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Der Medienbegriff

Website: Hamburg Open Online University
Kurs: Digital kompetent - ja, aber wie und warum?
Buch: Der Medienbegriff
Gedruckt von: Gast
Datum: Mittwoch, 15. Januar 2025, 18:37

Beschreibung

Alle reden über Medien - aber was sind eigentlich Medien? Und welche Rolle spielen Medien in der Digitalisierung der Bildung?

1. Begriffserklärung

Über Medien wird nicht nur in Bildungskontexten viel gesprochen. Der Begriff der "Medien" findet sich auch im alltäglichen Sprachgebrauch in unterschiedlichen begrifflichen Kombinationen wieder. Soziale Medien prägen zunehmend unsere Kommunikation. Große Medienhäuser prägen den Journalismus. Nicht selten wird den Medien auch die Rolle als "vierte Gewalt" in unserer demokratischen Gesellschaft zugeschrieben. Und sind prominente Persönlichkeit im Fokus des öffentlichen Interesses, wird nicht selten vom "Medienrummel" gesprochen. Um die Potentiale von Medien in Bildungskontexten besser zu verstehen, wird sich nachfolgend also grundlegend dem Medienbegriff genähert.

Der Medienbegriff wird in unterschiedlichen Kontexten verwendet. Bekannte Beispiele sind "Soziale Medien", "Printmedien" oder im Kontext dieses Seminars "Medienpädagogik" bzw. "Mediendidaktik".

Grundsätzlich leitet sich das Wort „Medium“ vom substantivierten lateinischen Neutrum „medius“ ab und kann als „[etwas] in der Mitte / Dazwischenliegendes“ bezeichnet werden. Im Zuge der weiteren Annäherung an den Medienbegriff werden wir verstehen, was diese "Mitte" sein kann.

Es gibt keine eindeutige Definition des Begriffs Medien. Beispiele für Medien können laut LMZ-BW sein:

  • Printmedien wie etwa periodisch erscheinende Presseerzeugnisse
  • Fachmedien
  • elektronische Medien, unter anderem über Funk beziehungsweise Kabel übertragene Medien
  • audiovisuelle Medien

Laut Duden online werden mit dem Begriff Medien "Trägersysteme zur Informationsvermittlung" (z. B. Presse, Hörfunk, Fernsehen) bezeichnet. Medien haben also an sich noch nicht zwangsläufig etwas mit Digitalisierung zu tun. Verstehen wir Medien im Kontext von Technik und nähern uns so digitalen Medien an, verdichtet sich das Verständnis etwas. Dann sind Medien laut LMZ-BW die "Bezeichnung für Hilfsmittel und Werkzeuge der Kommunikation, die mit Hilfe technischer Verfahren hergestellt wurden (zum Beispiel Bücher und Zeitungen, Bilder, Fotografien; sogenannte sekundäre Medien) oder solche, bei denen sowohl zur Erzeugung als auch zur Aufnahme der Mitteilung technische Hilfsmittel nötig sind (wie zum Beispiel bei Schallplatte, Radio, Fernsehen und Computer; sogenannte tertiäre Medien).

Der Begriff Medien bezieht sich also auf

  • Medienprodukte (Buch, Zeitung, Tonträger, Film, Fernsehsendung etc., unabhängig davon, ob sie in digitaler oder analoger Form vorliegen),
  • auf die Institutionen, durch die Medien hergestellt und verbreitet werden,
  • auf die Medientechnologien (Computer, Übertragungstechnologien, Verfahren der Bewegtbildaufzeichnung, Drucktechniken etc.) und auf
  • die Medien als symbolische Codes, also die Darstellungsformen und -formate und die dabei verwendeten Zeichen."

Im nächsten Schritt wollen wir uns dem besseren Verständnis des Medienbegriffs in pädagogischen Kontexten widmen und dafür medienpädagogische Literatur zu Hilfe ziehen.

2. Der kommunikationswissenschaftliche Medienbegriff

Ausgang der Diskussion um den Medienbegriff findet sich in den Kommunikationswissenschaften. Dabei findet sich sowohl ein sehr breites Medienverständnis, bei dem unter Medien alles zwischen dem Mensch und seiner Umwelt verstanden wird, wie es zum Beispiel von Marshall McLuhan (1992) vertreten wird. Oder aber ein engeres Verständnis, wie es beispielsweise der Kommunikationswissenschaftler Friedrich Krotz vertritt und unter Medien Entitäten versteht, "die dazu dienen, Kommunikation zu ermöglichen, zu modifizieren und zu gestalten" (Krotz, 2012, S. 41). Dabei müssen diese Entitäten "sowohl strukturell als auch situativ wirksam sein, um als Medien bezeichnet zu werden. Medien sind also in der hier eingenommenen Perspektive einerseits keine 'Kanäle', wie es die Metapher von der Kommunikation als Informationstransport meint, weil es nicht auf die technische Durchleitung ankommt, sondern auf die Kommunikationsbeziehung, der die Durchleitung dient." (ebd., S. 42). Medien enthalten dementsprechend vier Perspektiven:

  • situative Gestalt des Mediums: die Verwendung des Mediums als "Erlebnisraums der Menschen" (ebd., S. 42, Hervorhebung i.O.), wodurch Techniken erst zu Medien werden
  • situative Hinsicht von Medien: Medien sind "Inszenierungsapparate, die spezifische Sinne ansprechen [, denn für] jedes Medium gibt es eigenständige Kodier- und Produktionsweisen, spezifische Inhalte werden in spezifische Formate, Dramaturgien und Prozesse gepackt und machen spezifische Darstellungsweisen erforderlich, beides sowohl aus technischen wie aus sozialen Gründen" (ebd., S. 43, Hervorhebung i.O.)
  • strukturelle Hinsicht von Medien: Medien sind "durch ganz unterschiedliche Techniken bestimmt, die dementsprechend auch ganz unterschiedliche Inszenierungsformen verlangen und Nutzungsbedingungen beinhalten: etwa, dass Nutzer 'aktiv', 'passiv' oder gar 'interaktiv sind und dass sie spezifische Kompetenzen besitzen" (ebd., S. 43)
  • strukturelle Perspektive von Medien: Medien sind Institutionen, die fest im Alltag integriert und durch Gesetze und Organisationen geregelt werden (ebd., S. 43)

Der Medienbegriff in der Medienpädagogik

In der Disziplin der Medienpädagogik wird häufig der Medienbegriff nach Gerhard Tulodziecki (1997) zur Grundlage genommen. Seinem Verständnis von Medien lassen sich diese nach Raithel et al. (2009, S. 266) "als ein Mittel oder etwas Vermittelndes verstehen, durch das in kommunikativen Zusammenhängen bestimmte Zeichen mit technischer Unterstützung übertragen, gespeichert, wiedergegeben oder verarbeitet und in abbildhafter oder symbolischer Form präsentiert werden. Die Zeichen fungieren dabei als Träger von Bedeutungen für die an der Kommunikation beteiligten Personen."

3. Darstellungsformen, Funktionen und technische Grundlagen von Medien

In der Definition und dem damit transportierten Verständnis nach Tulodziecki lassen sich nicht nur Medien besser verstehen sondern auch differenzierter analysieren. In der Definition bieten sich dabei bereits drei Perspektiven auf Medien an: die technische Perspektive, die Perspektive der Funktion von Medien sowie die zeichenbasierte Bearbeitung von Inhalten in den Medien.

Mit diesem differenzierten Medienverständnis lassen sich konkrete, bereits bekannte Medien besser in ihrer Wirkung verstehen. Dafür bietet Herzig (2020) folgendes Modell zur Analyse der Darstellungsformen, Funktionen und technische Grundlagen von Medien an:


In diesem differenzierten Verständnis finden wir bereits erste Hinweise darauf, welche Komplexität mit unterschiedlichen Medien einhergeht und welche damit verbundenen Kompetenzanforderungen mit Medien im Allgemeinen und digitalen Medien im Besonderen verbunden sein können. Blickt man beispielsweise auf die Funktionen von Medien, so wird bereits deutlich, über welche Fähigkeiten Individuen verfügen müssen, wenn diese in ihrer sozialen Umwelt Medien souverän und produktiv zu nutzen und zu gestalten.

4. Digitale Medien

In der Definition von Tulodziecki klang bereits durch, dass technische Aspekte bei der Betrachtung von Medien eine entscheidende Rolle haben. Insbesondere im Zuge der zunehmenden Durchdringung insbesondere digitaler Medien im Allgemeinen und sozialer Medien im Besonderen stellt sich somit die Frage, ob der Medienbegriff ein Update erfahren muss, wenn wir uns in Bildungskontexten insbesondere mit digitalen Medien beschäftigen.

Diese Frage lässt sich natürlich nicht abschließend klären, aber ein gemeinsamer Startpunkt für die Diskussion kann die in nachfolgendem Video des Hamburger Pädagogen Jöran Muuß-Merholz geschilderte Pinguin-Medienmetapher sein:

Die Pinguin-Medienmetapher

Weitere Informationen


Diese Metapher kann uns für den weiteren Seminarverlauf helfen, digitale Medien in ihrer Wirkung in Bildungskontexten besser zu verstehen.