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11. Umwelt und Nachhaltigkeit

1. 11. Umwelt und Nachhaltigkeit

1.1. 11.1 Zertifizierung

11.1 Zertifizierung


Zusätzlich zu der Implementierung einer Umweltpolitik in eine Unternehmensstruktur gibt es die Möglichkeit für das Unternehmen oder die Organisation, Zertifikate für den Nachweis der im Rahmen der Umweltpolitik eingeführten Umweltmanagementsysteme zu erlangen. Diese Systeme werden von externen Experten bewertet; sofern die Spezifikationen erfüllt sind, werden den Unternehmen Zertifikate verliehen. Obwohl eine solche Zertifizierung durch externe Gutachter das Unternehmen zusätzlich finanziell belastet, entscheiden sich viele Unternehmen für diesen Schritt. Gründe hierfür können Imageverbesserung, Erfüllung von Kundenanforderungen oder Verbesserung der Organisation (des Ablaufs) sein (UBA 2001). 

Es gibt zwei verschiedene Zertifizierungsmöglichkeiten bzw. Richtlinien, in denen das Vorgehen des Umweltmanagements und damit der Weg zu den Zertifikaten festgelegt ist:

1.       ISO 14001
2.       EMAS

In der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001 wird das Vorgehen des Umweltmanagements eines Unternehmens analog zu dem in Kapitel 11 beschriebenen PDCA‑Modell festgelegt. Die Fortschritte werden im Rahmen eines unternehmensinternen Audits überwacht. Dieses normierte Umweltmanagement kann durch externe Zertifizierer (wie z. B. TÜV oder DEKRA) überprüft und anschließend zertifiziert werden. ISO 14001 ist ein weltweit eingesetztes Umweltmanagementverfahren mit über 300.000 zertifizierten Unternehmen und Organisationen in insgesamt 171 Ländern (ISO 2023). 

Das Umweltmanagement nach EMAS (abgekürzt aus dem Englischen: Eco-Management and Audit Scheme) fasst im Vergleich zur ISO 14001 das Umweltmanagementsystem etwas weiter. Dabei müssen alle Vorgaben der ISO 14001 erfüllt werden und es werden noch zusätzliche Anforderungen an das Umweltmanagement der Unternehmen gestellt. So müssen EMAS zertifizierte Unternehmen beispielsweise jährlich eine öffentliche Umwelterklärung verfassen, wesentliche Kernindikatoren im Bezug auf den Umweltschutz aufzeichnen und ihr Umweltmanagement von einem zugelassenen Gutachter oder einer Gutachterin überprüfen lassen. Das EMAS fußt auf einer EU-Verordnung und hat somit eine gesetzliche Grundlage, wird allerdings nur innerhalb der EU eingesetzt. Anders als bei der ISO 14001 gibt es ein offizielles und einheitliches EMAS-Logo, welches bislang über 4000 Unternehmen und Organisationen nutzen dürfen (EU 2023).
Ein Werbevideo über EMAS kann unter dem folgenden Link angesehen werden. Die Vorteile von EMAS werden hierbei gut zusammengefasst und positive Stimmen aus der Wirtschaft kommen zu Wort:
https://www.youtube.com/watch?v=ZqRuw5iYZQk

Trotz der positiven Aspekte, die Umweltmanagementsysteme mit sich bringen können, wird von Umweltverbänden teilweise Kritik daran geäußert. Insbesondere der Vorwurf des Greenwashings mithilfe von EMAS oder ISO 14001 Zertifikaten wird erhoben. Beim Greenwashing versuchen sich Unternehmen oder Organisationen, welche in erheblichem Umfang zu einer Umweltverschmutzung beitragen, ein grünes Image in der Öffentlichkeit durch gezielte Marketing Kampagnen in Kombination mit dem Erwerb von Labeln und Zertifikaten aufzubauen, ohne dabei nennenswerte Verringerungen der verursachten Umweltauswirkungen zu erreichen. EMAS versucht, derartigen Vorwürfen durch Transparenz und den Einsatz von unabhängigen, staatlich anerkannten Gutachtern und Gutachterinnen zu begegnen und diese damit zu entkräften. 

Durch das Umweltmanagement wird versucht, möglichst alle Umweltaspekte und Nachhaltigkeitsfaktoren des ökonomischen Handelns zu benennen und die negativen Folgen für die Umwelt über die Jahre zu minimieren. Ein Umweltaspekt (Landnutzungswandel) wird im nächsten Kapitel näher beleuchtet.