Lager
Website: | Hamburg Open Online University |
Kurs: | Mechanik hautnah |
Buch: | Lager |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Montag, 9. Juni 2025, 06:18 |
1. Einstieg in Lager
Einstieg in Lager
In diesem Kapitel dreht sich alles rund um das Thema Lager. Damit ist weder ein Lager im Sinne von Vorratslager gemeint noch ein Lager im Sinne von Bier. Es geht natürlich um den Begriff Lager und die Funktion im mechanischen Sinne.
Hinweis:
Es ist sehr hilfreich, wenn du die Inhalte aus dem Kapitel "Freiheitsgrade" wirklich parat hast, bevor du an dieser Stelle weiter
in das Thema "Lager" einsteigst.
Ohne Lager wäre vieles in der Welt schwierig oder gar nicht möglich. Eine Tür ließe sich nicht schließen. Du könntest keine Greifbewegung mit deiner Hand machen. Die Anstellleiter würde auf dem Boden wegrutschen. Fahrräder oder Fahrzeuge würden nicht rollen. Der Fernseher würde nicht an der Wand hängen. Es gäbe keine Brücken. Und so weiter und so weiter.
Wilmas Mechanikwelt
Alles eine Frage der Lagerung
Auch wir Hunde müssen üben, um das Gewicht gleichmäßig auf unsere Pfoten, mechanisch gesprochen "auf unsere Lager" zu verteilen. Gar nicht so einfach, wenn ich dabei noch ein Küsschen von Balou bekomme.

Übung zum Thema Lagerung
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Johanna Peters - Mechanik hautnah | TU Hamburg
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2. Aufgaben von Lagern
Aufgaben von Lagern
Lager verbinden verschiedene Körper miteinander oder mit der Umgebung. Sie schränken also die Bewegungsmöglichkeiten (=Freiheitsgrade) eines Körpers ein. Sie können dafür sorgen, dass ein Körper nur noch gewisse Bewegungen ausführen kann \( - \) dann wären wir im Bereich der Dynamik\( - \) oder sogar eine feste Position im Raum einnimmt und diese auch bei einer Belastung behält \( - \) dann sind wir im Bereich der Statik und genau da wollen wir sein\( - \).
Immer dann, wenn ein Freiheitsgrad eingeschränkt wird, treten so genannte Reaktionsgrößen auf: Je nach Typ übertragen Lager Reaktionskräfte und/oder Reaktionsmomente.
Wird ein Translationsfreiheitsgrad eingeschränkt, wird eine Reaktionskraft in der entsprechenden Richtung übertragen.
Wird ein Rotationsfreiheitsgrad eingeschränkt, wird ein Reaktionsmoment um die entsprechende Achse übertragen.
In der Praxis sind oft mehrere Körper miteinander verbunden: Sie bilden ein System von Körpern. Diese Systeme aber auch einzelne Körper sind oft an verschiedenen Stellen mit unterschiedlichen Lagern gelagert, so dass ihre Position im Raum dann auch wirklich definiert ist.
Unterschiedliche Lagertypen unterscheiden sich in der Art und Weise,
- wie viele und
- welche
Ein Fachbegriff gleich noch an dieser Stelle: Wertigkeit eines Lagers.
Die Wertigkeit eines Lagers gibt an, wie viele Freiheitsgrade durch dieses Lager eingeschrängt werden. Die Wertigkeit macht also eine Aussage nur über die Anzahl der eingeschränkten Freiheitsgrade, nicht aber über ihre Art.
Gleich noch eine Frage vorab: Sehen Lager in der Realität wirklich so aus, wie in den kommenden Darstellungen gezeigt? Es gibt die Lager in der Tat auch genau in der Ausführung, wie sie in den Symbolbildern verwendet wird. Allerdings gibt es auch viele weitere konstruktive Umsetzungen für die einzelnen Lagertypen. Einige Bilder findest du daher am Ende dieses Kapitels.
3. Lager in ebenen Systemen
Lager in ebenen Systemen
Zunächst wollen wir uns Lager anschauen, die in Systemen zum Einsatz kommen, die ebene Systeme sind oder als ebene Systeme modelliert werden können.
Erinnerst du dich noch daran, was ein ebenes System kennzeichnet? Die Wirkungslinien der auftretenden Kräfte und die Ortsvektoren liegen alle in einer Ebene. Momente können daher nur um Achsen senkrecht zu dieser Ebene auftreten.
Für die potentiellen Bewegungsmöglichkeiten bedeutet dies:
im ebenen Fall hat ein Körper drei Freiheitsgrade:
zwei Verschiebungen (= zwei Translationsfreiheitsgrade) und
eine Drehung (= einen Rotationsfreiheitsgrad).
Es sind also genau diese drei Freiheitsgrade, die von Lagern eingeschränkt werden können.
Wird eine Verschiebungsmöglichkeit durch ein Lager behindert, tritt eine Reaktionskraft im Lager auf. Wird eine Drehung durch ein Lager behindert, tritt ein Reaktionsmoment im Lager auf.
Reaktionskräfte und -momente bezeichnet man als Reaktionsgrößen.
Es können im ebenen Fall also maximal drei Reaktionsgrößen - zwei Reaktionskräfte und ein Reaktionsmoment - in einem Lager auftreten.
Um diese Reaktionsgrößen in einem System sichtbar zu machen, müssen die Lager freigeschnitten werden.
Hinweis
Ein ganz (!) wichtiger Hinweis an dieser Stelle: verschiedene Lagertypen haben ihre spezifische Funktion unabhängig von der Wahl eines Koordinatensystems, also rein aufgrund ihrer Bauart, rein aufgrund der Physik. Deswegen ist es wichtig, dass du dich auch ohne ein Koordinatensystem mit ihnen vertraut machst.

Loslager im ebenen System
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Kennzeichnend für das Loslager ist die mögliche Richtung der Verschiebung, die als Bezugsrichtung bezeichnet wird. Die physikalische Funktion eines Loslagers kannst du mit dieser Bezugsrichtung ganz einfach angeben: Ein Loslager kann senkrecht zur Bezugsrichtung eine vom Betrag her beliebige Kraft übertragen.
Beim Loslager ist die Richtung der Reaktionskraft im Lager also aufgrund des Lagertyps von vornherein klar. Du musst also 'nur' den (vorzeichenbehafteten) Betrag dieser Kraft durch Auswerten der Gleichgewichtsbedingungen bestimmen.
Merkst du, dass du gar kein Koordinatensystem brauchst, um die Funktion
dieses Lagers zu beschreiben?
Genau das ist mit dem Hinweis weiter oben
gemeint.
Ein Loslager ist ein 1-wertiges Lager, da es einen Freiheitsgrad behindert = eine Reaktionsgröße übertragen kann.
Als Festlager bezeichnet man ein Lager, dass beide Verschiebungsfreiheitsgrade eines Körpers im ebenen System behindert. Eine Rotation ist nach wie vor möglich.

Festlager im ebenen System
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Wie sieht es hier mit dem physikalischen Verständnis aus? Oder anders gefragt: Wie kannst du die Funktion eines Festlagers beschreiben, ohne dafür ein Koordinatensystem zu verwenden?
Ein Festlager ist ein Lager, dass eine Reaktionskraft in einer beliebigen Richtung und mit einem beliebigen Betrag übertragen kann. So ist es im obigen Bild links dargestellt. Anders als beim Loslager sind also (vorzeichenbehafteter) Betrag UND Richtung unbekannt. Betrag und Richtung verändern sich, je nachdem, wie die Belastungen z.B. durch äußere Kräfte und Momente im System sind.
Genauso gut kannst du sagen, dass ein Festlager beliebige Kraftkomponenten in zwei zueinander senkrechten Richtungen übertragen kann.
Damit ist die physikalische Funktion eines Festlagers klar.
Welche Konsequenzen bzw., passender formuliert, welche Möglichkeiten ergeben sich beim Erstellen des Freikörperbilds beim Freischneiden eines Festlagers?
Wenn ein Festlager dadurch gekennzeichnet ist, dass es beliebige Kraftkomponenten in zwei zueinander senkrechten Richtungen übertragen kann, dann macht es doch Sinn, diese Kraftkomponenten auf die beiden Achsrichtungen zu legen, oder?
Dies siehst du im oberen Bild in der Mitte und rechts exemplarisch für zwei verschiedene Koordinatensysteme.
Weiter unten schauen wir uns an einem Fachwerksystem an, in wie weit du ein 'cleveres' oder ' nicht so cleveres' Koordinatensystem wählen kannst.
Als letztes Lager wollen wir uns noch detailliert die feste Einspannung anschauen. Bei der festen Einspannung ist im Vergleich zum Festlager zusätzlich noch die Drehung, also der Rotationsfreiheitsgrad, behindert.

Feste Einspannung im ebenen System
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Alles, was wir uns zur Lagerkraft beim Festlager angeschaut haben, gilt natürlich auch hier: Eine feste Einspannung kann eine beliebige Reaktionskraft übertragen: Richtung und (vorzeichenbehafteter) Betrag müssen durch Auswerten der Gleichgewichtsbedingungen bestimmt werden.
Die feste Einspannung kann aber auch ein Moment übertragen. Dieses Moment wirkt um eine Achse senkrecht zur Ebene.
Physikalisch betrachtet kann eine feste Einspannung also "alles, was geht" übertragen: eine beliebige Reaktionskraft und ein Moment.
Die Reaktionskraft musst du (wie beim Festlager) durch zwei zueinander senkrechte Kraftkomponenten im Freikörperbild berücksichtigen. Typischerweise wirst du diese beiden Kraftkompoonenten in Richtung der Koordinatenachsen einzeichnen. Die Art, wie du das Reaktionsmoment beim Erstellen eines Freikörperbildes berücksichtigst, ist unabhängig von der Wahl des Koordinatensystems.
Hier kannst du dir die Inhalte des bisherigen Abschnitts noch einmal als Video anschauen:
Schauen wir uns zum Abschluss noch ein Beispiel mit einem Festlager und einem Loslager an.
Gegeben ist ein Modell eines Krans.
Die Struktur des Krans wird als Fachwerk abgebildet, das in den Punkten A und B mit einem Fest- bzw. einem Loslager wie dargestellt gelagert ist.
Als Belastung wirken zwei Kräfte mit Betrag F.
Welche Unterschiede ergeben sich im Freikörperbild und beim Aufstellen der Gleichgewichsbedingungen, wenn in Variante 1 ein Koordinatensystem mit horizontal ausgerichteter x-Achse und in Variante 2 ein Koordinatensystem mit um 45° geneigter x-Achse verwendet wird?

Erstellen eines Freikörperbildes: verschiedene Koordinatensysteme
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Beim Loslager darf es keine zwei Meinungen geben: Die Reaktionskraft
wirkt senkrecht zur Bezugslinie, also senkrecht zur möglichen
Verschiebungsrichtung. Das ist die Physik dieses Lager. Ausrufezeichen!
Für
die mathematische Beschreibung musst du ein Koordinatensystem wählen.
Wählst du das Koordinatensystem nach Variante 1, bedeutet dies also
zwangsläufig, dass du die Lagerkraft in B beim Aufstellen der
Gleichgewichtsbedingungen in Komponenten zerlegen musst. Wählst du ein
Koordinatensystem nach Variante 2, musst du die Lagerkraft in B nicht
zerlegen. Wenn wir also rein auf diese Lagerkraft schauen, ist es
cleverer, das Koordinatensystem nach Variante 2 zu wählen.
Beim
Freischneiden des Festlagers hast du die Wahl, wie du die
"Reaktionskraft mit beliebiger Richtung und beliebigem Betrag" in
Komponenten zerlegst. Es ist also naheliegend und clever, sie so zu
zerlegen, dass die beiden Komponenten jeweils in die gewählten
Achsrichtungen zeigen. Genau so bin ich im Beispiel auch vorgegangen. Du
hast bei diesem Vorgehen dann die beiden unbekannten Kraftkomponenten,
die es zu bestimmen gilt clever festgelegt, da sie in Achsrichtung
zeigen und damit beim Aufstellen der Gleichgewichtsbedingen direkt für
das jeweilige Kräftegleichgewicht in Achsrichtung berücksichtigt werden
können.
Das Reaktionsmoment
wirkt um die Achse senkrecht zur Ebene, was bei der Wahl der beiden
Koordinatensystem in beiden Fällen die z-Achse ist.
Welches
der beiden Koordinatensysteme nun die cleverere Wahl ist, kannst du
natürlich nur beurteilen, wenn du das Gesamtsystem betrachtest. Bei
Variante 1 muss nur die Lagerkraft in B beim Aufstellen der
Gleichgewichtsbedingungen in Komponenten zerlegt werden, da die
eingeprägten Kräfte F entlang der y-Richtung von KOS 1 zeigen. Bei
Variante 2 müssen nur die beiden eingeprägten Kräfte F beim Aufstellen
der Gleichgewichtsbedinungen zerlegt werden.
In
diesem Fall ist also gar kein so wirklicher Unterschied zwischen dem
Aufwand bei den beiden Varianten zu beobachten. Das kann bei anderen
Systemen sehr anders sein.
Achte doch ab jetzt einfach mal darauf. Und
überleg immer mal wieder, selbst wenn bei Aufgaben ein Koordinatensystem
vorgegeben ist, ob bzw. warum das eine clevere Wahl für die Ausrichtung
der Achsen gibt ... und, ob es nicht vielleicht eine cleverere Wahl
gäbe.
Wenn du dich schon mit dem Aufstellen und ausrechnen von Gleichgewichtsbedingungen beschäftigt hast, rechne doch die Lagerreaktionen für das obige System einmal für beide Varianten des Freikörperbilds aus.
Ich habe das in dem folgenden Video getan und habe alle Schritte detailliert aufgeschrieben:
Ich
hoffe, dass du sehr klar verstanden hast, dass es einen Unterschied
zwischen der Physik und damit der Funktionsweise eines Lagers gibt (die
vollkommen unabhängig von der Wahl des Koordinatensystems ist) und der
Tatsache, dass du für die mathematische Beschreibung eines Systems und
damit auch der Lager ein Koordinatensystem wählen musst. Bei Lagertypen,
die eine beliebige Reaktionskraft übertragen können (z.B. Festlager und
feste Einspannung) kannst du die beliebige Reaktionskraft gleich durch
zwei Krafkomponenten berücksichtigen, die in die Richtung der gewählten
Koordinatenachsen zeigen.
Je
nachdem wie du das Koordinatensystem wählst, kannst du mehr oder weniger
Arbeit beim Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen haben, da du
unterschiedlich viele Kräfte in Komponenten zerlegen musst.
Zusammenfassung - Das Wichtigste in Kürze
Lager in ebenen Systemen
Im ebenen Fall hat ein Körper drei Freiheitsgrade: zwei Verschiebungen (= zwei Translationsfreiheitsgrade) und eine eine Drehung (= einen Rotationsfreiheitsgrad) um die Achse senkrecht zur Ebene, in der die Verschiebungen möglich sind.
Es sind also genau diese drei Freiheitsgrade, die von Lagern eingeschränkt werden können.
Wird eine Verschiebungsmöglichkeit durch ein Lager behindert, tritt eine Reaktionskraft im Lager auf.
Wird eine Drehung durch ein Lager behindert, tritt ein Reaktionsmoment im Lager auf.
Reaktionskräfte und -momente bezeichnet man als Reaktionsgrößen.
Es
können im ebenen Fall also maximal drei Reaktionsgrößen - zwei
Reaktionskräfte und ein Reaktionsmoment - in einem Lager auftreten.
Anders ausgedrückt: Die maximale Wertigkeit eines Lagers im ebenen Fall kann also drei sein.
Zusammenstellung typischer Lager und ihrer Freikörperbilder im ebenen Fall:

Feste Einspannung, Festlager und Loslager
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Parallelführung, Schiebehülse, Pendelstütze (auch Pendelstab)
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Hier findest du wie immer noch Übungsmaterial.
Aufgabe - Jetzt bist du dran
4. Lager in räumlichen Systemen
Lager in räumlichen Systemen
Für räumliche Systeme ist die Aufgabe von Lagern natürlich dieselbe.
Unterschiedlich ist allein die Anzahl an Bewegungsmöglichkeiten, die ein Körper maximal haben kann.
Im räumlichen Fall hat ein Körper sechs Freiheitsgrade: drei Translationsfreiheitsgrade und drei Rotationsfreiheitsgrade.
Es sind also genau diese sechs Freiheitsgrade, die von Lagern eingeschränkt werden können.
Hinweis
Auch an dieser Stelle nochmal der ganz (!) wichtige Hinweis:
verschiedene Lagertypen haben ihre spezifische Funktion unabhängig von der Wahl eines Koordinatensystems. Deswegen ist es wichtig, dass du dich auch ohne ein Koordinatensystem mit ihnen vertraut machst.
Deswegen findest du in den folgenden Darstellungen stattdessen immer eine Bezugsebene als Referenz. In der Ebene sind dann wieder noch zwei Richtungen mit \( 1 \) und \( 2 \) markiert, damit du eindeutige Richtungen bzw. Achsen für die Beschreibung der Lager hast.
In der folgenden Darstellung findest du vier verschiedene Lagertypen, die häufig vorkommen. Angegeben sind symbolische Darstellung, Freikörperbild und die Wertigkeit \( r \). Wenn du Interesse an einer detaillierteren Betrachtung hast, schaue gerne in das zweite Arbeitsblatt am Ende dieses Abschnitts.
Zusammenstellung typischer Lager im räumlichen Fall
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5. Lager als Verbindungselemente
Lager als Verbindungselemente
Lager können zum Einen Körper oder Systeme mit der Umgebung verbinden. Sie können aber natürlich genauso gut Körper untereinander verbinden. Dann haben sie die Funktion eines Verbindungselementes.
Das wollen wir uns in diesem Abschnitt genauer ansehen.
Verbindungselemente zwischen zwei Körpern sind eigentlich \( - \) im Sinne der Funktionen "Bewegungsmöglichkeiten einschränken" und "Kräfte und Momente übertragen" \( - \) nichts anderes als Lager. Und wie bei Lagern kannst du die Reaktionskräfte und Reaktionsmomente durch Freischneiden sichtbar machen.
Weil es für die Darstellung so viel einfacher ist, beschränken wir uns hier auf den ebenen Fall. Im räumlichen Fall musst du einfach deine Vorstellungskraft ein wenig stärker bemühen.
Ein typisches Verbindungselement ist ein Gelenk. Es schränkt die Verschiebungsfreiheitsgrade ein, lässt aber eine Drehung im Verbindungspunkt zu. Dementsprechend kann es eine Kraft in eine beliebige Richtung übertragen. Und wie sonst auch, zerlegen wir diese Kraft gleich in zwei Komponenten.

Verbindungselement Gelenk, Schnittpositionen und Freikörperbild
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Und wenn du gerne noch einmal Schritt für Schritt sehen möchtest, wie du vom System zum Freikörperbild kommst, hilft dir die folgende Darstellung mit vier Teilschritten weiter:

Verbindungselement Gelenk: Schritt für Schritt zum Freikörperbild
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Die Richtungen der zu einander senkrecht stehenden Kraftkomponenten kannst du beliebig wählen. Du musst bei jedem Schnitt nur unbedingt beachten, dass du das Prinzip "Actio = Reactio" berücksichtigst, also die Reaktionsgrößen entgegengesetzt gleich groß einzeichnest.
Eine sogenannte Pendelstütze oder auch ein Pendelstab ist ein Verbindungselement, das nur eine Kraft in Richtung seiner Achse übertragen kann.

Verbindungselement Pendelstab mit Freikörperbild
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Wenn du dich schon mit Fachwerken beschäftigt hast, ist dieses Element schon ein "guter alter Bekannter" für dich, oder?
Eine feste Verbindung, wie sie in der Realität z.B. durch eine Schweißnaht oder eine Verschraubung gegeben ist, ist eine weitere typische Verbindung. Bei einer festen Verbindung können beliebige Kräfte und Momente übertragen werden.

Verbindungselement feste Verbindung mit zwei Varianten an Freikörperbildern
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Für das Freikörperbild sind dieses Mal zwei Varianten angegeben. Dies soll verdeutlichen, dass frei gewählt werden kann, in welche Richtung die Reaktionsgrößen zeigen. Du musst dich an einer Seite des Schnitts für eine Richtung entscheiden, und dann gemäß "Actio = Reactio" die Reaktionsgrößen auf die andere Seite des Schnittes übertragen.
In der Variante I wurde Körper 1 als Bezugskörper gewählt: die Reaktionskräfte wurden senkrecht und parallel zur Fläche von Körper 1 eingezeichnet. Anschließend wurden sie gemäß "Actio = Reactio" auf Körper 2 übertragen.
In Variante II läuft es genau 'umgekehrt' und Körper 2 wurde als Bezugskörper gewählt: die Reaktionskräfte wurden senkrecht und parallel zur Fläche von Körper 2 eingezeichnet und dann gemäß "Actio = Reactio" auf Körper 1 übertragen.
Ich hatte dir versprochen, dass ich dich nochmal an den Tipp erinnere, beim Freischneiden nur direkt auf die Lagerstelle zu schauen. Vielleicht verstehst du nach dem letzten Beispiel noch besser, warum er so wichtig ist. Wenn du den Tipp nicht beherzigst, ist die Gefahr groß, dass du dich von den Richtungen der beiden Balken beeinflussen lässt, oder? Wenn du den Tipp wiederum befolgst, fällt es dir bestimmt einfacher, 'einfach an einer Seite vom Schnitt die Richtungen der Reaktionsgrößen einzuzeichnen und dann mittels Actio = Reactio' auf die andere Seite zu übertragen.
Arbeitsblatt - Teste dein Wissen
Aufgabe - Jetzt bist du dran
6. Reale Beispiele für Lager
Reale Beispiele für Lager
In der Realität können Lager ganz unterschiedlich aussehen, obwohl sie z.B. vom Typ "Loslager" oder "Festlager" sind. An dieser Stelle wirst du nach und nach verschiedene Fotos aus dem realen Leben finden.
Achte doch ab sofort selbst mal ganz bewusst darauf, welche Lagerungen dir im Alltag begegnen, wenn du zu Fuß, mit dem Fahrrad, der Bahn... unterwegs bist.
Im folgenden Bild siehst du die Lager einer Brücke. Links siehst du ein Festlager und rechts ein Loslager. Das keine Momente aufgenommen werden können, ist in beiden Bildern gut daran zu erkennen, dass die Brücke um die eine Achse kippen kann.
Die Verschieblichkeit im Loslager ist mit Rollen realisiert.

Festlager (links) und Loslager (rechts) bei einer Brücke
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Reale Beispiele für eine feste Einspannung
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Marc-André Pick - TU Hamburg
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