Softwareseitige Betrachtung des Einsatzes von Endgeräten
Website: | Hamburg Open Online University |
Kurs: | Endgeräte in der beruflichen Bildung |
Buch: | Softwareseitige Betrachtung des Einsatzes von Endgeräten |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Donnerstag, 21. November 2024, 19:00 |
Beschreibung
Informationen
1. Worum geht es?
Endgeräte setzen sich aus zwei maßgeblichen Elementen zusammen: der Hardware, also der Gesamtheit der technisch/elektronischen/physikalischen Bestandteile eines IKT-Systems, sowie der Software, der immateriellen Information in Form von Instruktionen und Daten. Beide Begriffe stehen im engen Wechselverhältnis, da Hardware ohne Software keine Funktionen ausführen kann und Software ohne Hardware keine Umgebung zur Ausführung bereithält. Daher ist es in der Betrachtung des Einsatzes von Endgeräten im Bildungskontext essentiell, auch die Softwareseite zu betrachten, stellt sie doch die Instruktionen, Funktionen und Möglichkeiten zur Interaktion bereit.
Wichtige Fragen hierbei sind:
- Worin unterscheiden sich Betriebssysteme in den unterschiedlichen Klassen von Endgeräten?
- Wie kann Software für den Einsatz im Bildungskontext klassifiziert und eingeordnet werden?
- Welche Lizenzmodelle sind beim Einsatz von Software zu beachten?
2. Betriebssysteme
Ein Betriebssystem stellt eine Zusammenstellung von funktionaler Software („Systemprogramme“) zur Nutzung eines IKT-Systems dar. Wichtige Aufgaben eines Betriebssystems stellen dabei z.B. der Austausch zwischen und Steuerung von Hardwarekomponenten dar oder das Ausführen von Anwendungsprogramm dar. Betriebssysteme sind in nahezu allen Arten von computergestützten Systemen, vom Personal Computer zum Supercomputer, vom Smartphone zur digitalen Personenwaage, vom Bankautomaten zum Fernseher oder von Auto zum Satelliten.
Im Bereich der festen, portablen und mobilen Endgeräte sind dabei zwei Ausprägungen von Betriebssystemen für den Einsatz im Bildungskontext relevant: Betriebssysteme mit dem Fokus auf Desktopbetrieb und mit dem Fokus auf mobilen Betrieb.
Desktop Betriebssysteme
Desktop Betriebssysteme stellen den Nutzer:innen eine grafische Arbeitsumgebung zur Verfügung, die der Aufmachung eines Schreibtischs (engl. Desktop) nachempfunden ist und stellen die primäre Art von Betriebssystemen auf festen und portablen Endgeräten dar. Sie werden, in Zusammenhang mit dem Einsatz der entsprechenden Endgeräte, besonders bei professionellen und arbeitsintensiven Tätigkeiten eingesetzt, wie z.B. bei Textarbeit, Grafikarbeiten mit einem Anspruch an präzise Zeigersteuerung oder wenn eine relativ große Arbeitsfläche mit Multitaskingfähigkeit gefordert ist. Im Bereich der Desktop Betriebssysteme haben sich drei große Stränge von Betriebssystemen durchgesetzt[1]:
- Windows-basierte Betriebssysteme
Windows, vom amerikanischen Technologieunternehmen Microsoft entwickelt und vertrieben, stellt das meistgenutzte Desktop-Betriebssystem für Endanwender:innen dar. Es wird bei vielen Computerkäufen vorinstalliert mitgeliefert, wodurch die Bedienung für viele Anwender:innen vertraut ist. Aufgrund seiner marktbeherrschenden Stellung ist eine Vielzahl kompatibler Software von Drittanbietern für das Betriebssystem entstanden. - macOS-basierte Betriebssysteme
macOS stellt ein für Computersysteme von Apple entwickeltes und vertriebenes Betriebssystem dar, welches lizenzbedingt nur auf Produkten der Herstellerfirma eingesetzt werden darf. Die mobilen Betriebssysteme für Smartphones und Tablets des Herstellers stellen Derivate von macOS dar. - GNU/Linux basierende Distributionen
GNU/Linux basierende Distributionen wie Debian oder Ubuntu stellen freie Betriebssysteme dar, die ohne Bezugskosten von jeder Person bezogen und auf IKT-Systeme installiert werden können. Durch das Open Source Konzept ist eine offene Partizipation am Entwicklungsprozess an Betriebssystemen und vieler Software gewährleistet.
Mobile Betriebssysteme
Mobile Betriebssysteme sind spezialisiert auf die zugrundeliegende Hardwareklasse und fokussieren sich auf andere Anforderungen als Desktop Betriebssysteme. So stellen u.a. Anforderungen an schnelle Reaktionszeiten, Eingabe über Touchscreen oder die Steuerung von Kommunikationsschnittstellen den Fokus für mobile Betriebssysteme dar. Zudem stellen die zugrundeliegenden Ökosysteme und digitalen Distributionsmodelle einen niedrigschwelligen Zugang zu unzähligen Applikationen oder Inhalten sicher. Der Markt der mobilen Betriebssysteme wird von zwei Systemen beherrscht: Android und iOS.
- Android ist ein freies mobiles Betriebssystem und Softwareplattform für Smartphones, die auf einer Vielzahl von unterschiedlichen Geräteklassen und Systemen eingesetzt wird. Basierend auf dem Linux-Kernel und in großen Teilen Open Source, wird Android federführend von Google entwickelt. Ähnlich zu diversen GNU/Linux Distributionen, existieren unterschiedlich modifizierte Versionen von Android, die von Herstellerfirmen von Smartphones oder Open Source Communities entwickelt werden.
- Die iOS-Familie ist ein herstellerspezifisches mobiles Betriebssystem für mobile Endgeräte der Firma Apple, welches ein Derivat von macOS darstellt. In dieser Betriebssystemfamilie werden spezifische Entwicklungslinien, die sich auf eine jeweilige Geräteklasse fokussieren, verfolgt und weiterentwickelt. Diese Betriebssysteme werden nur auf einer geringen Anzahl unterschiedlicher Modelle verwendet, was es dem Hersteller ermöglicht, Betriebssystem und Anwendungssoftware gezielt zu optimieren.
3. Software und Lizenzmodelle
Software unterliegt im Regelfall Lizenzbedingungen, die unterschiedliche Schwerpunkte innehaben. Eine Kategorisierung von Softwarelizenz ist anhand unterschiedlicher Parameter denkbar, z.B. anhand des Grads der eingeräumten Nutzungsrechte oder anhand der Verfügbarkeit des Quellcodes. Gängig ist hierbei eine Unterscheidung in drei Arten von Softwarelizenzen:
1. Proprietäre Software
2. Open Source Software
3. Freie Software
Bei proprietärer / kommerzieller Software ist das Nutzungsrecht durch Lizenzierungsmodelle eingeschränkt, die dem Lizenzinhaber die Nutzung im vertraglich geregelten Umfang ermöglicht. Folgende Lizenzierungsmodelle stellen oft auftretenden Modelle dar:
- Freie Software stellt die Freiheit von Nutzer:innen in den Mittelpunkt, in dem sie es den Nutzer:innen ermöglicht, die Software zu nutzen, ihren Quellcode zu studieren, zu ändern und schließlich weiterzuverbreiten. Unter diese Art des Lizenzierungsmodell fallen verschiedene Lizenzen, zu den bekanntesten gehören die GNU General Public Licence, die Apache Licence oder die MIT Licence.
- Einzelplatzlizenzen ermöglichen die Installation und den Betrieb von Software auf einem einzelnen Gerät. Sie räumen i.d.R. ein zeitlich unbegrenztes Nutzungsrecht gegenüber den Endanwendern ein.
- Campuslizenzen stellen Lizenzierungsmodelle dar, die es den Angehörigen einer Institution (z.B. einer Universität oder einer Schule) ermöglicht, die Software auf Endgeräten einzusetzen, solange sie Teil dieser Institution sind.
- Concurrent User Lizenzen berechtigen zur Installation einer Software auf beliebigen Endgeräten einer Vertragspartei. Sie schränken den Einsatz der Software anhand der Anzahl an Nutzer:innen ein, die gleichzeitig die Software oder damit in Verbindung stehende Ressourcen einsetzen möchten.
- Studierendenlizenzen stellen Lizenzen dar, die explizit an eine Zielgruppe aus dem Bildungsbereich adressiert und häufig, nach Vorlage einer Bezugsberechtigung wie Immatrikulationsbescheinigung, mit Preisrabatten versehen sind. Sie entsprechen oftmals dem vollen Funktionsumfang der Software, können aber durch weitere Lizenzbedingungen, wie z.B. der Untersagung des Einsatzes der Software unter kommerziellen Gesichtspunkten, eingeschränkt werden.
- Abonnement-Lizenzen sind eine weitere Art des Zugangs zu Software, die vergleichbar mit einer Miete sind. Nutzer:innen zahlen ein periodisch anfallendes Entgelt an den Software-Hersteller. Bieten sie den Nutzer:innen einerseits einen Vorteil hinsichtlich eines i.d.R. geringen Eingangspreises in die Nutzung oder den flexiblen Zugang zu nur vereinzelt benötigter Software, verlieren sie das Nutzungsrecht nach Kündigung des Abonnements.
Software as a Service (SaaS) stellt eine moderne Art des Lizenzierungsmodell dar, die den Nutzer:innen den Zugang zu Software einräumt, die auf externer IT-Infrastruktur betrieben und häufig über einen Webbrowser realisiert wird. Nutzer:innen nehmen also eine Dienstleistung in Anspruch, bei der Software nur einen Teilaspekt darstellt. Einerseits bedeutet das für Nutzer:innen, dass sie keine leistungsfähige Infrastruktur zum Betrieb von Software vorhalten müssen, andererseits sind sie vom Serviceangebot und auch externen Faktoren, wie der Qualität und Leistungsfähigkeit des Netzzugangs, abhängig. Ebenso sind hier bei der Datenübertragung datenschutzrechtliche Aspekte zu berücksichtigen.