Skip to main content

Episode 5: "Die digitale Transformation des Kulturmanagements" – Museen

 
Museen - Andreas Hoffmann

Video-Deskription: 

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Museen aus? Mit der Digitalisierung haben sich die Erwartungen an unsere Museen grundlegend verändert. Für das Museum geht es heute zunächst um digitale Präsenz. Ein Museum, das im Netz nicht präsent ist, das existiert für viele nicht mehr. Digitale Mittel vergrößern die Reichweite eines Museums ganz erheblich. Der Louvre ist mit 8,1 Millionen Besuchern 2017 nicht nur das bestbesuchte Museum der Welt. Mit mehr als 5.7 Millionen Followern und Newsletterabonnenten auf 15 offiziellen Accounts und 2.7 Millionen Fans auf Facebook ist er auch bei den digitalen Besuchern weltweit an der Spitze. Dennoch scheint das Museum als analoger Ort bislang überhaupt nicht in Gefahr. Die Besucherzahlen der Museen nehmen immer noch zu. Und schon als sich die Fotografie und der Film Anfang des 20. Jahrhunderts verbreiteten, befürchtete Walter Benjamin, dem Original könnte die Aura abhandenkommen. Benjamin hat auch heute nicht recht. Je bekannter ein Meisterwerk, desto größer ist seine Aura. Jeder von uns kennt die Mona Lisa und gerade deshalb umringen so viele Menschen jeden Tag das Original. Das Digitale ersetzt das Original nicht, sondern es macht es einfach nur besser bekannt. Wie wird innerhalb des Museums mit den Herausforderungen und Chancen umgegangen? Viele Museen haben den Weg in die Kultur der Digitalität längst beschritten. Museen digital zu denken bedeutet dabei, sie vom Besucher aus zu denken und sich mit seinen Wünschen auseinanderzusetzen – an Produkten und Services, aber eben auch an Mitbestimmung und Interaktion. Im digitalen Museum wird das Publikum zum aktiven Gestalter. Der Anspruch ist dabei ein Museum, das für alle weltweit und jederzeit zugänglich ist und in die Gesellschaft hineinreicht. Einzelne digitale Angebote, die einfach nur isoliert nebeneinander stehen, reichen dabei nicht aus. Museen brauchen digitale Strategien, um das Zusammenspiel und die Fülle möglicher digitalen Instrumente zu ordnen und die verschiedenen Angebote zu bündeln. Das Spektrum reicht dabei von der digitalen Sammlung über Mediaguide-Apps ,über Social Media-Aktivitäten bis zum Online-Ticketing, aber auch zu Digitorials oder Online-Kursen wie wir sie alle aus dem Frankfurter Städel schon kennen. Der Besucher wird zum Kurator, der sich in persönlichen Museumskatalogen, Werke aus der Sammlung digital zusammenstellen und sie dann mit eigenen Inhalten ergänzen kann. Die Digitalisierung verändert die gesamte Museumsarbeit. Sie hilft bei der wissenschaftlichen Erschließung der Bestände und erleichtert die Vernetzung mit Experten in anderen Ländern und Kontinenten. Digitale Sammlungskataloge sowie private, öffentliche, institutionelle und überinstitutionelle Portale wie etwa Europeana tragen dazu bei, das materielle Kulturerbe jedermann barrierefrei zugänglich zu machen. Open Access wird zu einem wichtigen Thema. Augmented und Virtual Reality helfen, Rekonstruktionen von historischen und archäologischen Objekten wissenschaftlich zu diskutieren und sie dem Besucher viel besser zu erklären. Wie ist es in 10 Jahren um die Museen bestellt? 2028 haben sich viele Museen in eine riesige Plattform, eine Agora, verwandelt, auf der das Publikum die unterschiedlichsten Fragen stellt. Von Tempeln des ehrfürchtigen Staunens zu interaktiven Orten der Kommunikation, an denen aktiv über unsere Gesellschaft diskutiert wird. Exponate werden zu „offenen Objekten“, die dazu einladen, Meinungen und Erfahrungen zu teilen. Diese Kommunikation wird wesentlich mit digitalen Instrumenten geführt. Auch die Bedeutung der digitalen Kunst wird gestiegen sein und diese digitale Kunst ist immer auch interaktiv. Künstlerinnen und Künstler bedienen sich selbstverständlich der technischen Möglichkeiten ihrer Zeit. Schon heute ist die Digitalisierung Gegenstand großer internationaler Blockbusterausstellungen. Die Tendenz, dass Künstlerinnen und Künstler nicht nur die Herausforderungen und Chancen, sondern auch die Gefahren der Kultur des Digitalen diskutieren und hinterfragen, wird immer weiter zunehmen.

 
Neben Opern und Theatern stehen vor allem Museen exemplarisch für klassische Kultureinrichtungen. Diese traditionellen Kultureinrichtungen stehen häufig unter ganz besonderer Beobachtung, wenn es um ihren Umgang mit Veränderungen geht. Andreas Hoffmann, der seit Jahren im Museumsbereich tätig ist, schildert in diesem Video, was Museen bereits heute machen, um mit dem state of the art des technischen Fortschritts mitzuhalten oder sogar an der Spitze der technischen Entwicklung innerhalb des Kulturbereichs zu stehen. Er formuliert Ideen, was die Digitalisierung aus den ursprünglich sakral anmutenden „Tempeln der Kunst“ machen kann und welche Möglichkeiten, aber auch Gefahren damit einhergehen. 

Zur Person Der Kulturmanager und Klassische Archäologe Andreas Hoffmann ist seit Anfang 2007 Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums. Die von Andreas Hoffmann angebotenen Lehrveranstaltungen am Institut KMM widmen sich den Grundlagen und Rahmenbedingungen des Museumsmanagements, der Organisation, dem Organisations-, Finanz-, Projekt- und Personalmanagement von Museumsinstitutionen, aber auch den Themen Recht und Ethik sowie dem Audience Development und Community Building in Museen.