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Krisenthemen in der eigenen Lebenswelt

Abschlussbedingungen

Was heißt „verliebt sein“? Wie löse ich einen Streit? Was kann ich tun, wenn ich gemobbt werde? Diese und viele weitere Fragen beschäftigen Kinder. Auch in den Suchanfragen der Kindersuchmaschine FragFinn tauchen diese Themen vermehrt auf. In der folgenden Grafik werden einige Beispiele von Kindern selbst vorgelesen.

Die Berichterstattung über diese und weitere Themen, die Kinder beschäftigen, ist oftmals nicht adressatengerecht gestaltet. So werden zum Beispiel emotional aufgeladene Bilder oder Musik verwendet. Themen werden teils überdramatisiert dargestellt und verunsichern mit Bildern, Musik oder Texten Kinder stark.

Emotionale Verunsicherungen bei Kindern sind dann zu beobachten, wenn geliebte und vertraute Personen bedroht, reale Opfer in Nachrichten- und Informationssendungen gezeigt werden und die Fantasie nahe legt ‚das könnte mir und meinen Eltern auch passieren. (Rogge 2003, S.54)

Wenn Kinder verunsichert sind, suchen sie konkrete Antworten, um ihre Ängste abzubauen und notwendige Vorkehrungen für sich treffen zu können. Demnach sollten die Antworten auf Fragen zu problematischen Themen in der eigenen Lebenswelt für Kinder entsprechend aufbereitet werden.

Was ist bei einer Berichterstattung zu beachten, damit diese keine Ängste schürt?

Da Kinder sich auf der Basis der Berichterstattung ein erstes Bild von einem Thema machen, ist es wichtig, dass eine realitätsnahe Darstellung gewählt wird. Damit sie sich auf einen Text oder ein Video einlassen können, ist es empfehlenswert, einen reportagen-artigen und szenischen Einstieg zu wählen, der ein „Aha-Erlebnis“ auslöst und eine Nachvollziehbarkeit ermöglicht. Anschließend sollten die wichtigsten Informationen mit einfachen Worten sachlich und kindgerecht dargestellt werden. Dabei sollte keine übertrieben kindliche oder verniedlichende Sprache verwendet werden. Auf Spekulationen, Übertreibungen und Ironie sollte verzichtet werden. Aus Gründen der Objektivität sollte ein Thema aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Um keine Angst zu schüren, sollten keine emotional aufgeladenen Bilder, Videos oder musikalischen Untermalungen genutzt werden. Auf Naheinstellungen von Toten oder Schwerverletzten sollte verzichtet werden, es ist empfehlenswert, stattdessen mit grafischen Elementen wie Trickelementen in Form von Erklärstücken oder Infografiken zu arbeiten.

Bei schwierigen Situationen wie Streit oder Mobbing sollten konkrete Tipps gegeben werden, wie man sich in einer solchen Situation verhalten kann. Um Kinder nicht mit Ängsten zurückzulassen, sollte ein hoffnungsvolles und Mut machendes Ende geschrieben werden.

Weitere Hinweise sind in der Checkliste zu finden.

Krisenthemen und Ängste

Wenn die Berichterstattung über ein Krisenthema emotionale Verunsicherungen oder Ängste auslöst, ist es wichtig, Kinder mit diesen Themen und den dazugehörigen Medieneindrücken nicht alleine zu lassen. Damit Kinder diese Themen entsprechend verarbeiten können, sollten Eltern sowie Pädagoginnen und Pädagogen Hilfen zur Verarbeitung bieten können, um entstehende oder bereits vorhandene Ängste nehmen zu können.

In Gesprächen zuhause, im Kindergarten oder in der Schule müssen Kinder ihre Gefühlslage und ihre Gedanken frei äußern können und sich dabei ernstgenommen fühlen.

Tipps für Gespräche über Krisenthemen:

  • Kinder ernst nehmen
  • altersgemäße Antworten finden
  • nur die Fragen der Kinder beantworten
  • sachliche Informationen erzählen
  • ehrlich und offen antworten
  • Unsicherheiten und Gefühle zugeben
  • alles, was gesagt wird, sollte der Wahrheit entsprechen
  • Vermutungen und Gerüchte nicht im Raum stehen lassen, sondern kommentieren
  • fragen, woher Kinder etwas gehört haben
  • Spekulationen nicht unterstützen
  • Kindern die Gewissheit geben, dass sie sich auf den Halt ihrer Eltern verlassen können
  • Geborgenheit vermitteln
  • Kindern Zeit geben
  • Anbieten: Eindrücke zu malen oder nachzuspielen

Das sollte vermieden werden:

  • Beschwichtigungen oder Rationalisierungen
  • Hintergründe oder lange Begründungen

Kinder gehen sehr unterschiedlich mit ihren Angstszenarien um, da Ängste sehr individuell sind. Ängste von Kindern hängen von der intellektuellen und der gefühlsmäßigen Entwicklung ab. Zudem wird die Wahrnehmung erst allmählich bei Kindern entwickelt und sie können somit erst im Laufe der Zeit Distanzierungstechniken entwickeln.

Deshalb sind Ängste und heftige Reaktionen auf Fernsehsendungen häufig nicht vorhersehbar. Rationalisierungen wie „Das ist nur ein Film“ sind in solchen Situationen häufig folgenlos, Kinder selbst müssen über Distanzierungstechniken verfügen: die Nutzung eines Mediums abbrechen, sich die Augen und Ohren zuhalten, Nebentätigkeiten aufnehmen, reden und sich der Nähe und Geborgenheit durch Bezugspersonen vergewissern. Kinder brauchen von ihrer Umgebung Halt, Geborgenheit und so viel Normalität wie möglich und zudem Zeit, um ihre Ängste und Unsicherheiten zu verarbeiten.

Kindern helfen weder Hintergründe und langatmige Erklärungen noch theoretische Begründungen. Sie sind aufnahmebereiter, wenn man nur auf die Fragen Antworten gibt, die sie von sich aus stellen. Dabei kann es vorkommen, dass Kinder sich Zeit nehmen, bis sie fragen. In sich gekehrte Kinder versuchen zunächst, selbst Antworten auf ihre Fragen zu finden. Daher sollten sich Eltern für Fragen stets zur Verfügung halten.

Auch Vermutungen und Gerüchte werden von Kindern aufgeschnappt, diese sollten entsprechend kommentiert werden. Zudem sollte bei Gehörtem gefragt werden, woher das Wissen stammt. Es ist wichtig, dass Kinder Gewissheit bekommen. Dafür sollte man sachliche Informationen zum Geschehen geben, indem man nur gesicherte Fakten erzählt und keine Spekulationen unterstützt. Es sollte stets nachgefragt werden, ob noch Fragen bestehen.

Ängste können schöpferisch bewältigt werden, indem beispielsweise Ängste und Eindrücke nachgespielt oder gezeichnet werden. Die spielerische Begegnung mit Ängsten kann in Furcht und Schrecken sowie in Unlust und Frustration umschlagen.


Quellen:

  • Färber, Margret & Martina Lutz (2014): … plötzlich mit dem Tod konfrontiert. Leitfaden für Kitas mit Notfallplänen, Checklisten und Hilfen zur Trauerbegleitung. München: Don Bosco Medien GmbH.
  • Geretschläger, Ingrid (2003): Medienkompetenz gefragt. In: Mit pädagogischem Blick. Televizion, S. 62-65.
  • Rogge, Jan-Uwe (2003): „Ob auch Kinder überlebt haben?“. Wie Kinder mit Tod, Trauer und Sterben in Fernsehnachrichten umgehen. In: Mit pädagogischem Blick. Televizion, S. 54-61.

Downloads:

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Krisenthemen in der eigenen Lebenswelt von LJulia Albertsen ist, wenn in Teilen nicht anders angegeben, lizensiert unter CC-BY Creative Commons 4.0
Zuletzt geändert: Montag, 12. August 2024, 12:36