2. Inhalt
Website: | Hamburg Open Online University |
Kurs: | Up in the Air - Luftfahrttechnik aus neuen Perspektiven |
Buch: | 2. Inhalt |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Donnerstag, 21. November 2024, 21:10 |
1. Zuverlässigkeit Technischer Systeme
Absolute Sicherheit existiert in der Praxis nicht, denn:
- Jedes technische und biologische System kann ausfallen
- Jedes technische und biologische System ist ein Kompromiss aus sich widersprechenden Forderungen in Bezug auf Sicherheit und Effizienz
Der oft für Computersysteme verwendete Begriff der Systemsicherheit lässt sich in Bezug auf die Luftfahrt vielschichtig und vielseitig verwenden. Dies ist etwa hinsichtlich der Sicherheit des Gesamtsystems Luftfahrt (etwa gegen Störungen von außen), hinsichtlich eines Flugsteuerungssystems (etwa gegen mechanische oder elektromagnetische Störungen) oder hinsichtlich der in der Luftfahrt verwendeten Software möglich. Die Sicherheit technischer Systeme muss als zusammengesetzter Begriff Vorstellungen von einem Sicherheitsbegriff und Vorstellungen von technischen Systemen vereinen. Konzentriert man sich beim Sicherheitsbegriff auf Fragen der funktionalen Sicherheit, so sind diese quasi untrennbar mit der Zuverlässigkeit technischer Systeme verknüpft.
Viele Systeme sind redundant ausgelegt, um die Zuverlässigkeit, mit der die Systemfunktion erfüllt werden kann, zu erhöhen. Redundanz bedeutet, dass die gleiche Funktion von mehreren Elementen wahrgenommen werden kann. So zum Beispiel die Steuerung um die Rollachse über (mehrere) Querruder und (mehrere) Rollspoiler.
Entscheidend ist das Verständnis von Funktions- bzw. Versagenslogik über Blockschaltbilder. Ein einfaches Blockschaltbild legt nahe, wie zwischen paralleler und serieller Übertragung (Reihenschaltung) ein erheblicher Unterschied in der funktionalen Sicherheit und den Ausfallszenarien besteht.
Welches Signal kommt mit größerer Wahrscheinlichkeit an?
Letztlich müssen die üblichen Anforderungen zu Sicherheit / Zuverlässigkeit / Lufttüchtigkeit eingehalten werden.
Einschlägige Normen:
- Zuverlässigkeit nach FAR/Advisory Circular §1309: Wahrscheinlichkeit der Fehlerklasse
- SAE/ARP4754, RTCA DO-178C: System Development Assurance / Qualität der Softwareentwicklung
Dem aufmerksamen Leser fallen jedoch bereits einige Kopplungen auf. So ist das Beschleunigungsverhalten ein Resultat der Eigenschaften von Motor und sonstigem Fahrzeug. Zudem wurden Schnittstellen zwischen Motor und sonstigem Fahrzeug wie etwa die Anbauteile des Motors oder das Getriebe genannt. Über diese Beziehungen lässt sich das gesamte Fahrzeug systemtechnisch beschreiben. Ab einem gewissen Detaillierungsgrad entstehen in dem systemtechnischen Modell eines PKW, das wir uns im Kopf vorstellen können, Zielkonflikte wie etwa zwischen Reichweite, Beschleunigung und Zuladung. Die Komponenten und deren Beziehungen lassen sich systematisch Katalogisieren und beschreiben. Erkennen wir jedoch komplexe Abhängigkeiten, die womöglich nicht gerichtet (im Sinne von Ursache und Wirkung), sondern multikausal sind und dynamische bzw. nicht-lineare Abhängigkeiten, so wird der Blick auf das Gesamtsystem systemisch.
In Systemen, die von Mechanik, Elektrik und Software geprägt sind, sind Sicherheit und Zuverlässigkeit zudem Themen, die in all diesen Bereichen betrachtet werden müssen, wie etwa
- Mechanik: Festigkeit
- Elektrik: MTBF - Mean Time Between Failures
- Software: Qualitätssicherung
2. Sicherheitskritische Avioniksysteme
Die Avionik (Avionics) ist ein Wort, das aus den Bestandteilen Aviation und Electronics zusammengesetzt ist. Es umfasst somit in der Regel recht treffend die elektronischen Systeme eines Luftfahrzeugs. Avionik ist dabei sowohl bei Flugzeugen und Helikoptern von großer Bedeutung. Die Komplexität und der Umfang von Avionik an Bord anderer Luftfahrzeuge wie etwa Ballonen oder Luftschiffen ist oft geringer.
Physisch besteht die Avionik aus so vielfältigen Systemen wie Radargeräten (die wiederum aus einer Antenne oder einem Antennenfeld, mechanischen Bauteilen und elektronischen Prozessoreinheiten bestehen), Cockpitmodulen, die als Eingabe- und/oder Ausgabegeräte dienen können, elektronischen Geräten für das Kabinenmanagement oder flugzeuginternen Rechnern, die als LRU (Line Replaceable Unit) ausgeführt in speziellen Avionikkompartments im Flugzeug bestimmte elektronische Aufgaben erfüllen.
Selbst kleinere Geschäftsreiseflugzeuge verfügen heutzutage über Radare, die nach den Maßstäben, die noch vor wenigen Jahrzehnten galten, als elektronisch hochkomplex gelten dürfen.
3. Gestaltung von Systemarchitekturen & Konfigurationen aus Zulassungsperspektive
Die Konfiguration eines Luftfahrzeugs oder eines Systems beeinflusst dessen Eigenschaften grundlegend. Auf Gesamtflugzeugebene wird unter der Konfiguration etwa die Anordnung von Hauptbaugruppen wie Rumpf, Tragflügeln und Leitwerk beziehungsweise Steuerflächen verstanden. Dies hat einen erheblichen Einfluss auf die flugmechanischen Eigenschaften eines Flugzeugs. Ähnlich kann bei Helikoptern die Rotorenanordnung als zentrales Konfigurationsmerkmal angesehen werden.
Zur Erinnerung:
Welches Signal kommt mit größerer Wahrscheinlichkeit an?
4. Softwareentwicklung & -qualifikation
5. IFR/VFR-Ausrüstungen, MEL, MMEL
Um sicher fliegen zu können, ist gewisse Ausrüstung an Bord von Luftfahrzeugen unerlässlich. Dabei ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Flügen, die IFR (Instrument Flight Rules) - also unter Instrumentenflugregeln oder VFR (Visual Flight Rules) - also unter Sichtflugregeln durchgeführt werden. Sowohl IFR als auch VFR gilt bereits für Kleinflugzeuge eine Liste von behördlich festgelegter Minimalausrüstung, die vorhanden und funktionstüchtig sein muss.
Die MEL muss einem Luftfahrunternehmen von der zuständigen Behörde gemäß der Betriebsvorschriften EU OPS genehmigt werden. Grundlage der MEL ist eine vom Entwicklungsbetrieb für das jeweilige Luftfahrzeugmuster festgelegte MMEL (Master Minimum Equipment List).
6. Aufbau von Flug- & Wartungshandbüchern
Ein Flughandbuch (Aircraft Flight Manual - AFM) gehört zu einem Luftfahrzeug wie eine Bedienungsanleitung zu vielen anderen technischen Geräten. Durch die hohe Komplexität vieler Luftfahrzeuge und das Gefahrenpotential bei Fehlern hat es für die Sicherheit der Insassen und der Menschen an Boden aber eine sehr viel größere Bedeutung als etwa bei einer Waschmaschine.
- Allgemeines
- Betriebsgrenzen
- Notverfahren mit Kurzcheckliste
- Normale Verfahren mit Kurzcheckliste
- Flugleistungen
- Masse und Schwerpunkt/Ausrüstungsteile
- Flugzeug- und Systembeschreibung
- Pflege, Service und Wartung, Liste der Zeitwechselteile
- Ergänzende Ausrüstung mit Betriebsgrenzen und -verfahren
Während bei kleineren Luftfahrzeugen Flug- und Betriebshandbücher bereits einen Großteil der technischen Dokumentation ausmachen (wobei Avionikhandbücher zu modernen Glascockpits durchaus sehr umfangreich sein können), umfasst bei größeren Flugzeugen die technische Dokumentation weitere umfangreiche Dokumente wie das Wartungshandbuch (Aircraft Maintenance Manual - AMM, das es in der Regel auch für Kleinflugzeuge gibt), einen bebilderten Teilekatalog (Illustrated Parts Catalogue - IPC) oder ein Komponenten-Wartungshandbuch (Component Maintenance Manual - CMM).