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Digitale Medien in der Lehre

Website: Hamburg Open Online University
Kurs: OERientation
Buch: Digitale Medien in der Lehre
Gedruckt von: Gast
Datum: Samstag, 23. November 2024, 09:13

Beschreibung

Dieser Bereich der OERientation GRUNDLAGEN informiert Dich über den Einsatz digitaler Medien in der Lehre.

Bevor es mit OERientation an die Erstellung eines eigenen offenen Bildungsmaterials geht, möchte Dir OERientation das Thema Mediendidaktik näherbringen. Werden digitale Medien in der Lehre eingesetzt, um den zu vermittelnden Lehrinhalt zu veranschaulichen und den Lernprozess effizient zu unterstützen, ist von mediendidaktischem Handeln die Rede. Die folgenden Kapitel führen Dich in den Bereich der Mediendidaktik ein und zeigen Dir die Potenziale und Möglichkeiten der mediendidaktischen Lehre auf. Mediendidaktisch lehren bedeutet nicht nur Medien in Form digitaler Geräte oder Programme in der Lehre zu nutzen. Auch die Verwendung digitaler Materialien wie Fotos, Videos oder Präsentationen ist damit gemeint. Setzt Du jedoch nicht eigene, sondern fremde, digitale Werke in der Lehre ein, solltest Du auf rechtlichen Bedingungen, insbesondere das Urheberrecht, achten. OERientation informiert Dich darüber, wie Du mit dem Urheberrecht in der Lehre umgehst.


1. Was ist Mediendidaktik?

Die Mediendidaktik befasst sich mit den Funktionen, der Auswahl, dem Einsatz (einschließlich seiner Bedingungen und Bewertung), der Entwicklung, Herstellung und Gestaltung sowie den Wirkungen von Medien in Lehr- und Lernprozessen. Das Ziel der Mediendidaktik ist die Optimierung von Lernprozessen mithilfe von Medien
(DeWitt/Czerwionka 2007:32)
Mithilfe dieses Zitates von DeWitt und Czerwionka lässt sich bereits kurz und knapp auf den Punkt bringen, was unter Mediendidaktik zu verstehen ist und welches Ziel sie verfolgt. Als Teilgebiet der Didaktik, setzt sich die Mediendidaktik nicht nur damit außeinander, "wer was von wem wann mit wem wo wie womit und wozu lernen soll“ (Jank/Meyer 2002, S. 16), sondern stellt sich in erster Linie die Frage, inwiefern digitale Medien in diesem pädagogisch-didaktischen Vorhaben eine effiziente Unterstützung darstellen können. Das Ziel der Mediendidaktik ist es demnach nicht, digitale Medien um der Medien willen einzusetzen, sondern mit ihrem Einsatz stets ein primär didaktisches Vorhaben zu verfolgen und zu unterstützen.

Mediendidaktik meint in erster Linie den effizienten und förderlichen Einsatz digitaler Medien in Bildungskontexten. Der Fokus liegt dabei nicht auf dem Einsatz des Mediums an sich, sondern stets auf dem Mehrwert, den dieser dem Lernprozess bietet.

Medien werden entsprechend dann eingesetzt, wenn sie den zu vermittelnden Lehrinhalt besonders anschaulich wiedergeben oder den Lernprozess effizient unterstützen können. Mediendidaktik ist zudem stets lernendenorientiert: Sie setzt an der Lebenswelt und den Bedürfnissen der Lernenden an und verwendet digitale Medien, um die Potenziale der Lehre bestmöglich auszuschöpfen. Dieser Aspekt wird in der Definition von Kros und Sofos besonders deutlich, die den Begriff Mediendidaktik etwas weiter fassen:

  1. "Gegenstandsfeld der Mediendidaktik ist die Lebenswelt, insofern dort

    Lehr- und Lernprozesse ablaufen. Als Teilbereich dieser Lebenswelt sehen wir das organisierte Lehren und Lernen an, insbesondere in Unterricht und Schule.
    intentionalen Formen eine grundlegende Rolle.

  2. Ausgangspunkt didaktischer Arbeit mit Neuen Medien sind die Inhalte, die in Lehrplänen formuliert sind oder die in der Alltagswelt aktuell sind.

  3. Dabei sind die Personen und ihre individuellen, sozialen und entwicklungsgemäßen Bedingungen ebenso hinzuzuziehen wie die sich daraus ergebenden medienanthropologischen und -ethischen Fragestellungen.

  4. Nicht zuletzt spielen die Organisationen in ihren funktionalen oder

  5. Die Technik wird in diesem Zusammenhang als eine Bedingung angesehen, die die Arbeit mit Neuen Medien zwar ermöglicht, aber nicht definiert oder bestimmt. Sie ist eine Bedingung der Möglichkeit für Lehren und Lernen unter anderen Bedingungen, die oben als grundlegende Maßgaben definiert worden sind.“ (Kron/Sofos 2003: Mediendidaktik. Neue Medien in Lehr- und Lernprozessen. München: Reinhardt (UTB Medien- und Kommunikationswissenschaft, Pädagogik, S.51f.)



2. Mediendidaktisch lernen

Vor dem didaktischen Einsatz digitaler Medien, gilt sich zunächst stets zu fragen, inwiefern der Einsatz eines digitalen Mediums den Lehr- und Lernprozess positiv bereichern kann, da in der Mediendidaktik nicht das Medium an sich, sondern sein didaktischer Einsatz im Fokus steht. Achte also darauf, dass Dein Medieneinsatz auf einem pädagogisch-didaktischen Konzept gründet und den Lernprozess stets fördert und ihn niemals behindert. Grundsätzlich bietet es sich an, folgende Frage zu stellen:

Welches Medium bzw. welche Medien setze ich ein,

a) um welche Kompetenzen zu erlangen,
b) welche Themen und Inhalte umzusetzen und zu gestalten, und zwar
c) mit welchen Methoden und Sozialformen?

Konkret lassen sich jedoch mehrere Faktoren benennen, von denen Du den Einsatz eines Mediums in Deiner Lehre abhängig machen solltest:

  • Welchen Lehrinhalt bzw. welche Kompetenzen möchte ich vermitteln?
  • Welche Lernziele möchte ich erreichen?
  • Welche Zielgruppe spreche ich an? Wie sieht meine Lerngruppe aus?
  • Welche Lernmethode bzw. Sozialform möchte ich wählen?
  • Welche technischen Voraussetzungen habe ich?
  • Welche digitalen Kompetenzen habe ich? Welche Medien kann ich selbst bedienen und entsprechend einsetzen?

Konzepte der Mediendidaktik

Im didaktischen Kontext können digitale Medien dann auf unterschiedliche Weise eingesetzt werden. Es lassen sich drei Konzepte für ihre Verwendung im Lehr-Lernprozess unterscheiden:

1: Lehr-Lernmittelkonzept - Digitale Medien zur Veranschaulichung

Dieses Konzept sieht digitale Medien in der Lehre als Lehr- und Lernmittel. Als Lehrmittel kann es von Lehrenden dazu verwendet werden, Wissen zu veranschaulichen und zu vermitteln. Lernenden dienen digitale Medien auf der anderen Seite als Lernmittel, indem sie sie zur Wissenserschließung selbstständig nutzen können. Digitale Medien dienen vor allem bei abstrakten Inhalten einer wirklichkeitsgetreuen Abbildung von Lehrinhalten.

Ein Beispiel für den Medieneinsatz als Lehr-Lernmittelkonzept ist die Verwendung eines Videos im Unterricht, welches die lehrende Person einsetzt, um den Lehrinhalt visuell zu vermitteln. Für bestimmte Fächer bietet sich dieser Medieneinsatz ganz besonders an. So kann im Chemieunterricht beispielsweise das Video eines Versuches gezeigt werden, der innerhalb des Lehrsettings so nicht stattfinden kann. Oder es können im Mathematikunterricht in der analytischen Geometrie 3D-Programme eingesetzt werden, um durch eine dreidimensionale Darstellungsmöglichkeit von Geraden und Ebenen einen anschaulichen Zugang zum Thema zu schaffen. Hier wird ein ganz besonderer Vorteil des didaktischen Einsatzes digitaler Medien deutlich: Er ermöglicht das Erlebnis von Geschehnissen, die vor Ort nicht umsetzbar sind, oder macht Sachverhalte greifbarer und zugänglicher, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. So können Simulationen im Geometrie-Unterricht beispielsweise jenen Lernenden entgegenkommen, denen das notwendige räumliche Vorstellungsvermögen fehlt.

2: Arbeitsmittelkonzept - Digitale Medien als Werkzeug

In diesem Fall dienen digitale Medien als eine Art Werkzeug, das im Lehr-Lernkontext angewandt wird. Als spezielle Materialien (Spiele, Rätsel, Arbeitsmappen) unterstützen sie den selbstständigen Lernprozess. So können sie beispielsweise eingesetzt werden, um einen Arbeitsprozess festzuhalten – in Form von Fotos, Textdokumenten, oder Videos - oder ihn aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und erlernte Inhalte praktisch anzuwenden.

Der didaktische Einsatz digitaler Medien als Werkzeug zur Erstellung von eigenen Medienprodukten begünstigt die Erfahrung von Wirklichkeit und ermöglicht durch handelndes Lernen eine individuelle Annäherung an die Erfassung der Unterrichtsinhalte: Erstellen Schülerinnen und Schüler im Literaturunterricht beispielsweise zur Lektüre eines Romans einen eigenen Film, nehmen sie die Rolle der Charaktere körperlich und geistig ein und können kreative Ideen umsetzen.

Arbeitsmittel sind digitale Medien auch dann, wenn sie der Kommunikation innerhalb eines Lehr- und Lernprozesses dienen. So können verschiedene Online-Kommunikationsdienste und Plattformen beispielsweise dazu genutzt werden, Aufgaben, Fragen und Ergebnisse zu besprechen.

3: Lernumgebungskonzept - Digitale Medien als Raum

Wikis, Blogs oder Lernmanagementsysteme sind Paradebeispiele für digitale Lernumgebungen. Diese Online-Programme bieten einen – je nach Belieben – geschlossenen oder offenen, digitalen Raum, in dem gemeinsam gearbeitet werden kann. Sie ermöglichen nicht nur eine orts- sondern auch zeitunabhängige Bereitstellung und Bearbeitung von Lehrinhalten. Dabei unterstützen sie zudem sowohl synchrone, als auch asynchrone sowie individuelle als auch multiple Kommunikationsformen.

Aufgabe - Jetzt bist du dran

Workspace WORKSPACE

  • Hast Du bereits Erfahrungen mit mediendidaktischer Lehre machen können? Wenn ja, welche?
  • Welche Medien kannst Du Dir vorstellen zu verwenden oder verwendest Du vielleicht bereits und für welche Zwecke setzt Du sie ein (Lehr-Lernmittel-, Arbeitsmittel-, Lernumgebungskonzept)?

  • Tausche Dich im WORKSPACE gerne mit anderen zu diesen Fragestellungen aus!

3. Potenziale mediendidaktischer Lehre

Du bist noch nicht ganz überzeugt von der Lehre mit digitalen Medien? Hier einige Anreize, um mediendidaktisch tätig zu werden.

Die Digitalisierung in der Lehre bietet enorme Chancen im Hinblick auf die Flexibilisierung und Individualisierung Deines Lehrangebots – und damit für die Verbesserung der Lehre insgesamt. Mehrere wesentliche Bereiche lassen sich nennen, in denen die Digitalisierung ihr Potential für diesen Zweck entfaltet. Howe und Knutzen (2014) halten in Band 7 ihres Konzeptes "Die Kompetenzwerkstatt: Kompetenz- und prozessorientierte Berufsbildung" die Potenziale mediengestützter Lehre fest. Die Ausgabe "Die gesamte Bandbreite nutzen. Mit digitalen Medien in MINT-Fächern lernen" der Schriften zur Didaktik in den Ingenieurwissenschaften des ZLL an der TUHH fasst diese zusammen:

Bereitstellung von Inhalten

Die digitale Aufbereitung ermöglicht das orts- und zeitunabhängige Abrufen und Lernen von Inhalten. Zudem lassen sich digitalisierte Materialien einfacher über das Internet verbreiten und anderen zugänglich machen.

Beispiel: Du möchtest, dass sich Deine Schülerinnen und Schüler auf die nächste Unterrichtsstunde vorbereiten. Die notwendigen Unterlagen dafür befinden sich auf Deinem Rechner. Sie allen auszudrucken würde Dich Zeit und Papier kosten, außerdem befinden sich in dem Dokument verschiedene Links, die auf Webseiten führen. Was also tun? Deine Daten liegen bereits digital vor, das ist schon einmal prima. Um sie Deinen Lernenden zur Verfügung zu stellen, kannst Du beispielsweise Online-Plattformen wie Dropbox oder droplr nutzen, auf denen Du die Materialien in einem geschlossenen Raum teilen kannst. Eine weitere Möglichkeit der Vebreitung bieten Open Source Lernmanagementsysteme wie moodle, OLAT, StudIP, Chamilo oder ILIAS. Deine Schülerinnen und Schüler können zeit- und ortsunabhängig auf sie zugreifen und sich auf die nächste Sitzung vorbereiten.

Die Möglichkeit zur digitalen Bereitstellung von Inhalten kann nicht nur die Präzenzlehre bereichern, sie ermöglicht auch ganz neue Formen der Lehre – die Online-Lehre:

  • Beim Blended-Learning ersetzen digitale Medien in bestimmten Phasen des Lehr- und Lernprozesses die Lehrperson. So kann ein Kursinhalt beispielsweise von den Lernenden in Form der Online-Lehre recherchiert, kommuniziert und erarbeitet werden (hierfür bieten sich ebenfalls die oben genannten Lernmanagemntsysteme an), um anschließend in Präsenzsitzungen diskutiert und präsentiert zu werden.

  • Auch reine Online-Lehre ist mit der Nutzung digitaler Medien möglich: In diesem Fall nimmt die lehrende Person lediglich die Position eines Moderators ein und steuert den Online-Lernprozesses, den die Lernenden selbst organisieren. Ein Beispiel hierfür sind Kurse der Fernhochschule, die eine zeit- und ortsunabhängige Bearbeitung der jeweiligen Bildungsinhalte ermöglichen.

Visualisierung

Lerninhalte lassen sich mit Hilfe digitaler Medien auf eine Art und Weise aufbereiten, die sie für Lernende leichter zugänglich machen – nicht nur durch Fotos und Filme, sondern z. B. auch durch die Animation technischer Funktionen oder physikalischer Sachverhalte.

Beispiel: Sagen wir, Du lehrst im Fach Chemie und möchtest Deinen Lernenden eine Reaktion anhand eines Versuches näherbringen. In Deinen Räumen kannst Du selber diesen Versuch leider nicht durchführen. Die Reaktion nur schriftlich oder verbal zu erläutern, entspricht nicht Deinen Lehrvorstellungen. Hilfreich wäre beispielsweise ein Video, in dem der Versuch dargestellt wird. Für Lehrvideos gibt es bereits zahlreiche Plattformen, mit einem breiten Angebot an frei lizenzierten, also offenen Materialien, die Dir erlauben, diese in den Unterricht einzubinden. Eine Übersicht findest Du in der OERientation-Datenbank.

Zusammenarbeit

Die Vielfalt an digitalen Werkzeugen zur elektronischen Kommunikation ermöglicht es, gemeinsam (sowohl gleichzeitig als auch zeitversetzt) Aufgaben zu bearbeiten. Foren, Chats oder auch Blogs können die Kommunikation und Kollaboration zwischen den Lernenden unterstützen und die gemeinschaftliche Bewältigung und Bearbeitung von Lehraufträgen fördern.

Beispiel: Stell Dir vor, Du lehrst Deutsch an einer weiterführenden Schule. Zu dem Buch, das ihr gemeinsam im Unterricht lest, soll nach und nach eine Zusammenfassung entstehen, die anschließend der Prüfungsvorbereitung dienen soll. Doch wie organisierst Du es, dass alle Schülerinnen und Schüler ihr Wissen an einem Ort zusammentragen und austauschen? Hier kann Dir beispielsweise ein Wiki helfen. Das Content-Management-System erlaubt Dir, entweder im Netz, in einem lokalen Netzwerk oder desktopbasiert mit mehreren Personen Texte zusammenzutragen. Dabei kannst Du auf Versionskontrollen zurückgreifen, also kontrollieren, welche Änderungen vorgenommen wurden und angenommen werden sollen. Eine weitere Möglichkeit zur gemeinsamen Erstellung und Bearbeitung von Text stellt die Arbeit in einem Etherpad dar.

Strukturierung

Mit ihren Möglichkeiten zur flexiblen Sortierung und Anordnung sowohl von Text als auch von grafischen Elementen, bieten viele digitale Werkzeuge sehr gute Möglichkeiten zur Strukturierung von Inhalten und Gedanken. In digitalen Datenbanken lassen sich Inhalte zudem ablegen und mithilfe von Schlagwörtern oder sogenannten Tags klassifizieren und entpsrechend einfach wiederfinden. Um ein Beispiel zu nennen: Mit edutags (auch in der OERientation Datenbank zu finden) kannst Du digitales Bookmarking betreiben, Dir also interessante Webseiten digital merken und sie mit anderen teilen.

Beispiel: Nehmen wir an, Du sitzt am Schreibtisch und bereitest Deine Lehre vor. Dabei handelt es sich um einen neuen Lehrinhalt, den Du Dir selbst noch erschließen musst. Wie also diesen Inhalt an die Lernenden weitergeben? Zur Strukturierung Deiner eigenen Gedanken kannst Du nicht nur Textverarbeitungsprogramme oder digitale Präsentationsformen heranziehen, auch digitale Mindmaps können die Ordnung Deines Wissens erleichtern. Um anschließend Arbeitsblätter oder andere Kursmaterialien mit diesen Notizen anzufertigen, musst Du sie nicht erst abtippen. Kopiere Deine Arbeit einfach, strukturiere sie und erstelle daraus neue Materialien. Oder teile Dein Dokument online mit den Lernenden.

Diagnose/Test

Eine Einschätzung des Lernstands von Schülerinnen und Schülern wird vereinfacht, wenn beispielsweise große Gruppen über digitale Testmodule die Möglichkeit haben, Aufgaben zu lösen oder Feedback digital geben zu können.

Beispiel: Gehen wir davon aus, dass Du, wie viele Lehrenden, nicht viel Zeit zur Verfügung hast, Dir am Ende Deines Kurses das Feedback aller Lernenden einzuholen. Trotzdem interessiert Dich natürlich, was diese von Deinem Angebot halten, was sie gelernt haben und was Du womöglich noch besser machen könntest. Open Source Feedback-Software wie beispielsweise Lime Survey erlaubt Dir anonymes, zeit- und ortsunabhängiges Feedback und andere Umfragemöglichkeiten.

Reflexion

Digitale Werkzeuge wie z. B. E-Portfolios erlauben es, Lernprozesse festzuhalten, den eigenen Wissensstand, eigene Kenntnisse und Fähigkeiten zu reflektieren und mit anderen zu teilen.

Beispiel: Möchtest Du, dass sich Deine Studierenden mit dem Kursinhalt auseinandersetzen und diesen bezogen auf eine Fragestellung reflektieren. Oder befinden sie sich in einem Praktikum und sollen ihre Erfahrungen mit ihrem Studium in einen Kontext setzen? Dann ist all das beispielsweise in Form eines E-Portfolios möglich. Dieses kann Dir von den Lernenden nach Erstellung zur Verfügung gestellt werden. Ein Open Source Tool hierfür wäre unter anderem Mahara.

Digitale Medien setzen an der Lebenswelt der Lernenden an

Möchtest Du digitale Medien in der Lehre einsetzen, wirst Du höchstwahrscheinlich nicht vor dem Problem stehen, dass Deine Lernenden digitale Medien nicht kennen. Eventuell kennen sie sich sogar besser mit ihnen aus als Du. Nutzt Du digitale Medien in der Lehre, kannst Du im besten Fall also davon profitieren, dass die Lernenden dessen Nutzung aus dem Alltag kennen. Du setzt an ihrer Lebenswelt an, was durchaus motovierende Einflüsse haben kann.

Beispiel: Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, Deine Lernenden einen Kurzfilm zu einem Lehrinhalt mit Hilfe ihres Smartphones drehen zu lassen? Genau so gut funktioniert das Gerät für Audio- oder Fotoaufnahmen. Möglichkeiten zum mobilen Lernen mit dem Smartphone zeigt beispielsweise das Landesinstitut Hamburg hier auf.

Der multimediale Medieneinsatz kann sich positiv auf die Lernmotivation auswirken

"Das Lernen mit digitalen Medien macht Spaß und trägt zu einer Intensivierung von Lernaktivitäten bei." (Kerres 2003, S.3)

Nicht nur das Erkunden neuer Technik kann dazu beitragen, dass einem Lerninhalt motivierter begegnet wird, auch die Möglichkeiten, den Lerngegenstand aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, kann sich positiv auf das Interesse am Lerninhalt auswirken. Anders als in einem rein verbalen Vortrag, können digitale Medien unterschiedliche Zugänge zu einem Bildungsinhalt eröffnen und diesen anschaulicher wiedergeben, beispielsweise auf interaktiver und visueller Ebene. Dies führt dazu, dass unterschiedliche Lerntypen individueller angesprochen werden können, was wiederum eine erhöhte Lernwirksamkeit begünstigt. Außerdem kann die abwechslungsreiche Auseinandersetzung mit Lerninhalten die Motivation der Lernenden steigern (vgl. ebd.)

Beispiel: Sagen wir, Du möchtest Deinen Lernenden das Thema nachhaltige Ressourcennutzung nahebringen. Dafür möchtest Du aber nicht nur Arbeitsblätter oder Literaturempfehlungen aushändigen. Du möchtest, dass sie sich interaktiv mit dem Thema auseinandersetzen. Im Internet finden sich bereits viele Plattformen, die digitale und freie Unterrichtsmaterialien anbieten. Unter anderem auch digitale Simulationsspiele, die einen sicheren Raum zum Testen und Ausprobieren schaffen. Nehmen wir als Beispiel die Materialien des Projektes RUVIVAL, das im Rahmen der Hamburg Open Online University entstanden ist. Hier können sich die Lernenden multimedial mit den jeweiligen Lehrinhalten auseinandersetzen.

Digitale Medien ermöglichen Räume zum Üben und Wiederholen

Insbesondere interaktive Tools wie Simulationsspiele (Serious Games) oder H5P-Dateien ermöglichen Lernenden, einen erlernten Inhalte ohne zu fürchtende Konsequenzen anzuwenden. Sie können üben, verschiedene Lösungsmöglichkeiten ausprobieren und sich interaktiv mit dem Inhalt auseinandersetzen.


Tipps für eine erfolgreiche mediendidaktische Lehre

Möchtest Du digitale Medien in der Lehre einsetzen und ihre Potenziale nutzen, dann können Dir diese drei Tipps sicherlich weiterhelfen:

Akzeptanz schaffen

Lernangebote, die digital umgesetzt oder bereichert werden, benötigen sowohl bei Lehrenden als auch bei Lernenden eine Akzeptanz. Sie lässt sich unter anderem durch eine adäquate Einführung in die neue Lernform, durch eine entsprechende Benutzerbetreuung und einen Konsens über den Mehrwert der digitalen Umsetzung sicherstellen.

Selbstlernfertigkeiten anregen

Lernende sollten dabei unterstützt werden, das digitalisierte Lernangebot auch eigenständig nutzen zu können, um das Lernziel zu erreichen und selbstbestimmt lernen zu können.

Drop-out verhindern

Mediengestütztes Lernen fällt nicht jedem leicht. Um zu verhindern, dass Lernende den Kurs abbrechen oder das Lernziel nicht erreichen, sollte das Medienangebot nicht zu anspruchsvoll sein bzw. der Zielgruppe entsprechend gewählt werden (vgl. Kerres 2003, Seite 6)


Aufgabe - Jetzt bist du dran


Bild WORKSPACE

Um Dir einen Eindruck vermitteln zu können, inwiefern digitale Medien Deinem Unterricht einen Mehrwert bieten können, möchte ich Dir gerne die Unterrichtsideen aus der edulabs-Community ans Herz legen, die frei nutzbar sind. Schau Dich dort doch mal um und tausche Dich im WORKSPACE gerne zu folgenden Fragestellungen aus:

  • Welche Potenziale kannst Du in dem didaktischen Einsatz digitaler Medien entdecken? Stimmst du mit den oben genannten zu?

  • Welchen Mehrwert muss ein digitales Medium für Dich bieten, damit Du es in der Lehre einbindest?

  • Von welchen Potenzialen hast Du womöglich bereits profitiert?


4. Das Urheberrecht in der Lehre

Wie schön, dass Dich die Potenziale mediendidaktischer Lehre offenbar überzeugen konnten und ich Dich hier wiedertreffe!

Nun möchte ich mit Dir gerne über die Einbindung von multimedialen Elementen in den Lehrkontext sprechen.

Digitale Medien im Unterricht verwenden: schön und gut. Aber vielleicht fragst Du Dich nun: Wo nehme ich denn die hierfür notwendigen Werkzeuge her? Welche Programme verwende ich, um meine Lernenden kollaborativ und digital an einem Thema arbeiten zu lassen? Wo bekomme ich die Lehrvideos zu dem Chemieversuch, den ich in der Praxis meinen Lernenden so nicht vorführen kann?

Die Anfrage auf Internetsuchmaschinen liefert schnell Ergebnisse, doch so einfach lassen sich diese für den Unterricht nicht verwenden. Hierbei gibt es nämlich rechtiche Bedingungen zu beachten, die sich vor allem auf das Urheberrecht beziehen.

Möchtest Du digitale Lehr/Lernmaterialien in Deine Lehre einbinden, solltest Du (wie auch bei nicht digitalen Materialien) stets auf das Urheberrecht achten. Dieses besagt, dass fremde Werke nur mit Zustimmung der urhebenden Person genutzt werden dürfen, da diese im Besitz des Verwertungsrechtes ist. Die Zustimmung der urhebenden Person kann in Form von so genannten Nutzungsrechten erfolgen, die dann darüber entscheiden, inwiefern das Werk verfielfältigt, verbreitet, ausgestellt, bearbeitet und weitergegeben werden darf.

Es können entweder individuelle Absprachen getroffen werden (beispielsweise indem man die urhebende Person kontaktiert und mit ihr einen gemeinsamen Lizenzvertrag aushandelt), oder die urhebende Person gibt mit Veröffentlichung des Werkes bereits eine Lizenz (beispielsweise offene CC Lizenzen) an, um über Nutzungsbedingungen zu informieren.

Zudem können auch so genannte Schrankenregelungen greifen, die das ausschießliche Urheberrechtsgesetzt einschränken. Das heißt, dass in diesen Fällen die Nutzungsrechte erweitert werden können.


Wie Du vorgehen solltest

Möchtest Du ein digitales Lehr/Lernmaterial in Deiner Lehre verwenden, dann stelle Dir zunächst diese Fragen:

Handelt es sich um ein Werk?

  • Denn das Urhebergesetzt schützt Werke. Hiermit sind "persönlich geistige Schöpfungen" (Kreutzer/Hirche 2017, S. 9) gemeint, die beispielsweise Texte, Filme, Fotos, Musik aber auch digitale Programme, Lernplattformen, Datenbanken und wissenschaftliche Werke einschließen können. Ob es sich bei einem Material um ein Werk handelt, muss im Zweifel im Einzelfall mit rechtlicher Unterstützung geklärt werden.

  • Für Ideen oder Konzepte liegt kein Urheberrechtsschutz vor:

    "Das Urheberrecht besteht nur an Gestaltungen, nicht aber an Ideen, Konzepten, Methoden, wissenschaftlichen Erkenntnissen, Naturgesetzen oder Stilen. Schutzgegenstand ist immer nur eine konkrete Ausprägung eines geistigen Inhalts oder einer Idee. Anders ausgedrückt: Nicht geschützt sind die Mittel zum Werkschaffen – z.B. die Sprache, die nötig ist, um einen Text zu formulieren – sondern nur deren konkrete Anwendungen in Form eines Werks." (ebd., S. 12)


Handelt es sich bei dem Material um ein Werk, dann fahre mit diesen Fragen fort:

1. Handelt es sich um ein freies Werk?

Wenn das Material ein freies Werk ist, gelten für dessen Nutzung "freiheitlichere" Nutzungsregeln (ebd., S. 17).

Das Werk ist gemeinfrei

70 Jahre nach dem Tod der urhebenden Person eines Werkes, erlischt dessen Urheberrecht. Ist diese Schutzdauer abgelaufen, spricht man auch von einer Gemeinfreiheit des Werkes. Für seine Nutzung müssen weder Nutzungsrechte eingeholt noch Vergütungen bezahlt werden.

Achtung: An einige Werken bestehen mehrere Schutzrechte, deren Lafzeit mögicherweise noch nicht abgelaufen ist. Eine umfassende Prüfung bietet sich also an (vgl. ebd., S. 18f.).

Es handelt sich um ein amtliches Werk

Hierunter fallen Gerichtsurteile und Gesetzestexte.

Das Werk steht unter einer öffentlichen Lizenz

An dieser Stelle zeigt sich das große Potenzial von offenen Bildungsmaterialien (OER). Denn wird ein Werk unter einer freien Lizenz veröffentlicht (als OER), kann es trotz Urheberrecht verwendet und verbreitet werden. Mit der Vergabe einer freien Lizenz räumt die urhebende Personen allen Nutzerinnen und Nutzern - je nach Lizenz - Nutzungsrechte ein, die ihnen erlauben, das Werk zu den darin genannten Bedingungen zu verwenden, ohne zuvor mit dem Urheber oder Rechteinhaber Kontakt aufnehmen zu müssen. Für Lehrende also eine tolle Sache, da sie somit ganz verschiedenes Material oder digitale Programme, die unter einer offenen Lizenz stehen, für den Unterricht verfielfältigen, verwenden und in vielen Fällen auch verändern können.

2. Greifen die Schrankenbestimmungen des Urheberrechtes?

Es gibt zudem bestimmte Regelungen, die dafür sorgen, dass auch Werke, die nicht offen lizenziert sind, ohne Zustimmung und Vergütung genutzt werden können. Diese Schrankenregelungen sind vor allem für Kunst, Wissenschaft und Lehre von Bedeutung.

Das Zitatrecht

Das Zitatrecht erlaubt Dir, einen begrenzten Teil (auch) eines urheberechtlich geschützten Werkes zu verwenden - insofern Du die urhebende Person benennst.

Es darf in und aus jeder Werkart zitiert werden, wenn

  • ein Zitatzweck vorliegt
  • der Umfang des Zitates gerechtfertigt ist
  • das fremde Werk nicht verändert wurde
  • die Quelle angegeben wurde (vgl. ebd., S. 50).

Unterricht und Lehre

Der am 1. März 2018 in Kraft getretene § 60a UrhG erlaubt Bildungseinrichtungen die Verwendung urheberrechtlich geschützen Materials zur Veranschaulichung des Unterrichts. Wichtig ist, dass hierbei nur nicht kommerzielle Zwecke verfolgt werden dürfen.

Die Werke dürfen in diesem Fall vervielfältigt, verbreitet, öffentlich zugänglich gemacht (beispielsweise über das Internet oder Intranet zum individuellen Abruf bereitgehalten) und öffentlich wiedergegeben (beispielsweise zur Vorführung eines Werkes in einem Online-Kurs, oder für Präsentationen im Unterricht verwendet) werden (vgl. ebd., S. 54).

Umfang der Werke:

Es dürfen grundsätzlich bis zu 15% eines veröffentlichten Werkes verwendet werden (herunterladen, digitalisieren, ausdrucken,...).

Bei der Berechnung sind sämtliche Seiten zu berücksichtigen, deren Inhalt überwiegend aus Text besteht (d.h. einschließlich Inhaltsverzeichnis, Vorwort, Einleitung, Literaturverzeichnis, Namens- und Sachregister); lediglich Leerseiten sowie Seiten, die überwiegend Bilder, Fotos oder Abbildungen enthalten, sind außer Acht zu lassen.

Volständig genutzt werden dürfen:

  • Abbildungen
  • einzelne Beiträge aus Fachzeitschriften oder wissenschaftlichen Zeitschriften (jeweils nur ein einzelner, vollständiger Beitrag)
  • vergriffene Werke (d.h. seit min. 2 Jahren nicht mehr über den Buchhandel lieferbar)
  • sonstige Werke geringen Umfangs:

    für Druckwerke ≤25 Seiten

    für Noten ≤6 Seiten

    für Filme ≤5 Minuten

    für Musik ≤5 Minuten

Achtung:

Die Nutzung von für den Schulunterricht erstellten Werken wird ausgeschlossen. Das bedeutet, dass auch kleine Teile oder einzelne Texte aus Schulbüchern an Schulen nicht ohne die Zustimmung des Rechteinhabers für Unterrichtszwecke kopiert, digitalisiert oder digital zugänglich gemacht werden dürfen (vgl. ebd., S. 57).

Die Quellenangabe ist stets Bestandteil guter wissenschaftlicher Praxis und bei den genutzten Werken Pflicht!

Wissenschaftliche Forschung

Auch in der wissenschaftlichen Forschung gibt es Ausnahmen im Urheberrechtsgesetz. Diese sind in der zentralen Wissenschaftsschranke des § 60c UrhG geregelt.

Er besagt, dass geschützte Werke im Rahmen einer wissenschaftlichen Forschung und deren qualitativen Prüfung nicht nur vervielfältigt und verbreitet, sondern einem abgegrenzten Personenkreis auch öffentlich zur Verfügung gestellt werden dürfen.

Umfang der Werke:

Wie für den Unterrichts- und Lehrbereich dürfen auch für die wissenschaftliche Forschung 15% eines Werkes verwendet werden.

Volständig genutzt werden dürfen:

  • Werke geringen Umfangs
  • einzelne Beiträge aus Fachzeitschriften usw.

Dienen Werke ausschließlich eigenen persönlichen Zwecken, dürfen bis zu 75% dieser kopiert werden.

Auch hier gilt: Die Nutzungshandlungen sind nur dann zulässig, wenn sie keinen kommerziellen Zweck verfolgen (vgl. ebd., S. 61 f.).

Diese und weitere Informationen zum Urherberrechtsgesetz findest Du in der Broschüre Rechtsfragen zur Digitalisierung in der Lehre Praxisleitfaden zum Recht bei E-Learning, OER und Open Content von Kreutz und Hirche.


Das Zentrum für multimediales Lehren und Lernen (@LLZ) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat im Rahmen des Innovationsprojekts „Studium multimedial“ ein Wiki erstellt, das unter CC BY NC SA 3.0 zur Verfügung steht und über die Einbindung verschiedener multimedialer Elemente in Lehrveranstaltungen informiert. Es gibt unter anderem einen Leitfaden an die Hand, der einem bei der Beurteilung darüber helfen soll, ob ein fremdes Werk für eigene Zwecke verwendet werden darf oder nicht.

Eine weitere, sehr interessante Inforationsquelle zum Thema Medienrecht bietet außerdem die Broschüre Alles geklärt? Medienproduktion und Recht der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb).

Auch die Cyber Law Clinic der Fakultät für Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg berät im Bereich Medienrecht und Internetfragen. In Kooperation mit dem medienpädagogischen Hamburger Netzwerk Mediennetz Hamburg e.V. können hier wichtige Fragen und Antworten rund um den Umgang mit Urheberrecht und digitalen Medien eingesehen werden.

Auch diese Quellen informieren Dich über die Beachtung des Urheberrechts im Lehrkontext: Merkblatt Urheberrecht in der Lehre der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg Praxishilfe Urheberrecht in der Schule von Internet-AB:



Aufgabe - Jetzt bist du dran

Bild WORKSPACE

  • Wie steht es um Dein bisheriges Wissen zum Thema Urheberrecht in der Lehre?

  • Inwiefern spielte das Thema für Dich bislang eine Rolle (im Studium, in Deinen praktischen Erfahrungen)? Bedarf es einer größeren Aufmerksamkeit?

  • Nach welchen Kriterien hast Du bislang Materialien für Deinen Unterricht ausgewählt? Ändert sich daran nun etwas?

Nimm diese Fragestellungen als Anlass, Dich mit der Community im WORKSPACE auszutauschen.