaffen, dass die Kinder auf ihrem Entwicklungstand abholt.
Jeki als Rhythmiker*in zu unterrichten bedeutet, alle Sinne mit einzubeziehen und Musik über Bewegung, Sprache und Material erfahrbar zu machen. Die Kinder erleben sich im Unterricht als selbstwirksamen Teil der Gruppe („ich führe-alle folgen“), was ihr Selbstvertrauen stärkt. Durch Improvisationen fördern wir Kreativität und persönlichen Ausdruck. Bewusste Gestaltung der Parameter Raum/Zeit/Kraft/Form liefern immer neue Spielmöglichkeiten, Bekanntes zu variieren.
Sicher erreichen wir nicht immer alle Kinder gleichermaßen und es gibt wie bei allen Kindern gute, sehr gute und schlechte Tage. Aber es gibt vor allem viel Spaß am Tun und oft sehr direktes Feedback: plötzlich aufblitzende Freude in den Augen, staunend geöffnete Münder, wildes Vor- und Rückschaukeln, ein laut ausbrechendes Lachen oder andere Lautäußerungen – diese spontanen Äußerungen von Glück schätzen wir sehr.
Sehr wertvoll ist zudem die seltene Möglichkeit für uns als
Lehrkräfte, im Team arbeiten zu dürfen.
Die Stunden werden gemeinsam geplant, durchgeführt und auch nachbesprochen. So
profitieren wir jeweils von Erfahrungsschatz und Ideenfundus des/der anderen
und vom Austausch miteinander. Im Unterricht erleben die Kinder zwei
unterschiedliche Menschen mit ihrer eigenen Wesensart: Wir haben unseren
jeweils eigenen Ausdruck in Stimme und Körper, unsere persönliche Note und
dadurch auch einen individuellen Zugang zu den unterschiedlichen Kindern.
Durch unsere Tandem-Arbeit tritt der besondere Fall ein, dass zwei Geschlechter vertreten sind und von den Kindern als Vorbild erlebt werden können. Zudem ist es uns möglich die Rollen und Aufgaben immer wieder zu tauschen. Mal ist Herr Thürey am Instrument und Frau Adametz in Bewegung im Raum und mal anders herum. Unser Miteinander gestalten wir fließend und improvisierend, manchmal auch scherzend oder gespielt empört. Im Duett eröffnen sich so neue Gestaltungsräume, die wir mit Freude nutzen.
Stephanie Adametz & Arne Thürey, Juli 2023