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Zur Ideengeschichte der Gemeinwohl-Ökonomie

1. Ursprüngliche Ideen zur Gemeinwohl-Ökonomie

Schon Aristoteles hat zwischen zwei Formen, Wirtschaft zu denken und zu praktizieren, unterschieden (Felber 2018: 27): Die oikonomía (altgriechisch für Haushal­tung, die gute Haushaltsführung, oikos = Haus) hat das gute Leben für alle zum Ziel, wobei Geld hier ausdrücklich nur als Mittel zum Zweck gesehen wird. Chrematis­tike (altgriechisch für Kunst, Vermögen zu erwerben, chrema = Geld) hingegen stellt eine Wirtschaftsform dar, welche Gelderwerb und -vermehrung als Selbstzweck hat. Oikonomía könnte nach dieser Definition als „Gemeinwohl“ übersetzt werden, da das Gemeinwohl laut der vorangegangenen Definition inhärent in dem Begriff enthalten ist.

Für Thomas von Aquin war das bonum commune (Gemeinwohl), wie alles ande­re, auch ausgerichtet auf das summum bonum (das höchste Gut). Das Gemeinwohl wird hier als Vorstufe und Teilhabe an der göttlichen Ordnung verstanden. In der griechischen Philosophie der Antike gibt es mit dem Kosmos – und später bis ins Mittelalter hinein mit Gott – ein für damalige Vorstellungen unbezweifelbares Ord­nungssystem bzw. eine Ordnungsmacht, aus der ein klares Verständnis des Kom­positums Gemeinwohl ableitbar war: Bei Aristoteles war es das politisch gute bzw. gerechte Wohlergehen der polis-Gemeinschaft. Bei Thomas von Aquin war es die Teilhabe bzw. der Vorschein auf die jenseitig zu erlangende, ewige Glückseligkeit, welche selbstverständlich für die Gemeinschaft der Gläubigen bzw. die Gemeinde galt. Mit dem jeweiligen Ordnungsprinzip, Gott oder Kosmos, standen die Ziele fest, auf die sich das gute wie das rechtschaffene gläubige Leben und das Wirtschaften auszurichten hatten.