2.1 Bioethanol (sugar or starch-based biofuel)
In diesem Buch erfahren Sie mehr über den Biokraftstoff Ethanol auf Basis von Zucker, Stärke und heutzutage auch Lignozellulose.
2. Bioethanol production process
Prozess der Bioethanolherstellung
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Vorbehandlung
- Zucker kann direkt zu Alkohol vergoren werden Stärke muss vor der Fermentation zunächst in Zucker (Monosaccharide) umgewandelt werden (in einem “enzymatische Hydrolyse” genannten Prozess)
- Bei der enzymatischen Hydrolyse wird zunächst das stärkehaltige Ausgangsmaterial zerkleinert und eingemaischt.
- dann werden Enzyme (Amylasen) zugesetzt
Nutzung von lignocellulosehaltigem Material für die Bioethanolverarbeitung
- Lignozellulose-Biomasse (holzige Biomasse, Stroh, Schilf etc.) muss vor der Weiterverarbeitung vorbehandelt werden
- aus dem lignozellulosehaltigen Material, das aus Zellulose, Hemizellulose und Lignin besteht, muss Zucker extrahiert werden.
- In den meisten Fällen wird eine Dampfexplosion, manchmal in Kombination mit einer Säure (HCl oder H2SO4), verwendet.
- wenn Säuren verwendet werden, müssen diese anschließend mit einer Base neutralisiert werden (z. B. Ca(OH)~2~)
Dampfexplosion:
- Biomasse wird unter Druck auf Temperaturen von ca. 200°C erhitzt + anschließende plötzliche Entspannung reißt die Zellulosefaser auseinander
- Hemicellulosen, Cellulosen werden vom Lignin abgetrennt und sind dann für die enzymatische Hydrolyse zugänglich
- Enzymatische Hydrolyse bremst Hemicellulosen und Cellulosen mit Hilfe spezieller Enzyme (hier Cellulasen) in ihre einzelnen Zuckerbestandteile auf. https://tinyurl.com/yxsaqqyd
- der in der Maische enthaltene Zucker wird durch Hefen (lebende Bakterien, bekannt aus der Wein- oder Bierherstellung) vergoren. Bei diesem Vorgang entsteht auch CO2:
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- aus 1 kg Glukose werden 0,51 kg Ethanol (~0,64l) und 0,48 kg CO2 erzeugt die Gärung ist eine exotherme Reaktion Temperatur sollte nicht zu stark ansteigen, optimale
- Temperatur für die Fermentation liegt bei ca. 37°C (höhere Temperaturen würden Enzyme und Hefen deaktivieren
- der Prozess muss unter anaeroben Bedingungen ablaufen
- das entstehende CO2 muss ständig aus dem Reaktor entfernt werden
- der Fermentationsprozess dauert ca. 48-60 Stunden
- da Ethanol für die Hefe toxisch ist, ist die Ethanolkonzentration begrenzt - d.h. der Prozess stoppt bei Ethanolkonzentrationen über 14%
- ethanoltolerante Hefen werden für den Prozess ausgewählt
- trotzdem muss ständig Ethanol entfernt werden, um eine kontinuierliche Ethanolproduktion zu gewährleisten
- die kontinuierliche Fermentation kann in einem Gefäß (z.B. Durchfluss von oben nach unten) oder in mehrstufigen Prozessen mit 2-8 kaskadenförmig verbundenen Fermentern erfolgen
- die Ethanolkonzentration nach der Fermentation liegt typischerweise bei 10-14%
- um die Ethanolkonzentration des vergorenen Saftes zu erhöhen, wird eine Destillation durchgeführt
- bei der Destillation wird durch Erhitzen des vergorenen Saftes Wasser vom Ethanol getrennt
- Das Verfahren macht sich die Tatsache zunutze, dass Ethanol einen niedrigeren Siedepunkt (78°C) als Wasser (100°C) hat
- die Konzentration der leichtflüchtigen Bestandteile (z.B. Ethanol) ist im entstehenden Dampf höher
- nach der Kondensation hat das Destillat eine höhere Ethanolkonzentration als die Ausgangsflüssigkeit, enthält aber noch Wasser
- durch wiederholte Destillation des Konzentrats kann eine höhere Ethanolkonzentration im Kondensat erreicht werden
- eine 100%ige Reinheit des Bioethanols kann nicht erreicht werden, da die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Wasser und Ethanol zu stark sind, um sie vollständig zu trennen
Unter dem folgenden Link können Sie ein Video über die Destillation ansehen: hier klicken
- üblicherweise wird die industrielle Ethanoldestillation in riesigen Destillationstürmen oder -kolonnen durchgeführt, die Rektifikation oder fraktionierte Destillation genannt werden (siehe folgende Abbildung)
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- durch wiederholte, kontinuierliche Destillation kann die Ethanolkonzentration auf bis zu 94 % erhöht werden
- die Rektifikationskolonne besteht typischerweise aus mehreren Böden, durch die Dampf und Flüssigkeit im Gegenstrom fließen (siehe Schema in der folgenden Abbildung).
- der Zulauf tritt unten in die Kolonne ein und wird aufgeheizt der entstehende Dampf bewegt sich in der Kolonne nach oben, wo er abkühlt und an den Oberflächen und Wänden in der Kolonne kondensiert
- die kondensierte Flüssigkeit wird in weitere Stufen geleitet, wo der Destillationsprozess wiederholt wird
- ein Teil des Dampfes am Kopf wird abgeleitet und kondensiert
- ein Teil der kondensierten Flüssigkeit fließt als Rückfluss in die Kolonne zurück und bewegt sich als flüssige Gegenphase nach unten, um die aufsteigenden Brüden zu kühlen und damit den Wirkungsgrad des Destillationsturms zu erhöhen
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Video über die kontinuierliche Destillation: hier klicken
- nach der Destillation bleibt ein flüssiger Rest übrig, die sogenannte
- Schlempe, die 0,002 Gew.-% Ethanol enthält
- Schlempe enthält viele Stoffe wie Proteine, Fasern etc. und kann weiter extrahiert und für weitere Anwendungen genutzt werden Schlempe wird in Grobkorn und Solubles getrennt
- die Schlempe kann als Substrat in Biogasanlagen verwendet werden, um aus Biogas Wärme und/oder Strom zu erzeugen
- getrocknete und kondensierte Schlempe wird als Viehfutter verwendet (DDGS -dried distillers grains with solubles)
- Reduzierung des Restwassergehalts auf 0,01 Vol.-% Erhöhung des Ethanolgehalts auf bis zu 99,5 % (anhydriertes Ethanol)
- Bioethanol, das dem Benzin beigemischt werden soll, muss anhydriertes Ethanol sein
- erfolgt in der Regel durch Druckwechseladsorption (PSA) an Molekularsieben, d.h. Adsorption an porösen Materialien (z.B. Zeolithen) erschließt die Wassermoleküle
Druckwechseladsorption
- nutzt die unterschiedliche Affinität von Zeolith (poröses Material) zu Wasser bei verschiedenen Drücken
- bei hohem Druck wird überhitzter Dampf in Molekularsiebbehälter (gefüllt mit Zeolith) geleitet
- Wasser wird durch Zeolith adsorbiert
- Ethanol-Dampf kann passieren und wird entwässert
- durch Druckreduzierung und Waschen mit reinem Ethanol kann das Molekularsieb regeneriert werden
- das zum Waschen verwendete Ethanol wird in die Rektifikationskolonne zurückgeführt
- für einen kontinuierlichen Betrieb werden zwei Molekularsiebe benötigt