Die Gemeinwohl-Matrix im Detail
4. Nutzen der Gemeinwohlbilanzierung
Wie bereits erwähnt, hat eine Gemeinwohlbilanzierung umfangreiche Wirkungen innerhalb der eigenen Organisation im Sinne einer gemeinwohlorientierten Organisationsentwicklung. Neben dieser Wirkung kann die Gemeinwohlbilanzierung aber auch Wirkungen am Markt und vor allem für die Gesellschaft erzielen (vgl. International Federation for the Economy for the Common Good e. V. 2022c).
Eine Gemeinwohl-Bilanz macht den Beitrag eines Unternehmens zum Gemeinwohl sichtbar. Je mehr ein Unternehmen nach gemeinwohlorientierten Werten handelt, desto mehr Punkte erzielt es in seiner Gemeinwohl-Bilanz. Sie zeigt Aspekte auf, die in einer Handelsbilanz nicht erscheinen, aber für Kund:innen, Mitarbeitende und andere Berührungsgruppen wichtig sind. In der Gemeinwohl-Bilanz schneiden wertorientierte, nachhaltige Unternehmen gut ab. Gemeinwohlorientierte Unternehmen positionieren sich für Kund:innen als ethisch reflektierte Geschäftspartner:innen und für Mitarbeitende als ethisch anspruchsvolle Arbeitgebende.
„Der holistische Ansatz der GWÖ und die Adressierung eines breiten Themenspektrums in der Bilanz sollen das Instrument für Anwender:innen besonders attraktiv machen. Das abgestufte Bewertungsverfahren kommt den unterschiedlichen sozialökologischen Ambitionsniveaus von Unternehmen entgegen und trägt so zur Attraktivität des Instruments bei“ (Heidbrink et al. 2018: 31).
Die Gemeinwohl-Bilanz könnte direkt oder als QR-Code auf Produkten angebracht oder in Unternehmensmedien veröffentlicht werden. Sie kann Teil ihres Alleinstellungsmerkmals sein. Immer mehr Kundinnen und Kunden achten darauf, woher die Produkte kommen. Immer mehr junge Arbeitnehmende wollen bei ethisch anspruchsvollen und transparenten Arbeitgebenden arbeiten. Einmal im Jahr können die GWÖ-Unternehmen ihre Bilanzen oder Bilanzfortschritte auf regionalen Pressekonferenzen präsentieren, die zeitgleich in allen Ländern stattfinden. Die Gemeinwohl-Bilanz soll einen neuen Standard unter den Instrumenten der gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung (CSR) setzen und das erste CSR-Instrument der zweiten Generation werden, das tatsächlich Wirkung entfaltet (vgl. Felber 2018).