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Interview mit Luise Meergans

Abschlussbedingungen

Als Leitung des Bereiches „Kinderrechte & Bildung: Kinderrechtsvermittlung“ beim Deutschen Kinderhilfswerk betreut Luise Meergans die Internetseite kindersache.de. Im Interview erklärt sie, wie Themen wie Scheidung, Tod oder Mobbing zielgruppenspezifisch für Kinder aufbereitet werden sollten

Wenn wir über Krisenthemen berichten, dann ist es uns ganz wichtig, dass wir gut auswählen, wie oft wir über Krisenthemen berichten und auch über welche Krisenthemen wir berichten.

Denn es handelt sich hierbei oft um belastende Themen, die sowohl der Redaktion, als auch der Leserschaft nicht leichtfallen. Die Stammleserschaft von kindersache.de ist 8 bis 12 Jahre alt, weshalb es gut überlegt sein sollte, womit die Kinder konfrontiert werden. Wird zu viel über Krisenthemen berichtet, kann bei der Zielgruppe schnell der Eindruck entstehen, dass ihre Welt nur aus solchen besteht. Dies gilt es zu vermeiden. Laut Luise Meergans geht es vor allem darum, Kindern keine Angst zu machen, sondern ihnen vielmehr Mut zuzusprechen und Krisenthemen möglichst „positiv“ darzustellen.

Wir versuchen den Kindern Perspektiven aufzumachen, die ihnen bisher nicht sichtbar waren.

Dazu zählt auch, dass über schwierige Themen nur einmal berichtet wird und es keine Wiederholungen gibt, um eine zu starke Präsenz zu vermeiden. Auch die Möglichkeit einer öffentlichen Diskussion soll den Umgang mit Krisenthemen erleichtern. Durch eine Kommentarfunktion auf kindersache.de können die Kinder sowohl im Austausch mit der Redaktion stehen als auch untereinander. Durch ein Kontaktformular besteht zudem die Option, die Redaktion direkt und anonym zu kontaktieren. Dieser Weg wird vor allem bei Krisenthemen gewählt. Luise Meergans und ihr Team erhalten so sehr private Einblicke in die Lebenswelt der Kinder. Hierbei kommen Themen wie Kindergeldverwehrung, körperliche und psychische Gewalt, Essstörungen, (Cyber-)Mobbing und noch viele weitere zur Sprache. Dennoch sagt sie

Wir sind kein Beratungsangebot. […] Wir können ihnen Tipps geben, […] ihnen im Sinne der Kinderrechte Argumentationshilfen geben.

Nicht alle Krisenthemen werden von kindersache.de behandelt: Schwere Themen wie psychischer und körperlicher Missbrauch, Mordanschläge auf Kinder oder sexueller Missbrauch werden von der Redaktion abgelehnt. Hier wird an professionelle Beratungsstellen verwiesen oder im Zweifelsfall auch das Jugendamt oder die Polizei alarmiert.

Das sind Themen, mit denen wollen wir Kinder nicht konfrontieren, das kann auch nicht unsere Aufgabe sein.

Viele Menschen sind der Meinung, man sollte Kinder von Krisenthemen fernhalten, um sie nicht unnötig zu belasten. Berichtete kindersache.de in der Vergangenheit über entsprechende Themen, so hagelte es oft Kritik aus der Erwachsenenwelt. Ganz im Gegenteil zu den Reaktionen der Zielgruppe selbst: viele Kinder geben positives Feedback, wenn über Krisenthemen berichtet wird. Denn konfrontiert werden sie mit diesen Themen sowieso, ob zu Hause vor dem Fernsehen, beim Vorbeilaufen an den Zeitungen des Kiosks oder auf dem Schulhof.

Unsere Verantwortung liegt darin, Kindern diese Informationen, die sie eh bekommen, kindgerecht zugänglich zu machen, damit sie diese verstehen und verarbeiten können. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich selbst zu diesen Informationen zu verhalten und diese besser einschätzen zu können. Sie sollen mit Emotionen, die bei ihnen entstehen, besser umgehen können.

Downloads:

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Interviewtext (DOCX)

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Lizenz
Interview mit Luise Meergans von Bérénice Rupprecht, Merle Wichmann, Nena Todorovic ist, wenn in Teilen nicht anders angegeben, lizensiert unter CC-BY-NC Creative Commons 4.0
Zuletzt geändert: Montag, 12. August 2024, 12:48