Rhythmik für Instrumentalist:innen - Prof. Elisabeth Pelz
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Sensing, feeling, performing - Rhythmik / Musik und Bewegung mit Instrumentalist:innen
Die Ansätze der Rhythmik innerhalb der körperorientierten Lehre ermöglichen einen ganzheitlichen Ansatz, der den Studierenden unterschiedlichste Wege zur Verfügung stellt, den Körper wahrzunehmen, zu organisieren, kreativ zu entfalten und auf die Anbahnung von Störfaktoren, wie Fehlhaltungen etc. zu reagieren, mit und ohne Instrument, mit medialer Unterstützung und ohne, mit und ohne Musik im Prozess von „Sensing – Feeling – Performing“.
Ich versuche einen Übergang von funktioneller Bewegung in einen komplexeren Bewusstseinsmodus während des künstlerischen Tuns zu ermöglichen.
Darüber hinaus geht es um die Entfaltung der eigenen Musiker:innenpersönlichkeit aus der Idee heraus, den Körper wahrnehmend zu machen und so zur Klangbildung unterschiedlichste Perspektiven hinzuziehen zu können, einen individuellen Übungskanon und differenzierte Bewusstseinsmodi zu entwickeln.
Diese Ansätze können Begeisterung für Bewegung entfachen, wecken Neugierde und stellen ein Körperwissen bereit, dass Präzision, Intensität, Präsenz und klare Kontur für ihr Instrumentalspiel ermöglicht.
E. Jaques-Dalcroze (1907) schreibt in „Der Rhythmus als Erziehungsmittel für das Leben und die Kunst":
„Der Rhythmus ist physischer Natur, er ist die Bewegung der Materie in Zeit und Raum in logischer und verhältniswahrender Einteilung. Die Lebensaufgabe eines jeden Muskels besteht darin, Bewegungen von gewisser Stärke und gewisser Länge und in einem gewissen Raume hervorzubringen. Indem man die Verhältnisse dieser drei Bewegungselemente logisch ordnet, ruft jeder Muskel einen rhythmischen Eindruck im Gehirn hervor und dieses setzt die Summe der Eindrücke um in Willen, d. h. in regelmässige Gewohnheiten, in stete spontane Aktionsbereitschaft und in gänzliche Freiheit der Vorstellung. So werden die Bewegungskräfte des Geistes gebildet.“
"Gerade das zuletzt genannte Zitat erscheint wie ein komprimiertes Manifest der von Jaques- Dalcroze entwickelten „Rhythmik“, das somit offensichtlich einer pianistischen Keimzelle, zumindest einem instrumentalpädagogisch-didaktischen Anliegen entsprang.“ (Schroedter, 2018) Weiter schreibt Schroedter in Ihrem Artikel auf der Spur der heute hochaktuellen Erforschung der Zusammenhänge der Propriozeption in Verbindung zu Dalcrozes Theorien zum Muskelsinn:
„…jener Sinn, der für die Wahrnehmung von Eigenbewegungen, aber auch für Eigenwahrnehmung über Bewegungen verantwortlich ist –, um sodann aus phänomenologischer Perspektive den Begriff eines „kinästhetischen Hörens“ als unmittelbare Verflechtung von auditiver Wahrnehmung mit (sichtbaren oder imaginären) Bewegungen zu etablieren.“
D.h. die Übersetzung in Bewegung hinterlässt Spuren im neuronalen Netzwerk und differenziert in jedem Transformationsschritt den musikalischen Ausdrucksgestus in Bezug zu Raum, Zeit und Kraft.
Stephanie Schroedter (2018). "The Mind is a Muscle – or: the Muscle is a Mind?", in: Atlas of Eurhythmics. Online hier --> Atlas of Eurhythmics