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Kompetenzfördernde Angebote

Website: Hamburg Open Online University
Kurs: Digital kompetent - ja, aber wie und warum?
Buch: Kompetenzfördernde Angebote
Gedruckt von: Gast
Datum: Mittwoch, 15. Januar 2025, 19:02

1. Bestehende Angebote kuratieren

In dieser Lerneinheit wird der Frage nachgegangen, welche Angebote kuratiert werden können, die den Kompetenzerwerb bei Lernenden fördern können.

In der vorangegangenen Lerneinheit dieses 5. Moduls habt Ihr erfahren, dass nach Jung (2010: 150) Prozesse für die Förderung der Kompetenzentwicklung für ein zeitgemäßes schulisches Lehren und Lernen eine fundierte Wissensbasis, eine sinnbezogene Lernabsicht und einen verständnisorientierten Unterricht voraussetzen. Geht es also nicht mehr alleinig wie im 4. Modul um den eigenen Kompetenzerwerb, sondern um die Förderung der Kompetenzentwicklung bei Lernenden, v.a. Schüler:innen, mit Bezug auf den Teilkompetenzbereich "4.2. Lern-Evidenzen analysieren", so ist zu fragen, wie passende Lernangebote erschlossen und genutzt werden können, um als (angehende) Lehrkraft orientiert an diesem Teilkompetenzbereich entsprechend handlungsfähig zu sein.

Für den exemplarischen Teilkompetenzbereich "4.2. Lern-Evidenzen analysieren" sind also entsprechend der verdichteten Beschreibung im dritten Modul Unterrichtskonzepte sowie Lernangebote zu identifizieren, die Lehrkräfte befähigen können, digitale Informationen und Daten zum Lernen ihrer Schüler:innen zu erheben, um auf Basis der daraus gewonnen Erkenntnisse ihren Unterricht zu planen. Für unser Beispiel des Teilkompetenzbereichs "4.2. Lern-Evidenzen analysieren" ist dabei zu betonen, dass der Teilkompetenzbereich aus dem DigCompEdu entliehen ist, der sich als Europäischer Kompetenzrahmen an Lehrende richtet. Die Stärkung von Kompetenzen im Bereich 4.2. Lern-Evidenzen analysieren bedeutet also bezogen auf Lernende nicht, dass jene Zielgruppe über diese Kompetenzen verfügen muss, sondern dass Lernende in passenden Unterrichtsansätzen so digital gestützt Lernen und dadurch die Analyse von Lern-Evidenzen ermöglicht wird. Auf der Suche nach Angeboten für die Kompetenzförderung bei Lernenden ist daher zu berücksichtigen, ob der Kompetenzbereich ursprünglich aus einem Kompetenzrahmen für Lehrende geliehen ist wie dies beim DigCompEdu bzw. Hamburger Kompetenzrahmen für angehende Lehrkräfte der Fall ist. Der KMK-Kompetenzrahmen zielt hingegen direkt auf Kompetenzförderungen bei Lernenden ab. Mehr dazu habt Ihr im zweiten Modul erfahren. Wenn Ihr also ein Medienpaket für Lehrkräfte entwerft und wie hier im letzten Modul Angebote zur Kompetenzförderung bei Lernenden gestaltet, solltet Ihr diese Ebenen differenzieren.

Wir interessieren uns also dafür, wie Lernende in Unterrichtskontexten solche Lernprozesse erfahren können, die eine Analyse ihrer Lern-Evidenz anhand digitaler Daten so ermöglicht, dass Unterrichtsverbesserungen in ihrem Sinne ermöglicht werden. Dabei erinnern wir uns an das Konzept der Open Educational Resources (OER), also freier Bildungsmaterialien, die wir in früheren Modulen bereits kennengelernt haben. OER-basierte Unterrichtskonzepte und Lernangebote ermöglichen es uns, die gefundenen Inhalte später leichter nach zu nutzen, zu verbreiten und ggf. zu verändern wollen. Wir erkennen diese an entsprechenden CC-Lizenzen, die zum Abschluss des dritten Moduls eingeführt und erläutert wurden.

2. Offene Unterrichtskonzepte und -materialien finden

Wie können wir Unterrichtskonzepte und -materialien unter möglichst offener Lizenz suchen?

Eine erste Orientierung zu Möglichkeiten des Suchens nach OER-basierten Bildungsmedien im Internet bietet dieses Video:

OER erklärt - so findet man OER im Netz

Weitere Informationen

Bundeszentrale für politische Bildung / bpb
CC-BY-SA 4.0 Lizenz
https://www.youtube.com/embed/jitZg6MicJM

Icon Definition
Video-Transkript 

Schlüssel verlegt? Der findet sich schon. Du wolltest mir doch noch von den freien Bildungsmaterialien erzählen, die man im Netz finden kann. Ja, also da gibt es einige Anlaufstellen im Internet. Da findest Du etwas für jedes Fach, also bei RPvirtuell findest Du zum Beispiel Material zum Thema Religion und bei der Bundeszentrale für politische Bildung, da kannst Du ganz gezielt nach CC Lizenzen filtern. Bei Segu gibt es Material für den Geschichtsunterricht. Wie sieht es mit Naturwissenschaften aus, zum Thema MINT? Für Mathe gibt es Serlo, für Chemie gibt es ChiLe und bei Wikiversity, WikiBooks und Wikieducator gibt es eigentlich verschiedene Materialien aller Formate und zu allen Themen. Finde ich dort auch freie Bilder und Video, solche die ich bedenkenlos im Unterricht verwenden kann? Ja, klar da gibt es die erweiterte Suche bei flickr.com oder bei Wikimedia Commons / Creative Commons Search. Oder Du gehst eben über Google über die Detailsuche, hier werden Fotos und Videos angezeigt, sogar schon nach Lizenztyp sortiert. Das ist ja eine ganze Menge, aber alles durchs Netz verstreut. Ja, das ist jetzt nicht immer so übersichtlich, wie man sich das wünschen würde. Was kann ich tun, also mit den Materialien machen? Na Du kannst sie zu eigenen Arbeitsblättern kombinieren, durch eigene Beispiele ergänzen und Dir so eine ganz eigene Unterrichtseinheit zusammenstellen, die Du dann wieder mit anderen teilen kannst Ich kann also problemlos herunterladen, verarbeiten, neue zusammenstellen und wieder ins Netz stellen ohne Ärger zu bekommen? Ja, also wenn du auf die Lizenzierung der einzelnen Inhalte achtest. Ich bin ehrlich gesagt noch nicht so ganz sicher, ob ich meine Arbeitsblätter ins Netz stellen will. Na, Du kannst Dich auch einfach nur mit anderen Lehrer:innen austauschen und gucken, was wer wie macht und nutzt. Also ich zum Beispiel hab dadurch gerade wieder ein Arbeitsblatt für meine 8. Klasse für Mathe gemacht. Na das klingt ja dann doch nach einer ziemlich angenehmen Nebenwirkung. Ja, finde ich auch. Dann können wir ja jetzt mal gehen.

Das Video gibt uns einen ersten Einblick in Möglichkeiten und Potentiale freie Bildungsmedien für die Unterrichtsgestaltung. Aber wo findet ich konkrete Unterrichtskonzepte und -materialien passend zu den Unterrichtsfächern und -stufen? 

Da wie im Video erwähnt die Unterrichtskonzepte und -materialien auf unterschiedliche Portale mit verschiedenen Schwerpunkten der Aufbereitung zur Verfügung gestellt werden, bietet sich ein Blick in folgende Übersicht von Portalen und Plattformen für OER-Unterrichtsmedien an. Die Informationsstelle OER (OERinfo) ist ein themenspezifisches Online-Portal, das für die Öffentlichkeit und fachliche Zielgruppen umfassende Informationen zum Thema OER zur Verfügung stellt. OERinfo hat dafür eine kommentierte Linkliste kuratierend zur Verfügung gestellt zu folgenden Typen von Angeboten: - Frei lizenzierte Fotos und Abbildungen - Fächerübergreifende Datenbanken und Portale - Historisch-politische Bildung - Medienbildung - Mathematik - Naturwissenschaften - Religion und Musik - Beispiele für Mediendatenbanken - Beispiele für Suchmaschinen - Beispiele internationaler Angebote. 

Im nächsten Abschnitt suchen wir auf den unterschiedlichen dort geführten Portalen nach konkreten Unterrichtskonzepten und -materialien, die lernevidenzbasierten Unterricht mit fachdidaktischem Fokus in den Blick nehmen. 

Nachdem wir uns mit den unterschiedlichen Portalen für OER-Inhalte für Schulkontexte vertraut gemacht haben, interessieren wir uns besonders für fächerübergreifende Datenbanken und Portale, die bei OERinfo kuratiert zu finden sind. Hier suchen wir nach konkreten Unterrichtsmaterialien sowie -beispielen, die uns als Lehrkraft Impulse dafür geben, entsprechend der DigCompEdu Definition des exemplarischen Teilkompetenzbereichs 4.1 "[d]igitale Informationen zu Lernerverhalten, Leistung und Fortschritt [zu] erheben, kritisch [zu] analysieren und [zu] interpretieren, um beispielsweise Rückschlüsse für die Unterrichtsplanung zu ziehen."

Auf einschlägigen Metaportalen wie OER.schule, OERhörnchen, Elixier sowie ZUM findet wir unter direkter Eingabe der mit dem Teilkompetenzbereich "Lern-Evidenzen Analysieren" verbundenen Begriffe zunächst wenig relevante Treffer. Wir erinnern uns jedoch an unsere gesamte inhaltliche Auseinandersetzung mit Konzepten sowie methodischen Ansätzen, die mit der Analyse von Lern-Evidenzen verbunden sind. Im Zuge der verdichteten Beschreibung des Teilkompetenzbereichs im dritten Modul sowie der kuratierten Videolinkliste im im vierten Modul wurde uns klar, dass mit der Analyse von unterrichtsbegleitenden digital erhobenen Lern-Evidenzen vor allem digital gestützte Unterrichtsmethoden gefragt sind, die parallel auch in der Lage sind, Daten zu Lern-Evidenzen digital zu erfassen und so analysierbar zu machen.

So hieß es in der verdichteten Beschreibung des Teilkompetenzbereichs im dritten Modul: "Bei der Planung von Unterricht nutzen Lehrkräfte die analysierten Daten zu den Lernprozessen ihrer Schüler:innen und berücksichtigen diese bei der Auswahl von Methoden und Medien, um für alle Schüler:innen einen Raum zu gestalten, in dem Lernprozesse bestmöglich unterstützt werden."

Wir suchen also nach Unterrichtsbeispielen und -konzepten, die digitale Methoden einsetzen, die parallel eine Erfassung und spätere Analyse von Lern-Evidenzen ermöglichen. Da wir im Rahmen der eigenen Entwicklung von Medieninhalten im vierten Modul gute Erfahrungen mit Quiz-Formaten, in dem Fall mittels H5P, gemacht haben, suchen wir gezielt nach Unterrichtsbeispielen und -konzepten, die durch Quiz-Formate als didaktischen Zugang Lern-Evidenzen leicht digital erheben und sichtbar machen. Über das Metaportal OERhörnchen werden wir auf das relativ neue Suchportal für OER-basierte Unterrichtsmaterialien namens wirlernenonline.de aufmerksam. Wir suchen also konkret nach Unterrichtsmaterial, das Quiz-basiert arbeitet:

Besonders spannend finden wir folgende digitale Aufbereitung eines Quiz, das digital-interaktiv Wissensstandabfragen ermöglicht und als Inspiration für eigene Unterrichtsansätze wirkt:

Weiterhin finden wir folgende allgemeine Methode für die digital gestützte Erfassung von Lern-Evidenzen von großem Interesse:

Zurück zur Metasuchmaschine OERhörnchen suchen wir hier auch nochmal nach Beispielen von einem Quiz, das Inspiration für die Unterrichtsgestaltung bietet. Uns begegnet als weiterer Suchtreffer der Link zum digitalen Unterrichtsbaustein im digital.learning.lab namens "Physikerquiz mit Kahoot!", der sowohl eine didaktische Anleitung sowie konkretes Unterrichtsmaterial beinhaltet.

Wir sind zufrieden mit den Suchergebnissen auf den unterschiedlichen OER-Portalen und haben einen guten Eindruck an Beispielen mit konkretem Material gewonnen, um informierter und befähigter selbst den Unterricht dahingehend weiterzuentwickeln, dass Lern-Evidenzen leichter digital erhoben und analysiert werden können. Im nächsten Schritt gilt es, diese Angebote für die Zielgruppe (angehender) Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst an allgemeinbildenden Schulen als unsere gewählte primäre Zielgruppe des Medienpakets zu kuratieren.

Bereits im letzten, dem vierten Modul haben wir das Konzept der Kuration von Bildungsinhalten kennengelernt - dort zunächst im Kontext der Kuration von Inhalten für die eigene, persönliche Kompetenzentwicklung. Nun stehen wir vor der Frage, wie wir Unterrichtsmaterialien für die Zielgruppe (angehender) Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst an allgemeinbildenden Schulen als unsere gewählte primäre Zielgruppe des Medienpakets bestmöglich kuratieren können. Wir stellen uns also erneut die Frage, mit welchem Tool wir die Inhalte am besten kuratieren und erinnern uns an die im letzten Modul erwähnte Anleitung Kuratierung als Bildungsherausforderung von Nele Hirsch. Dort werden unterschiedliche Tools erwähnt mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Uns ist im Fall einer kommentierten Sammlung von Unterrichtsbeispielen und -materialien zur Analyse von Lern-Evidenzen insbesondere wichtig, dass eine offene, gemeinsame Arbeit möglich ist, sodass weitere tolle Impulse kollaborativ gesammelt werden. Wir entscheiden uns auf Basis der Tool-Empfehlungen bei eBildungslabor für das pad-basierte Tool HackMD, das auf Markdown basiert und somit sowohl eine gemeinsame Bearbeitung und neuerdings auch Kommentierung als auch einen späteren Export in unterschiedliche Formate gut ermöglicht. Nach der Registrierung und dem Login legen wir ein neues Pad in HackMD an und ändern die Einstellungen des Pads dahingehend, dass eine freie Bearbeitung im Internet möglich ist, sodass weitere Lehrkräfte ihre Inhalte dort teilen sowie kommentieren können. Anschließend pflegen wir die zu kuratierenden Inhalte anhand zentraler Eckdaten ein, die uns wichtig sind, in dem Fall der Titel des Unterrichtsmaterials, dem Link, der Kernidee sowie der CC-Lizenz:

Gruppenarbeit

Recherchiert für den von Euch gewählten (Teil-)Kompetenzbereich bestehende Angebote, um Schüler:innen in ihrem Kompetenzerwerb zu unterstützen. Stellt Eure Ergebnisse in einem für Euch sinnvollen Format zusammen und setzt die verschiedenen Ergebnisse und Angebote zu einander in Verbindung. Inwiefern habt Ihr hier andere Suchwörter und Schlagwörter als Eure Gruppenmitglieder für Eure Recherche genutzt? Diskutiert Eure Ergebnisse innerhalb der Gruppe.

3. Eigene Angebote entwickeln

Nachdem wir uns in der vorherigen Lerneinheit einen Überblick über bestehende Angebote für die Förderung des Kompetenzerwerbs verschafft haben, geht es in dieser Lerneinheit darum, eigene Angebote zu entwickeln, um identifizierte Leerstellen in den bestehenden Angeboten zu füllen.

Unsere Recherche nach freien Lehr-Lernmaterialien hat uns erste interessante Ergebnisse gezeigt, wie vor allem mittels Quiz-Einsatzszenarien Lern-Evidenzen erhoben werden können. Die auf Basis dessen unterrichtsbegleitend gewonnenen Erkenntnisse zum Wissens- bzw. Lernstand an sich befähigen Schülerinnen und Schüler jedoch noch nicht hinreichend, aus den erhobenen Daten Schlüsse für sich und ihr zukünftiges Lernverhalten zu ziehen.

Im Anschluss an unsere Suche nach Angeboten für den Teilkompetenzbereich "Lern-Evidenzen analysieren" identifizieren wir den Bedarf nach neuen Angeboten für die entsprechende Kompetenzentwicklung bei Lernenden. Der unter dem Begriff der Lern-Evidenzen zu subsumierende Prozess von der Sammlung von Daten zu Lernprozessen über die Analyse dieser bis hin zur Interpretation dieser Erkenntnisse ist somit in einem neuen Medienangebot für Schüler:innen grundsätzlich zu vermitteln.

Da wir feststellen, dass es bei der Entwicklung eines entsprechenden Medienangebots stärker um eine sehr grundsätzliche Aufklärung und Sensibilisierung von Lernenden für die Analyse von Lern-Evidenzen geht, überlegen wir uns, mit welchem digitalen Medium sich dies bestmöglich umsetzen lässt. Unsere bisherige Auseinandersetzung mit dem Teilkompetenzbereich "4.2. Lern-Evidenzen analysieren" des DigCompEdu im dritten und vierten Modul fokussierte insbesondere bei der Angebotsaufbereitung auf Lehrende, in unserem Fall besonders auf die Zielgruppe (angehender) Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst an allgemeinbildenden Schulen in der Sekundarstufe II. Wenn es also in diesem letzten Modul um die Kompetenzentwicklung bei Schüler:innen geht, müssen wir uns fragen, wie die Kompetenzentwicklung bei Schüler:innen zur Analyse ihrer Lern-Evidenzen erfolgen kann.

Dabei müssen wir einen Perspektivwechsel vollziehen: von den Kompetenzen, die wir als Lehrkräfte brauchen, zu den Kompetenzen, die Schüler:innen erwerben. Da sich der DigCompEdu an Lehrkräfte richtet, sind die für Schüler:innen relevanten Kompetenzen dort nicht explizit benannt, sondern müssen für dieses Modul erst einmal antizipiert werden. Diesen Perspektivwechsel führen wir in einem Rollenspiel durch bei dem eine Person die Lehrkraft und eine Person ein:e Schüler:in spielt. Dafür überlegen wir uns eine konkrete Unterrichtssituation:

Wir befinden uns im Unterrichts des Fachs Deutsch in der 10. Klassenstufe in der Themeneinheit Gedichtinterpretation. Die Lehrkraft gibt den Schüler:innen über einen Monat hinweg mehrere Gedichte vor, die anhand der zuvor gelernten Techniken interpretiert werden sollen. Jede Aufgabe wird auf dem Schulserver hochgeladen und halb-automatisiert ausgewertet. Am Ende des Monats wird zusätzlich eine Klassenarbeit geschrieben, in der die Schüler:innen ein neues Gedicht interpretieren müssen. Auch diese Leistungen werden von der Lehrkraft in das Lernmanagementsystem eingepflegt. 

Als Lehrkraft erhebe ich durch die verschiedenen Leistungsnachweise Daten über die Lernprozesse der Schüler:innen. Diese Daten gebe ich in Excel ein und lasse mir diese in einem Graphen anzeigen, der die Entwicklung des Lernprozesses der Schüler:innen im zeitlichen Verlauf zeigt. So kann ich einerseits die Lernprozesse der Schüler:innen nachvollziehen und andererseits konkrete Interventionen entwickeln, um die Schüler:innen noch besser bei der Gedichtinterpretation zu unterstützen. 

Als Schüler:in arbeite ich nacheinander an den Interpretationen der bereitgestellten Gedichte und stelle meine Ergebnisse für die Lehrkraft bereit. Da wir von der Lehrkraft angehalten wurden, zusätzlich zu der reinen Bearbeitung der Aufgaben unserem Lernprozess auch zu dokumentieren, recherchiere ich zunächst mit verschiedenen Suchmaschinen nach den Möglichkeiten. Dabei finde ich einen Beitrag zur Portfolioarbeit im Deutschunterricht auf ZUM-Unterrichten. Diesen nehme ich mir als Beispiel und dokumentiere meinen Lernprozess, reflektiere diesen und bewerte meine verschiedenen Gedichtinterpretation. Am Ende der Themeneinheit bekomme ich von der Lehrkraft ein Feedback zu meinem Lernprozess und kann diesen mit meinem Portfolio vergleichen, um zu verstehen, wie ich gelernt habe, was mir leicht fiel und wo noch Lücken sind.

Nachdem wir diesen Perspektivwechsel durchgeführt haben, stellt sich für uns allerdings die Frage, wie wir Schüler:innen dabei unterstützen können, selbst Kompetenzen für die Analyse von Lern-Evidenzen zu erwerben. Diese Frage stellt sich insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir bisher wenig konkrete Angebote finden konnten, die sich für die Kuration dessen eigneten. Um jugendliche Schüler:innen möglichst mit einem ansprechend und zeitgemäß aufbereiteten Medium für die Bedeutung sowie Möglichkeiten der Analyse ihrer Lern-Evidenzen zu sensibilisieren, finden wir ein Erklärvideo als Format grundsätzlich geeignet. Bei der Wahl der konkreten Gestaltung eines Erklärvideos erinnern wir uns an die 18 sehr unterschiedlichen, im dritten Modul skizzierten Formate für online-gestützte Lernvideos. Insbesondere für die Zielgruppe von Schüler:innen der Sekundarstufe II an allgemeinbildenden Schulen finden wir animierte Erklärvideos besonders spannend.

Um das Format für die Erklärung des (Teil-)Kompetenzbereichs für Schüler:innen in Form eines ansprechenden Erklärvideos zu entwickeln, können verschiedene digitale Tools genutzt werden. Wir erinnern uns an den Hinweis aus dem dritten Modul zu Portalen für Lehrkräfte für die Nutzung von digitalen Tools für schulische Einsatzzwecke. Eine dieser bereits empfohlenen Plattformen ist das digital.learning.lab, einem Kompetenzzentrum für die Unterrichtsentwicklung in digitalen Zeiten, in dem unter anderem Tools vorgestellt und anhand verschiedener Kriterien beschrieben werden. Die Übersicht über verschiedene Tools im digital.learning.lab findet ihr unter https://digitallearninglab.de/tools.

Auf der Suche nach einem passenden Tool für das Erstellen eines Erklärvideos werden wir direkt im digital.learning.lab fündig. Das Tool mysimpleshow scheint unseren Ansprüchen zu genügen und bietet eine kostenlose Basisversion mit den Grundfunktionen. Um uns in der Gruppe die Arbeit zur Erstellung des Erklärvideos aufzuteilen, überlegen wir uns, was die zentralen Arbeitspakete dafür sein werden. Über eine Internetsuchmaschine wie DuckDuckGo oder Google suchen wir nach Anleitungen für das Tool mysimpleshow. Eine direkt gefundene Anleitung des Blogs kritzelblog untergliedert den Arbeitsprozess zur Erstellung eines Erklärvideos mit mysimpleshow in 5 Schritte und gibt am Ende sogar Hinweise, wie eine Videoerstellung im Team möglich ist: 

  • Schritt 1: Projekt anlegen 
  • Schritt 2: Die Struktur des Erklärvideos 
  • Schritt 3: Die Texteingabe 
  • Schritt 4: Bebildern des Videos 
  • Schritt 5: Fertigstellen und Audio hinzufügen 
Teilt man sich die Arbeit auf zwei Personen auf, ist für jede der beiden Personen für ein Video im Umfang von etwa 3 Minuten jeweils mit mindestens 4 Stunden Aufwand zu rechnen. Für das Skript als zentrales Arbeitspaket (Schritt 2 und 3) für die eine Person sind etwa 3-4 Stunden plus späteres Feedback zum Videoentwurf zu rechnen und die weitere Person, die für das Entwickeln des Videos im Tool selbst verantwortlich ist (Schritt 1, 4 und 5) sind mit schneller Einarbeitungszeit mindestens 4 Stunden Bearbeitung bis zur Veröffentlichung zu rechnen. 

Wir machen uns zunächst also an die Erstellung des Skriptes. Dafür gehen wir zurück zu unserem Rollenspiel, mit dem wir den Perspektivwechsel durchgeführt haben, und überlegen, welche Informationen Schüler:innen brauchen, um eine solche Reflexion des Lernprozesses mit dem Ziel der Analyse von Lern-Evidenzen durchführen zu können, um eben jene Kompetenzen erwerben zu können. In dem Rollenspiel stellen wir uns jetzt also vor, dass die Lehrkraft den Schüler:innen erklärt, welche Rolle Lern-Evidenzen spielen können. Das Rollenspiel führen wir dabei zweimal durch, sodass wir zwei Erklärungen haben. Anschließend legen wir beide Erklärungen nebeneinander und fügen beide zusammen. Zum Schluss gehen wir den Text, der das Skript für unser Erklärvideo bildet, noch einmal durch und prüfen, ob die verwendete Sprache auch angemessen ist für die von uns gewählte Zielgruppe. Für 3 Minuten langsam gesprochenes Video rechnen wir mit etwa 1/2 bis 2/3 Seite. Das fertige Skript sieht dann so aus:

Skript für das Erklärvideo


Lernevidenzen analysieren - was ist damit gemeint und wieso ist das für mich als Schüler oder Schülerin relevant?
Da Schule eine Bildungseinrichtung ist, wird das, was man gelernt hat, oft gemessen. Das zeigt sich natürlich am meisten in Noten, die man für Arbeiten, Tests oder Referate bekommt. Dabei wird an einem ganz bestimmten Tag abgefragt, was man weiß und kann. Was mit diesen Noten allerdings nicht beachtet wird ist die Entwicklung eines jeden Einzelnen. Schließlich ist Lernen immer ein Prozess, in dem man sich inhaltlich in den einzelnen Fächern, aber auch persönlich weiterentwickelt. Hinzu kommt, dass Lernen ganz unterschiedlich ablaufen kann. Jeder Mensch lernt anders, in einem anderen Tempo, in einem anderen Rhythmus, in einer anderen Intensität. Lern-Evidenzen sollen genau dies sichtbar machen: Indem man sich nicht nur das Ergebnis, wie zum Beispiel einer Arbeit oder einem Test anguckt, sondern auch den Weg dorthin, soll besser auf die individuellen Möglichkeiten und Voraussetzungen eingegangen werden können.
Aber warum ist das für Dich als Schülerin oder Schüler von Bedeutung?
Auch wenn es in Schule oftmals so ist, dass Dein Lernen, Dein Wissen und Können von Deinen Lehrerinnen und Lehrern bewertet wird, bedeutet das nicht, dass Du Dir nicht auch selbst Deinen Lernprozess angucken kannst. Zu verstehen, wie Du selbst lernst, kann Dir ungemein helfen, die für Dich passenden Strategien zu finden.
Um den Lernprozess erst mal begreifen zu können, wird dieser anhand von Daten gemessen. Diese Daten nennt man Lern-Evidenzen. Dabei können diese ganz unterschiedlich aussehen. Auch Tests, Arbeiten und Referate gehören dazu, aber nicht nur mit der Note, die Du am Ende bekommst. Bei Lern-Evidenzen wird genauer hingeguckt und geschaut, was Du schon gut kannst und was Du schon gelernt hast, und an welchen Stellen Du Dich verbessern kannst. Was Das genau ist, kann ganz unterschiedlich sein. In einem Fach wie Deutsch kann es zum Beispiel sein, dass du Romane und Gedichte grundsätzlich sehr gut interpretieren kannst, aber noch Schwierigkeiten hast, Dich in schriftlichen Arbeiten richtig auszudrücken. Wenn man sich hier ausschließlich die Note angucken würde, würde man Deine Stärken in der Gedichtinterpretation gar nicht erkennen, sondern nur Deine Schwierigkeiten im Ausdruck sehen. Darin zeigt sich auch, dass Daten zu Lernprozessen nicht immer nur Noten bedeuten, sondern viel mehr sind und viel tiefer gehen. Auch selbst kannst Du Deinen Lernprozess sozusagen messen. Zum Beispiel indem du ein Lerntagebuch führst. Ein Lehrtagebuch ist im Grunde das Gleiche wie ein normales Tagebuch, nur, dass du hier deinen Lernprozess reflektierst: Was fiel Dir in einer bestimmten Aufgabe in einem bestimmten Fach leicht, was vielleicht nicht? Was hast du schnell verstanden, wo hat es vielleicht länger gedauert? Wenn Du das regelmäßig aufschreibst, kannst Du Dir, zum Beispiel am Ende eines Halbjahres nochmal alle Tagebucheinträge angucken und vielleicht bestimmte Muster darin erkennen, was Dir, unabhängig vom einzelnen Unterrichtsfach, leicht viel und du schnell gelernt hast und was nicht. Vielleicht kannst Du anhand dieser Muster ja sogar verstehen, warum Dir manche Aufgaben, Themen oder Fächer leichter fallen und so schauen, was Du davon auch auf das übertragen kannst, was Dir Schwierigkeiten bereitet. Dieser gesamte Prozess von der Sammlung von Daten zu Lernprozessen über die Analyse dieser bis hin zur Interpretation dieser Erkenntnisse fällt unter den Begriff Lern-Evidenzen.

Anschließend laden wir das Skript in das Tool mysimpleshow und bearbeiten die uns dort vorgeschlagenen Visualisierungen nach:

Nachdem wir alle Visualisierungen passend zum erzählten Text integriert haben und nach Abspielen des Videos im Entwurf als Gruppe zufrieden sind, finalisieren wir das Video durch Angabe von Metadaten und veröffentlichen das Video:

Nachdem wir das Erklärvideo fertiggestellt haben, schauen wir uns das finale Produkt an und korrigieren das Skript an Stellen, wo es im Video nicht ganz passend ist. Auch holen wir uns Feedback von befreundeten Lehrkräften, um auch hier noch einmal Feedback zu erhalten, ob wir mit unserem Erklärvideo das erreichen können, was wir uns zum Ziel gesetzt haben. Als Gruppe freuen wir uns über unser Erklärvideo, das Schüler:innen möglichst leicht verständlich in wenigen Minuten dafür sensibilisiert, welche Gründe und Möglichkeiten es für die Analyse ihrer eigenen Lern-Evidenzen gibt. Das Video steht am Ende öffentlich zur Verfügung und kann auch von anderen Lehrkräften genutzt und im Unterricht eingesetzt werden:

Unser Erklärvideo für die Vermittlung der Bedeutung des Teilkompetenz 4.2 des DigCompEdu "Lern-Evidenzen analysieren" kann hier von Schüler:innen angeschaut werden:

Hier geht es zum Video.

Den Transfer zu schaffen zwischen den Kompetenzen, die Lehrkräfte für ihr eigenes medienbezogenes Handeln benötigen, und denen, die benötigt werden, um Schüler:innen entsprechend in ihrem Kompetenzerwerb zu unterstützen, ist gar nicht so einfach. Um Letztere konkret definieren zu können, muss zunächst identifiziert werden, wie der Kompetenzerwerb bei Schüler:innen gestaltet sein muss. Dafür kann es helfen, die Rahmenlehrpläne vor dem Hintergrund von medienbezogenen Kompetenzbereichen zu untersuchen.

Recherchiere dafür bitte den Rahmenlehrplan für eines deiner Studienfächer in einer gewählten Klassenstufe und prüfe, an welchen Stellen der in deiner Gruppe gewählte Teilkompetenzbereich hier sinnvoll integriert werden kann. Einen Vorschlag zum konkreten Vorgehen findest du in der TUHH-Cloud. Der Beitrag soll insgesamt 400 - 600 Wörter umfassen. Bitte achte auf eine korrekte Zitation externer Quellen.