Episode 9: "Die digitale Transformation des Kulturmanagements" – Wirtschaft
Wirtschaft - Friedrich Loock
Video-Deskription:
Wie wirkt sich die Digitalisierung auf das Wirtschaften aus? Immer wieder hört man, dass Kultur und Wirtschaften nicht gut zusammenpassen würden, denn Wirtschaften sei gleichbedeutend mit Maximierung des Gewinns. Dagegen strebe Kultur nach Nutzenstiftung und nicht nach Gewinnorientierung. Doch Gewinne maximieren ist gar nicht Ziel von Wirtschaften. Seine Aufgabe ist es vielmehr ein bestmögliches Verhältnis zu suchen und zu finden, zwischen dem, was man hinein gibt und dem, was man damit erreichen kann. Also zwischen Input und Output. Wirtschaften schmälert also gar nicht die Freiräume der Kultur, sondern es bemüht sich vielmehr innerhalb gesetzter Grenzen Freiräume für die Kultur zu schaffen und zu sichern. Hierfür müssen viele Zahlen, Daten und Fakten ermittelt werden. Diese werden dann miteinander verglichen und verbunden. Als das ist ausgesprochen vielschichtig und komplex und je mehr Einflussfaktoren berücksichtigt werden müssen, desto unübersichtlicher und schwieriger wird es. Die Ermittlung all dieser Zahlen, Daten und Fakten übernimmt das Controlling. Daher ist der gedankliche Sprung von Wirtschaften zum Controlling und dann zur Digitalisierung gar nicht weit. Und tatsächlich: Computer und Programme können das suchen und finden eines bestmöglichen Verhältnisse zwischen Input und Output erheblich erleichtern. Und somit trägt Digitalisierung im Kulturbüro ganz unmittelbar dazu bei, Freiräume für die kreative Gestaltung zu schaffen. Wie wird innerhalb des Wirtschaften in der Kultur mit den Herausforderungen und Chancen umgegangen? Hartnäckig hält sich die Sorge Wirtschaften würde der Kultur Freiräume nehmen. Schauen wir uns beispielsweise einmal Kultureinrichtungen in öffentlicher Trägerschaft an. Also Stadttheater, Staatsorchester oder auch Kulturstiftungen des öffentlichen Rechts. Hier sehen wir, dass gar nicht Wirtschaften der Kultur Grenzen setzt, sondern das tut die Politik. Es sind die Parteien und das Parlament, die Kostenrahmen und Kennzahlen definieren. Also zum Beispiel Auslastung, Kartenverkäufe oder Stellenplan. Sie also begrenzen und verengen die Freiräume für kreative Gestaltung. Die Kulturverwaltung, zuständig für das Wirtschaften, hat viel mehr die Aufgabe innerhalb dieser politisch gesetzten Grenzen für die Kultur Entfaltungs- und Gestaltungsräume zu suchen und zu finden. Controlling erleichtert dieses suchen und finden. Digitalisierung wiederum erleichtert das Controlling. Viele meinen sogar, dass ein fundiertes Controlling erst dank Digitalisierung möglich sei, besonders in der Kultur. Denn Kultur sei ein solch komplexes Gebilde, dass man sämtliche Einflussfaktoren nur mit digitaler Hilfe in Gänze erfassen könne. So erstaunt es, dass viele Kultureinrichtungen noch erheblichen Nachholbedarf haben, bei der Digitalisierung von Controlling. Wir erkennen, dass auch hier vor allem die Politik für den Nachholbedarf verantwortlich ist. Sie ist oft nicht ausreichend Willens ihre Einrichtungen mit den erforderlichen Digitalisierungsdingen auszustatten. Es fehlen Finanzmittel für eine angemessene digitale Infrastruktur, mit entsprechenden Anlagen, entsprechenden Datenübertragungen und entsprechender Software. Es fehlt häufig auch an Finanzmitteln, für eine angemessene Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie ist es in 10 Jahren um das Wirtschaften in der Kultur bestellt? Wir schreiben das Jahr 2028. Wir wachen in einem Kulturbüro auf. Unser Schlaf war keineswegs von Beginn an erquickend, denn zum Zeitpunkt des Einschlafens, war beispielsweise die Sorge um Arbeitsplätze groß, denn damals hieß es, dass vieles von dem, was bis dato von Menschen an Daten gehegt und gepflegt wurde, alsbald Computer übernehmen können. Wird somit Büroarbeit entbehrlich? Werden die Menschen im Kulturbüro bald ohne Arbeit sein? So begann dann der zehnjährige Schlaf ausgesprochen unruhig, begleitet von bedrohlich wirkenden Albträumen. Und also wachen wir wieder auf, wir sehen Menschen an Tischen sitzen, etwas auf Tastaturen eingeben und von Bildschirmen ablesen. Auch sehen wir Menschen, die miteinander sprechen, sich austauschen, gemeinsam Pläne schmieden, Bühnenbilder skizzieren, Ausstellungen konzipieren, Orchesterstimmen einrichten. All dies sahen wir auch vor 10 Jahren schon, nur damals befürchteten wir, dass all das mit der Digitalisierung verschwinden werde. Hat sich überhaupt etwas in den zehn Jahren verändert? Als wir am nächsten Tag in dasselbe Kulturbüro kommen, sitzen an einigen Schreibtischen andere Menschen, als gestern. Als wir nachfragen sagt man uns, dass einige Kolleginnen und Kollegen an den andere Tagen der Woche Home Office- Tage hätten und nur heute hier seien. Andere wiederrum kämen jeden Tag, weil sie hier besser arbeiten könnten als zuhause. Sie alle dürften ihre Arbeitszeiten und ihren Arbeitsort weitgehend frei gestalten. Denn sie seien alle digital miteinander verbunden und somit jederzeit und überall auf dem aktuellen Stand der Dinge - dank Digitalisierung. Uns fällt jedoch auf, dass das Kollegium im Büro vergleichsweise jung ist. Man sagt uns, dass es in den vergangenen Jahren einen durchaus schmerzlichen Entwicklungsprozess innerhalb der Belegschaft gegeben habe. Es sei eine ziemlich schwierige Zeit gewesen, da nicht alle Kolleginnen und Kollegen den digitalen Wandel mitgemacht hätten. Und das habe keineswegs allein daran gelegen, dass sich diese verweigert hätten. Manche hätten sich einfach emotional überfordert und allein gelassen gefühlt. Daher hätten sie das Kulturbüro verlassen.