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Learning Circles durchführen

Website: Hamburg Open Online University
Kurs: Learning Circle
Buch: Learning Circles durchführen
Gedruckt von: Gast
Datum: Samstag, 23. November 2024, 13:44

Beschreibung

In diesem Buch finden sich einige praktische Tipps von früheren Moderator*innen, gefolgt von einem Überblick über den allgemeinen Verlauf, dem Dein Learning Circle folgen wird. 

Vorher

Es gibt ein paar Dinge, die Du jede Woche etwa zwei Tage vor Deinem Learning Circle tun kannst.

Sende eine Bestätigungs-E-Mail an alle Teilnehmenden.

Hallo zusammen, dies ist eine Erinnerung an unseren Learning Circle in zwei Tagen, der am ______(Datum)______ um ______(Uhrzeit)______ in ______(Ort)______ stattfindet. Bitte lasse mich wissen, wenn Du es nicht schaffst, dabei zu sein. Ich freue mich darauf, Euch alle zu sehen!

 

Wenn Du die Software der P2PU verwendest, werden diese Erinnerungsnachrichten automatisch 48 Stunden vor jedem Learning Circle verschickt. Du erhältst vorher eine E-Mail mit der Möglichkeit, den Text zu bearbeiten, bevor er an die Lernenden weitergeleitet wird.

  • Überprüfe die Checkliste für Materialien, um sicherzustellen, dass Du alles hast, was Du brauchst.
  • Mache Dich mit dem Lernmaterial der Woche vertraut. Welches sind die Hauptthemen dieser Woche, die die Lernenden bearbeiten werden?
  • Wie passen die Themen zu den Hauptzielen des Kurses?
  • Gibt es in dieser Woche Aktivitäten, die gut in der Gruppe durchgeführt werden könnten?
  • Auf welche Weise unterstützen die wöchentlichen Aufgaben und Übungen den Kursinhalt?

Tipps für Moderator*innen

Gute Moderation beinhaltet eine Reihe von verschiedenen Aufgaben:

  • Den Lernenden zuzuhören,
  • klärende Fragen zu stellen,
  • gutes Feedback zu geben, 
  • Diskussionen zum Thema zurückzuführen,
  • Annahmen und Beweise zu hinterfragen,
  • unterschiedliche Standpunkte und Perspektiven anzuregen,
  • bei Konflikten zu vermitteln,
  • Ergebnisse zusammenzufassen und zu präsentieren. 

Das ist viel, aber keine Sorge, niemand erwartet, dass Du vom ersten Tag an perfekt bist und mit etwas Übung wird es viel einfacher werden. Im Folgenden findest Du einige Tipps, die Dir helfen sollen, ein guter Moderator bzw. eine gute Moderatorin zu werden.

Das Modell „Peer-Learning“

Für die meisten Menschen war das Lernen eine passive Erfahrung des „Empfangens“ von Anweisungen. Sie sind es vielleicht nicht gewohnt, Verantwortung für ihr eigenes Lernen und das der Gruppe zu übernehmen. Bei Learning Circles geht es aber dezidiert um ein aktives Teilnehmen und das Partizipieren am Lernprozess. Als Moderator*in kannst Du der Gruppe ein Vorbild sein, indem Du die Lernenden in die Problemlösung einbindest und Dich aktiv um deren Hilfe bemühst, wenn die Situation es anbietet.

Aufmerksam sein

Sei aufmerksam und beobachte. Wer scheint heute wirklich motiviert zu sein? Wer ist besonders ruhig? Ist der oder die Lernende ruhig, weil er oder sie mit einem Grundbegriff oder Konzept zu kämpfen hat? Frage jemanden aus der Gruppe, der ein paar Schritte voraus ist, ob er oder sie helfen kann.

Wie Du Lernenden dabei hilfst, sich selbst als Mitglied der Gruppe zu sehen

Sozialer Zusammenhalt beginnt sich innerhalb einer Stunde nach dem Zusammensein von Menschen zu entwickeln. Hier einige Beispiele, durch die der soziale Zusammenhalt unterstützt werden kann. Durch:

  • die Verständigung auf einen Gruppennamen,
  • die Verwendung nonverbaler Symbole (Maskottchen, Logo, Farben),
  • die Festlegung von Ritualen (Traditionen, Gewohnheiten, wöchentliche Aktivitäten),
  • die Verwendung von Pluralpronomen („wir“ anstelle von „ich“),
  • das Nutzen von Gruppenmetaphern (wobei Gruppe als Familie, Team usw. bezeichnet wird),
  • mündliche Zusagen, über die man sich zu etwas verpflichtet (Verpflichtungen für zukünftige Aktionen),
  • das Einrichten einer Gruppenerzählung (Dinge sagen wie „Erinnere dich, als wir...“),
  • die Entwicklung von Gruppensprache (Insider-Witze, Jargon).

Fragen stellen

Um die Teilnehmenden dabei zu unterstützen, selbstgesteuert zu lernen, sich dabei im Netz zurecht zu finden und selbstständig Inhalte zu recherchieren, hilft es, Fragen einzelner an die Gruppe weiterzuleiten. Weil Deine Aufgaben als Moderator*in denen einer traditionellen Lehrperson am nächsten kommen, werden die Teilnehmenden zunächst immer wieder inhaltsbezogene Fragen an Dich stellen.

Deine Aufgabe wird es sein, diese Fragen dann entweder an die gesamte Gruppe zu richten oder den bzw. die Lernende*n dazu anzuregen, selbst nach Antworten zu suchen. Mögliche Fragen könnten sein:

 „Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht kann jemand aus der Gruppe weiterhelfen?“ oder „Wo würdet Ihr anfangen zu suchen, um das herauszufinden?“

Interaktionen fördern

Achte auf Fragen oder Gespräche, die den Fokus der Gruppe verlagern. Bringe Gespräche, die Einzelne abseits des Kursthemas während des Learning Circles aufnehmen, wieder zurück auf das eigentliche Thema.

Erwartungen steuern

Innerhalb des entsprechenden Learning Circles sollte es für alle Teilnehmenden möglich sein, die gesteckten Ziel auch zu erreichen. Es ist zum Beispiel unwahrscheinlich, dass jemand ohne Programmiererfahrung nach einem Learning Circle zu HTML/CSS einen Programmierjob bekommt. Die Teilnehmenden werden jedoch ein besseres Verständnis dafür erlangen, wie man eine Website erstellt. Dadurch haben sie die Chance herauszubekommen, ob es sich um ein Thema handelt, in dem sie sich gern vertiefen würden. Zudem werden sie durch den Learning Circle, Menschen kennengelernt haben, die gleiche oder ähnliche Interessen und Ziele verfolgen. 

Wachstumsorientierung

Ein Growth Mindset ist der Glaube, dass die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten durch kontinuierliche Arbeit ständig weiterentwickelt werden können. Versuche als Moderator*in, die Leistungen und Entscheidungen des Lernenden zu loben, nicht seine Intelligenz (z. B. zu sagen: „Du bist so klug!“, sondern “Schau, was du seit Anfang des Kurses erreicht hast!”). 

Frustrationen umkehren 

Versuche, Frustrationen in positive Aussagen umzuwandeln und die Gruppe einzubeziehen. Wenn z. B. ein*e Lernende*r das Gefühl hat, dass die Tipps für ein Vorstellungsgespräch in einem Jobtrainingskurs zu einfach sind, kann der Moderator bzw. die Moderatorin die Gruppe fragen, ob sie sich bessere Tipps überlegen könnten. Dadurch kann die Frustration auf positive Weise neu formuliert werden und dient den Lernenden als Gelegenheit, zusammenzuarbeiten.

Aufgaben delegieren 

Ein guter Moderator, eine gute Moderatorin befähigt die Lernenden, das Lernen selbst in die Hand zu nehmen. Dadurch nimmt die Rolle des/der Moderator*in stetig ab. Im Verlauf des Learning Circles kann der/die Moderator*in die Lernenden dazu auffordern, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen, z. B. mit der Bitte:

  • An alle eine E-Mail zum Abschluss zu senden, in der Sie den Unterricht des Tages reflektieren. 
  • Das Material der Woche zu Beginn jeder Klasse zusammenzufassen.
  • Den gemeinsamen Raum herzurichten/zu reinigen.
  • Eine Ressource oder einen Artikel bereitzustellen, der sich auf den Kursinhalt bezieht.
  • Einem Lernenden zu helfen, der Schwierigkeiten hat.
  • Snacks mitzubringen.

Reflektieren 

Als Moderator*in hast du einen großen Einfluss auf die Atmosphäre in Deinem Kurs. Stelle Dir während des Learning Circles die folgenden Fragen:

  • Wie könnten meine kulturellen Annahmen meine Interaktionen mit den Lernenden beeinflussen?
  • Wie könnten die Hintergründe und Erfahrungen, die Lernende mitbringen, ihre Motivation, ihr Engagement und ihr Lernen beeinflussen?
  • Wie kann ich Kursmaterialien, Aktivitäten, Moderationstechniken und Erwartungen so verändern, dass sie für alle Lernenden in meinem Learning Circle besser zugänglich sind?

Währenddessen

Jeder Learning Circle besteht aus vier Komponenten, die wöchentlich auf den Ablaufkarten dokumentiert werden (siehe Anhang). Du entscheidest selbst, ob Du dem vorgeschlagenen Ablaufplan folgst oder nicht, denn Du bist am besten in der Lage, die Ziele und Hintergründe der Lernenden zu verstehen. Im Allgemeinen geht es um vier Komponenten:

  • Check-In: In den ersten zehn Minuten gibt es einen Rückblick auf die vergangene Woche und die Erläuterung der Ziele für den Tag.
  • Aktivität: Jeder Ablauf enthält eine 10-15-minütige Aktivität, die Du vor oder nach der Kursarbeit durchführen kannst. Diese soll das Gemeinschaftsgefühl stärken, Selbstvertrauen entwickeln und den Kursinhalt mit dem realen Leben verbinden. Wir empfehlen Dir, die Aktivität den Lernenden zu erklären und dann als Gruppe zu entscheiden, ob Ihr sie durchführen möchtet. Fühle Dich frei, Dir selbst etwas auszudenken!
  • Kursarbeit: Der größte Teil jedes Learning Circles widmet sich dem Durcharbeiten des Online-Kurses.
  • Plus/Delta: Die letzten fünf Minuten werden damit verbracht, dass jede*r ein Beispiel beschreibt, das gut gelaufen ist und etwas, dass in der nächsten Woche verbessert werden möchte.

Zum Abschluss

Vergiss in den letzten zehn Minuten Deines Learning Circles nicht, diese Dinge zu erledigen: 

  • aufräumen,
  • alles zurückgeben, was man sich ausgeliehen hat,
  • eine kurze zusammenfassende E-Mail an alle Lernenden (eine Vorlage ist unten angefügt) zu senden. 

Wenn Du die Software der P2PU verwendest, kannst Du Dein Feedback für die Sitzung auf dem Moderator*innen-Dashboard erfassen. Dieses Feedback wird den Lernenden zusammen mit der automatischen Erinnerung 48 Stunden vor der nächsten Sitzung automatisch mitgeteilt.

Verteile während des letzten Learning Circles Zertifikate und Fragebögen zur Evaluation (siehe Anhang).