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Einführung ins Thema

Wie kein zweiter technischer Gegenstand erscheinen Smartphones allgegenwärtig[1] und stehen dabei exemplarisch für den digitalen Wandel. Sie ermöglichen ständige Erreichbarkeit, ortsunabhängigen Zugang zu Informationsressourcen, sozialen Austausch oder zeitunabhängige Kommunikation; andererseits verkörpern sie aber auch Abhängigkeiten, soziale Entfremdung und technologisch induzierten Stress.

Der digitale Wandel drückt sich nicht allein durch Smartphones aus, sie sind eher als Effekt der kontinuierlichen Digitalisierung, die spätestens mit der Etablierung des Internets Einzug gehalten hat, anzusehen. Vielmehr offenbart sich der digitale Wandel in seiner ganzheitlichen Transformation und Vernetzung aller Lebensbereiche. So spiegelt sich die Digitalisierung programmatisch u.a. in wirtschaftlich-politischen Aspekten hinsichtlich eines Postulats einer möglichst optimierten Wertschöpfungskette wider: die vierte industrielle Revolution, oder „Industrie 4.0“[2]. Ebenso erfolgt, z.B. in der Betrachtung sozio-technologischer Aspekte der Mensch-Technik-Interaktion, ein gesellschaftlich-politischer Diskurs über mögliche Folgen und Herausforderungen der Zukunft der Arbeitswelt – referenzierend auf die vierte industrielle Revolution mit dem Schlagwort „Arbeit 4.0“ versehen – unter dem Paradigma fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung[3]. So zeichnet sich auf Grund der technologischen Entwicklung eine Veränderung von beruflichen Arbeitsprozessen und Kompetenzen ab, insofern „stark von Routine geprägte Tätigkeiten […] nicht mehr im heutigen Umfang gefragt sein [werden]. Dafür wird es mehr auf Flexibilität und Methodenkenntnisse beim Einsatz von digitalen Technologien ankommen.“ (BMWi 2016, S. 49)

Abseits von gesellschaftlichen, politischen und institutionell-strukturellen Entwicklungen und sich daraus ergebenden Herausforderungen für Bildungsinstitutionen, nehmen auch technologische Entwicklungen maßgeblich Einfluss darauf wie wir lernen und lehren. Dabei nimmt die zunehmende Digitalisierung und die damit einhergehende Globalisierung aber auch Demokratisierung von Lehr-/Lernprozessen einen maßgeblichen Faktor ein[4].

Der Begriff der Digitalisierung ist relativ weit gefasst und wird mit einer Vielzahl von Aspekten jeweils kontextuell ausdifferenziert[5]. So spannt sich im Bildungskontext bei der Auseinandersetzung mit der Frage, welche Möglichkeiten digitale Medien bieten, eine Vielzahl von (teilweise unscharfen) Begrifflichkeiten auf (Howe und Knutzen 2014, S. 15). Hierbei zeigt sich, dass das Topos des „E-Learning“ zunehmend Begriffen wie „Digitale Bildung“ (BMBF 2016, S. 8; Opiela und Weber 2016, S. 10) oder „Digitale Lernkultur“ (BMWi 2016, S. 50) weicht. Dieser Veränderungsprozess zeigt eine veränderte Sichtweise auf Digitalisierung im Bildungskontext auf: das eher technikorientierte Verständnis von Digitalisierung, mit dem Fokus auf konkrete Instrumente zum Einsatz bei Lernprozessen, weicht einer ganzheitlichen Betrachtung von digitalen Medien unter dem Eindruck eines pervasiven Digitalisierung in allen Lebensbereichen (Kerres 2016, S. 170; Scheer und Wachter 2018, S. 82). Der „digitalen Lernkultur“ kann dabei, bezugnehmend auf die ihr zugeschriebenen Potentiale, die Funktion eines Katalysators – im Sinne flexiblen, zeit- und ortsunabhängigen Bildungserwerbs – einnehmen, die „individualisiertes und kooperatives Lernen erleichtern und helfen, Inklusion zu verwirklichen“ (BMBF 2016, S. 3). Bildung und damit verbundene normative Ziele werden dadurch nicht obsolet, die zentrale Rolle von Lernenden und Lehrenden sowie das Primat der Pädagogik werden bildungspolitisch bekräftigt (BMBF 2016, S. 3; Wanka 2017, 54). Vielmehr muss das Digitale als Ergänzung angesehen werden, um entsprechende digitale (Schlüssel-)Kompetenzen zu vermitteln (Medienbildung) und das Lernen mit Medien (Digital Mainstreaming) zu fördern (Opiela und Weber 2016, S. 10):

„Medienbildung und Digital Mainstreaming sind komplementär. Während bei der Medienbildung die reflexive Auseinandersetzung mit den neuen Technologien und ihren Möglichkeiten und Risiken im Vordergrund steht, werden durch das Digital Mainstreaming die Nutzung digitaler Mittel zur Lösung von Problemen aus unterschiedlichen Anwendungsbereichen erlernt und eingeübt. Medienbildung und Digital Mainstreaming sollten in der Bildungsstrategie daher gleichermaßen Berücksichtigung finden. So können die positiven Potenziale der Digitalisierung für den Bildungssektor voll ausgeschöpft und gleichzeitig die Risiken adressiert und verringert werden.“


Verbunden mit digitalen Medien im Bildungskontext sind wichtige gesellschaftliche Debatten um das für und wider, die Potentiale und die möglichen Risiken. Pauschenwein und Lyon (2018, 150 f.) zeichnen eine Debatte im Dienst der Angstabwehr vor einer digitalen Zukunft, die zwischen den Extremen der „Verliebten“ in technische Entwicklungsmöglichkeiten und Vertretern eines humanistischen Bildungsideals geführt wird. Eine Zusammenfassung der entgegengesetzten Positionen beider Lager leisten Opiela und Weber (2016, S. 24).

Die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Digitalisierung zeigen auf, dass im Allgemeinen eine ergebnisoffene und reflektierte Debatte hinsichtlich des Einsatzes digitaler Medien im Bildungskontext nötig ist, da davon ausgegangen werden muss, dass die durch die Digitalisierung angestoßenen globalen Transformationsprozesse nicht mehr reversibel sind. Lehrenden kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu, insofern – im Rahmen des Primats der Pädagogik – digitale Bildung einer situativen Analyse und begründeten Entscheidung bedarf, um Lernprozesse gezielt fördern zu können. Daher darf Digitalisierung auch nicht als Rationalisierungsmaßnahme verstanden werden, da die Fort-/Ausbildung von Lehrkräften in diesem Bereich und die Schaffung leistungsfähiger Infrastrukturen einen entsprechenden Ressourceneinsatz benötigt.