Das Ziel eines ethischen Fallgesprächs liegt darin, eine ethisch herausfordernde Fallsituation besser einzuschätzen und eine mit allen Teilnehmenden gemeinsame Handlungsentscheidung treffen zu können. Die Maßnahmen und Handlungen, die sich hieraus ergeben, müssen dabei nicht zwangsläufig medizinischer Natur entspringen, wie beispielsweise das Absetzen von Therapien. Neben medizinischen und pflegerischen Aspekten können auch spirituelle und komplementäre Perspektiven mit einbezogen werden.

Im Vordergrund der ethischen Fallgespräche steht die Ermittlung des mutmaßlichen Willens des Bewohners oder der Bewohnerin. Dazu müssen die Wünsche sowie die Bedürfnisse dieser Person erfasst werden. Die Äußerung des mutmaßlichen Willens (siehe Modul 3, Lektion 2) kann verbal, durch schriftliche Dokumente wie die Patientenverfügung oder aber durch Aussagen von Angehörigen oder Freunden erfolgen. Darüber hinaus können einige Bewohner*innen ihren mutmaßlichen Willen auch über nonverbale Äußerungen, die von einer anderen Person beispielsweise der Pflege wahrgenommen werden, vermitteln. An dieser Stelle muss unter Berücksichtigung der Autonomie, Selbstwirksamkeit und Lebensqualität genau abgewogen werden, welches der eigentliche Wille des betroffenen Menschen war. Durch die Ermittlung des mutmaßlichen Willens, der Wünsche und Bedürfnisse des Bewohners oder der Bewohnerin, soll individuell auf diese eingegangen werden und ganzheitlich alle relevanten Lebensthemen mit einbezogen werden. Ethische Fallgespräche bieten allen Teilnehmer*innen die Möglichkeit, die aktuelle Lebenssituation der betroffenen Person zu analysieren. Dadurch können die Autonomie, die Würde und die Lebensqualität des Menschen, welche als Schlüsselbegriffe der Versorgungsform Palliative Care zu verstehen sind, so hoch wie möglich gehalten werden.

Die moderierte Plattform eines ethischen Fallgesprächs ermöglicht den an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen einen Austausch, um die bestmögliche Entscheidung für den/die Bewohner*in fällen zu können.