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10. Bau und Konstruktion

Completion requirements

1. 10. Bau und Konstruktion

1.3. 10.3 Kaskadennutzung von Holz

10.3 Kaskadennutzung von Holz


Ein großer Vorteil bei der Nutzung von Holz als Baustoff ist, dass mit dem Ende der Nutzungsdauer die Einsatzfähigkeit eben dieses Bauholzes nicht zwangsläufig enden muss. Je nach Zustand und Qualität des Altholzes kann dieses auf unterschiedlichste Arten und Weisen weiterverwendet werden. Dabei sollte das Altholz mehrere Stufen der Nutzformen durchlaufen. Dies kann anschaulich am Beispiel eines Kaskadenwasserlaufes erklärt werden. So wie das Wasser von Stufe zu Stufe langsam den Flusslauf hinabfliest und dabei mit jeder Stufe an potentieller Energie verliert, sollte auch das Altholz Nutzungsform für Nutzungsform genutzt werden. Analog zum Energieverlust des Wassers im Kaskadenwasserlauf verliert das Holz dabei mit jeder Nutzungsform an Struktur und kann nur mit großem Aufwand oder gar nicht mehr in die vorangegangene Nutzungsform überführt werden. Die einzelnen Nutzungsformen dieser sogenannten Kaskadennutzung werden im Folgendem kurz vorgestellt. 

Liegt das Altholz in guter Qualität vor, sollte dieses zunächst in Form von Vollholz weiterverarbeitet werden. Beispiele hierfür sind Möbel, Fußböden oder Wandvertäfelungen aus Altholz. Hierbei können optisch ansprechende Effekte erzeugt werden, wenn z. B. alte Balken zu einer neuen Balkendecke oder zu Tischen verarbeitet werden.

Ist eine direkte Nutzung des Holzes nicht möglich, sollte versucht werden spanbasierte Produkte zu erzeugen (dazu zählen z. B. Presspanplatten für den Möbelbau). Dabei werden die Holzspäne zunächst unter Zugabe eines Klebstoffs in Plattenform verpresst. Die resultierenden Platten dienen dann als Ausgangsmaterial für neue Produkte. Im Möbelbau werden diese meist optisch aufgewertet, indem sie vor der Verarbeitung mit Furnieren (sehr dünnen Holzschichten) oder Dekorfolien beklebt werden.

Nach einer spanbasierten Nutzung sollten die nächst kleineren Holzbausteine, die Holzfasern, verwertet werden. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen, wie z. B. durch Weiterverarbeitung zu Papier, mitteldichten Holzfaserplatten (MDF-Platte) oder auch zu den in Kapitel 5 vorgestellten Viskosefasern.

Die abschließende stoffliche Nutzungsform von Altholz ist die Erzeugung von chemischen Produkten. Die Stoffe Lignin, Cellulose und Hemicellulose (die Hauptbestandteile von Holz) können Ausgangsstoffe für eine Vielzahl von Produkten sein. Die Verarbeitung kann dabei in einer Bioraffinerieanlage erfolgen; eine solche Bioraffinerieanlage wird z. B. vom Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) in Leuna betrieben. Eine kurze Vorstellung dieser Anlage ist in dem folgenden YouTube-Video zu sehen:                             

Bioraffinerieanlage

Die finale Nutzungsform von Holz liegt in der energetischen Verwertung. Dabei kann die im Holz gespeicherte Energie durch Verbrennung in Wärme gewandelt werden. Diese kann anschließend über einen Dampfkreislauf in elektrische Energie gewandelt werden oder direkt als Nutzwärme genutzt werden (Höglmeier et al. 2016).