Zur Ideengeschichte der Gemeinwohl-Ökonomie
3. Gesellschaftliche und politische Richtungen
3.2. Liberalismus
Der Liberalismus sieht in der Realisierung individueller Freiheit den besten Beitrag zum Gemeinwohl, der sich als das größtmögliche Glück einer größtmöglichen Zahl von Menschen darstellt. Eigennutz und Gemeinwohl schließen sich hier nicht aus, vielmehr führt die Verfolgung der eigenen Interessen durch die „unsichtbare Hand“ letztlich auch zum Gemeinwohl. Adam Smith (1723 – 1790) begründete die Theorie der „unsichtbaren Hand“. Dieser Begriff bezeichnet die Selbststeuerung der Wirtschaft von Angebot und Nachfrage. Dadurch entstehe eine ordnende und regulierende Kraft, die den Effekt hätte, dass das egoistische Verhalten eines Einzelnen zu einer größtmöglichen wirtschaftlichen Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaft führt (vgl. Steindl 2015: 107). Laut Adam Smith wird der gesamtwirtschaftliche Nutzen durch die individuelle Nutzenmaximierung hervorgebracht.
Nach liberalen Auffassungen (Locke) stellt sich das Gemeinwohl erst im Vollzug der politischen Willensbildung heraus (Konkurrenztheorie) (o. A. 2021). Das Gemeinwohl verlangt daher nach einer politischen Mitwirkung in einer staatlichen Gemeinschaft. Während geschlossene Gesellschaften auf einer für alle verbindlichen Weltanschauung beruhen, ist in offenen Gesellschaften das Gemeinwohl also erst Ergebnis eines dynamischen und pluralen Willensbildungsprozesses: Bestehendes wird überprüft und Neues kann sich entfalten.