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2. Lufttransportsysteme

Completion requirements

4. Sicherheit & Lufttüchtigkeit

4.3. Worauf sind Flugunfälle zurückzuführen?

Mit welchen Flugzeugen?

Zum einen lässt sich beobachten, dass die Anzahl der Flugzeugtotalverluste pro 1 Million Flugbewegungen stark vom Flugzeugmuster abhängt. Es gibt also in der kommerziellen Luftfahrt definitiv sichere und weniger sichere Flugzeuge. Die gute Nachricht ist: Für Sie als Flugpassagier ist es trotzdem fast egal, in welches Flugzeugmuster Sie einsteigen, denn: Alle größeren Flugzeugmuster mit einer Totalverlustrate von mehr als 1 : 460000 (= 0,000217%) sind vollständig ausgemustert oder weltweit kaum noch als Passagierflugzeug in Betrieb.

Und es wird noch besser: Die am weitesten verbreiteten Baureihen von Verkehrsflugzeugen weisen allesamt Totalverlustraten von höchstens 1 : 3 Millionen (= 0,0000333%) auf. Und dies sind lediglich die Zahlen für Totalverluste im Sinne von Totalschäden am Luftfahrzeug. Nicht bei allen Totalschäden am Luftfahrzeug kommen auch Passagiere ums Leben.

In welcher Flugphase?

Während bei einem Flug von anderthalb Stunden Flugdauer (zum Beispiel Hamburg - Norditalien, Hamburg - Edinburgh oder Hamburg - Oslo) etwa 57% der Flugdauer auf den Reiseflug (Cruise) entfällt, ereignen sich während des Reiseflugs nur etwa 11% der Flugunfälle mit Todesfolge und etwa 21% der Todesfälle an Bord.

Im Gegensatz dazu ereignen sich etwa 22% aller Flugunfälle mit Todesfolge während der Landung, die nur etwa 1% der Flugdauer ausmacht. Da bei Flugunfällen während der Landung anders als im Reiseflug oft viele Passagiere überleben, beträgt der Anteil der sich an Bord ereignenden Todesfälle, der auf die Landung entfällt, immerhin nur etwa 15%.

Absolute Maxima sind im Diagramm rot markiert, während relative Maxima (gemessen am Anteil an der Flugdauer), die nicht zugleich auch absolute Maxima sind, orange markiert sind.

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Auffällig ist die hohe Anzahl der sich insgesamt an Bord ereignenden Todesfälle während des Voranflugs (Initial Approach) mit etwa 18% bei etwa 13% der Flugunfälle mit Todesfolge und immerhin etwa 12% Anteil an der Flugdauer.

Man könnte also sagen, wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass man an Bord eines Flugzeugs stirbt, dann zwar wahrscheinlich während des Reisefluges, jedoch wenn man an Bord eines Flugzeugs ist, das in einen tödlichen Flugunfall verwickelt wird, dann geschieht dies wahrscheinlich während der Landung. Auch auf die kurzen Phasen von Start und erstem Steigsegment (Takeoff Initial Climb) entfallen überproportional viele tödliche Flugunfälle und Todesfälle an Bord. Hinsichtlich der relativen Zahlen ist die Landung in jedem Fall der risikoreichste Flugabschnitt.

Auf welche Ursache (phänomenologisch)?

Hier sagt ein Bild mehr als tausend Worte.

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Der Mensch ist damit Fehlerquelle Nummer eins im Luftverkehr. Der hervorstechende Anteil der Flugunfälle, die primär auf die Besatzung zurückzuführen sind, ist jedoch auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Flugunfälle oft multikausal sind, da verschiedene Prozesse und Umstände zum Unfallgeschehen beitragen (so lässt sich etwa ein falscher Umgang mit dem ungewöhnlichen Verhalten eines Flugzeugs bei schlechtem Wetter auf mangelnde Erfahrung / Befähigung der Besatzung, das Flugzeug (beziehungsweise dessen Entwickler) oder das Wetter zurückführen).

In welcher Region?

Fast die Hälfte aller weltweiten Starts entfällt in den letzten Jahrzehnten auf Nordamerika. Ebenfalls ein verhältnismäßig großer Anteil der Starts findet in Europa oder in der Region Asien & Australien statt.

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Der Anteil der weltweiten Flugunfälle, der auf Nordamerika entfällt, ist nicht einmal halb so groß, wie der Anteil an den Starts. In absoluten Zahlen geschehen die meisten Flugunfälle in der Region Asien & Australien. Auffällig ist jedoch insbesondere der im Vergleich zum Anteil an den weltweiten Starts fast sechsmal so hohe Anteil an den Flugunfällen, der auf Afrika entfällt. Auch in Süd- & Mittelamerika ist der Anteil an den weltweiten Flugunfällen deutlich höher als der Anteil an den weltweiten Starts. Im Rahmen der erhobenen Daten ließe sich also sagen, dass die Luftfahrt in Nordamerika und Europa überdurchschnittlich sicher und in den übrigen erfassten Regionen unterdurchschnittlich sicher ist. Es lässt sich insgesamt eine Korrelation zwischen hohem durchschnittlichen pro Kopf Einkommen und wenigen Flugunfällen im Vergleich zum Anteil an den weltweiten Starts beziehungsweise niedrigem durchschnittlichen pro Kopf Einkommen und häufigeren Flugunfällen im Vergleich zum Anteil an den weltweiten Starts in Bezug auf die Regionen beobachten.