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Episode 0, Intro: „Die digitale Transformation des Kulturmanagements“

Abschlussbedingungen
 
Die digitale Transformation des Kulturmanagements - Intro - Martin Zierold

Video-Deskription: Stellen wir uns vor, ein Mensch hat die letzten 25 Jahre abgeschieden auf einer einsamen Insel verbracht, ohne Zugang zu Internet, Fernsehen oder anderen Medien. Heute kehrt er zurück und läuft durch eine deutsche Fußgängerzone. Er wird vieles nicht verstehen: Was sind diese seltsam leuchtenden Dinger, auf die alle Menschen fortwährend starren? Viele vertraute Geschäfte gibt es nicht mehr. CD-Läden, Videotheken, manch kleine Buchhandlung als markanteste Beispiele. Dafür wimmelt es nur so von gelben, braunen und blauen Kastenwagen, Leihfahrräder stehen in bunten Farben an einigen Straßenecken und der Cappuccino wird nicht mehr mit Sahne und Kakaopulver serviert, sondern mit Soja Milch und schnörkeligen Latte-Art Bildern, muss dafür aber in einer neuen Währung bezahlt werden, in der er statt zwei Mark gut vier Euro kostet. Anschließend kommt unser Insulaner an den Platz, an wo das städtische Theater und die Kunsthalle stehen. Schnell flüchtet er sich ins Foyer von einem der Häuser. Und der heimgekehrte Mensch kann durchatmen. Hier ist ihm die Welt wieder vertraut, wenig Veränderungen auszumachen. Er kann sich ohne Probleme zurechtfinden. Ja, selbst die Menschen im Gebäude sehen noch weitgehend genauso aus, wie er sie in Erinnerung hat. Meist ältere Generationen und weniger bunt, als in der Fußgängerzone vor dem Haus. Wie verändert sich unsere Gesellschaft aktuell und was bedeutet dies für die Rolle von Kunst und Kultur in der Gesellschaft? Wie kann, wie sollte, das Kulturmanagement reagieren? Was sind die größten Herausforderungen für Theater, Museen, Orchester, also die großen Institutionen der Hochkultur. Und womit sehen sich kleiner Initiativen, Akteure und Akteurinnen der Sozio- oder Subkultur konfrontiert. Welche Chancen eröffnen sich auch? Wie können sinnvolle und stimmige Strategien entwickelt werden und meist noch schwieriger: Wie können diese Strategien dann unter den Bedingungen, meist knapper Ressourcen und vieler andere Restrektionen, umgesetzt werden? Für Kultureinrichtungen gibt es auf all diese Fragen keine einfachen Antworten. So groß auch die Sehnsucht nach klaren Handlungsanweisungen und einfachen Rezepten ist. Zu dynamisch ist der Wandel, zu unterschiedlich sind auch die lokalen Bedingungen, als dass „Copy und Paste Strategien“ funktionieren könnten. Wenig hilfreich ist es in jedem Fall, Digitalisierung nur technologisch zu begreifen. Beispielsweise alleine darüber zu diskutieren, ob eine Einrichtung mit Google kooperieren soll oder nicht. Ob sie auf Instagram oder Snapchat präsent sein muss oder nicht. Ob sie eine App anbieten soll oder nicht. Und so weiter… Diese Fragen sind alle relevant, aber immer erst in einem zweiten Schritt. Zunächst stellen sich durch die Digitalisierung noch einmal ganz neu die ganz großen Fragen: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Welche Rolle soll darin unsere Einrichtung haben? Welche Ressource, welchen Wert können und möchten wir für unsere Stadt, unsere Region, oder auch darüber hinaus darstellen? Welche Communitys, welche Stakeholder möchten wir erreichen? Wie können wir sie am besten einbeziehen? Erst wenn ich diese Fragen beantworten kann, kann ich mich digitalen Technologien als Instrumenten bedienen, um meine strategischen Ziele zu erreichen. Anstatt mich durch jede neue digitale Entwicklung, durch jede Plattform und jeden neuen Hype treiben zu lassen. So unterschiedlich Kulturorganisationen sind, so unterschiedlich müssen auch die Antworten auf diese Fragen ausfallen und so unterschiedlich dann auch die digitalen Aktivitäten der Organisationen. Wo für die eine Einrichtung ein radikaler Wandel und eine weitgreifende Digitalisierung ein vielversprechender Weg sein kann, mag für eine andere ein sehr behutsames Vorgehen und ein weitgehender Fokus auf den analogen Raum richtig sein. Gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen befassen wir uns am Institut KMM mit diesen und weiteren Fragen, die sich im Zusammenhang der vielfältigen gesellschaftlichen Veränderungen der Gegenwart für das Kulturmanagement stellen. Wie komplex das Themenfeld „Digitalisierung“ für das Kulturmanagement ist, werden Ihnen die folgenden Videos noch weiter verdeutlichen. Einige Kolleginnen und Kollegen präsentieren Ihnen in welch unterschiedlichen Feldern des Kulturmanagements Digitalisierung eine Rolle spielt. Sie gehen dabei auf ihr jeweiliges Spezialfeld ein, in dem sie sich besonders gut auskennen. Seien es beispielsweise das Urheberrecht, Storytelling, Journalismus, oder aber auch das Museum, das Managment von Ehrenamtlichen sowie auch die Herausforderungen vor denen das Projektmanagment im Kulturalltag steht. Die Protagonistinnen und Protagonisten unsere Videoreihe stellen nicht nur da, welche Herausforderungen und Chancen sich für ihr Thema ergeben, sondern geben auch einen Ausblick wohin die Reise des Kulturmanagements im Bezug auf die digitale Transformation gehen kann. Wir möchten Sie heute einladen uns auf diese Reise zu begleiten!

 
Der technische Wandel verläuft rasant und deshalb stellen wir uns die Frage, wie sich die Digitalisierung auf das Kulturmanagement auswirkt: Wie sehen Museen in zehn Jahren aus? Was dürfen Nutzer auf YouTube machen? Welche Rolle spielen dabei kulturpolitische Entscheidungen? 

Dieses Video leitet die neue Reihe „Grundlagen des Kulturmanagements – Die digitale Transformation des Kulturmanagements“ ein. Martin Zierold steckt den inhaltlichen Rahmen ab, in dem sich das Projekt bewegt und geht darauf ein, welche Relevanz das behandelte Thema für das Kulturmanagement hat.

Zur Person Martin Zierold ist Leiter des Instituts KMM Hamburg und Inhaber einer Zajadacz Stiftungsprofessur für Innovation durch Digitalisierung. Zu seinen Lehrgebieten zählen insbesondere Gesellschaftstheorie, soziale und kulturelle Transformationen, Organisationstheorie und Change Management. 
 
 
Zuletzt geändert: Samstag, 21. September 2024, 11:48