Zum Hauptinhalt

Bedeutung eines Kompetenzbereichs

2. Erklärung eines Kompetenzbereichs

Um genauer zu verstehen, was sich hinter dem gewählten Kompetenzbereich verbirgt, versuchen wir im folgenden Schritt, den Kompetenzbereich zu erklären und dabei einen besonderen Fokus auf die verwendeten Begriffe zu legen

Kontextualisierung der Kompetenzbereich

Nachdem die Beschreibung des Teilkompetenzbereichs "4.2. Lern-Evidenzen analysieren" nun genauer analysiert und die Bedeutungen der einzelnen Schlüsselbegriffe sowie ihre inhaltlichen Bezüge untersucht wurden, ist es sinnvoll, den Blick nochmal über den DigCompEdu hinaus zu richten und durch eine Recherche noch mehr über die benannten Kompetenzen zu erfahren. So kann einerseits im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis durch das Hinzuziehen weiterer Quellen sichergestellt werden, dass etwaige verkürzte Darstellungen des Teilkompetenzbereiches im DigCompEdu aufgedeckt werden und andererseits ein tiefergehendes Verständnis der benannten Kompetenzen erreicht werden. Die Recherche kann dabei sowohl innerhalb anderer Kompetenzrahmen als auch Theorie-geleitet erfolgen. Dafür können folgende Fragen hilfreich sein:

  • (Wie) Werden die benannten Kompetenzen in anderen Kompetenzrahmen und -modellen beschrieben?
  • Welche Erweiterungen oder Eingrenzungen in diesen Kompetenzbeschreibungen finden sich im Vergleich zum DigCompEdu?
  • Welche theoretischen Ansätze passen zu dem gewählten (Teil-)Kompetenzbereich)?

Recherche der Schlüsselbegriffe in anderen Kompetenzrahmen

Im ersten Schritt werden sowohl der bundesweite Kompetenzrahmen der Kultusministerkonferenz in der Strategie Bildung in der digitalen Welt sowie die Handreichung des LI Hamburgs in Hinblick auf die identifizierten Schlüsselwörter untersucht. Da die KMK mit den sechs Kompetenzbereichen vornehmlich Lernende fokussiert, wird das gesamte Dokument hinsichtlich der Schlüsselwörter durchsucht, um auch Anwendungsbereiche für Lehrkräfte zu berücksichtigen. Auch die Handreichung des LI wird aufgrund dessen in Gänze durchsucht. Da die identifizierten Schlüsselwörter an sich nicht kontextspezifisch sind, müssen die Suchergebnisse im zweiten Schritt auf ihre Passung zum Teilkompetenzbereich 4.2. geprüft werden. Diese beiden Schritte führen zu folgenden Ergebnissen:

Schlüsselwort Bedeutung
Quelle
Digitale Informationen digital = "Digitaltechnik, Digitalverfahren betreffend, auf ihnen beruhend"; Informationen = "Gehalt einer Nachricht, die aus Zeichen eines Codes zusammengesetzt ist" Duden online: digitalDuden online: Information
Lernverhalten Lernen = "de[r] absichtliche[...] oder den beiläufige[...], individuelle[...] oder kollektive[...] Erwerb von geistigen, körperlichen, sozialen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten"; Verhalten = "das Handeln, Reagieren, Benehmen" Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik: LernenDigitales Wörterbuch der deutschen Sprache: Verhalten
Leistung "das Ergebnis und Vollzug einer zielgerichteten Tätigkeit [...], die mit Anstrengung verbunden ist und für die Gütemaßstäbe anerkannt werden und die somit beurteilt wird." Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik: Leistung
Fortschritt "positiv bewertete Weiterentwicklung; Erreichung einer höheren Stufe der Entwicklung" Duden online: Fortschritt
erheben "zusammentragen, sammeln" Duden online: erheben
kritisch analysieren kritisch = "nach präzisen wissenschaftlichen, künstlerischen o. ä. Maßstäben gewissenhaft, streng prüfend und beurteilend"; analysieren = "auf einzelne Merkmale hin untersuchen; zergliedern und dadurch klarlegen" Duden online: kritischDuden online: analysieren
interpretieren "einen Text, ein literarisches Werk, eine Aussage o. Ä. inhaltlich erklären, erläutern, deuten" Duden online: interpretieren
Unterrichtsplanung "das Entwerfen und Vorbereiten des Unterrichts‍(ablaufs) durch den Lehrer (oder Dozenten); (gelegentlich auch) der daraus resultierende Plan für den Unterricht" Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache: Unterrichtsplanung

Diese Recherche hat gezeigt, dass insbesondere in der Handreichung des LI mit "Digitale Diagnose- und Evaluationswerkzeuge nutzen" ein ähnlicher Kompetenzbereich zu finden ist, der im Bereich "Medienkompetenz Unterrichten" verortet wird.

Gruppenarbeit

Durchsuche andere Kompetenzmodelle und -rahmen anhand der identifizierten Schlüsselbegriffe. Dabei kannst du dich auch gerne außerhalb Hamburgs orientieren und Kompetenzrahmen anderer Bundesländer hinzuziehen. Was fällt dir dabei auf? Welche neuen Erkenntnisse konntest du durch diese Recherche gewinnen?

Verortung in theoretischen Ansätzen

Neben dem Blick auf andere Kompetenzrahmen und -modelle ist es zudem hilfreich, auch in theoretischen Diskursen Anknüpfungspunkte zum gewählten Kompetenzbereich zu identifizieren, um so weitere Informationen zu genieren, die zum Verstehen der beschriebenen Kompetenzen beitragen können. Die semantische Analyse der Kompetenzbeschreibung hat zuvor gezeigt, dass das Erheben, Analysieren und Interpretieren der Informationen zu Leistung und Fortschritt der Lernenden auf die Unterrichtsplanung einzahlen soll. Aus diesem Grund wird im Folgenden das Konzept von Unterrichtsplanung genauer betrachtet: Die Unterrichtsplanung ist in didaktischen Planungsmodellen verankert. Nach Peterßen wird Unterricht als holistischer Prozess beschrieben, der aus vier Phasen besteht: Beginnend mit der ersten Phase, der Planung des didaktischen Handelns, und fortgeführt mit der nächsten Phase, der Unterrichtsvorbereitung, folgen die dritte Phase, die Durchführung des Unterrichts, und die vierte Phase, die Kontrolle, welche in Form einer Reflexion Rückschlüsse auf eine Änderung des Lernarrangements schließen lässt (Peterßen, 2000, S. 11). Die ersten beiden Phasen können dabei durchaus simultan verlaufen. Alle vier Phasen referenzieren damit innerhalb dieses geschlossenen Systems direkt oder indirekt aufeinander. Vor allem die Relevanz der ersten Phase wird dabei deutlich, schließlich durchlaufen die Lehrkräfte darauf aufbauend alle weiteren Phasen. Konkret unterscheiden sich die vier Phasen wie folgt (Riedl, 2004, S. 86-87).

1. Phase: Unterrichtsplanung
In dieser Phase werden die Rahmenbedingungen für die weiteren Phasen gesetzt. Es werden Entscheidungen über Lernziele, -inhalte sowie Methoden und Medien getroffen, die in der Durchführung zum Einsatz kommen. Je nachdem, welches didaktische Planungsmodell in dieser Phase als Orientierung dient, können die zu treffenden Entscheidungen variieren.

2. Phase: Unterrichtsvorbereitung
Die Unterrichtsvorbereitung setzt die Entscheidungen aus der Planung in konkrete Maßnahmen um. Das bedeutet, dass Lehr-/Lernmaterialien recherchiert, konzipiert und erstellt bzw. angepasst werden. Medien werden organisiert und bereitgestellt. Mit Abschluss dieser Phase ist die Durchführung der Lerneinheit entsprechend vorbereitet.

3. Phase: Unterrichtsdurchführung
Bei der Durchführung des Unterrichts werden die geplanten und vorbereiteten Maßnahmen umgesetzt. Der Grundrhythmus einer Unterrichtseinheit kann dabei in eine Einstiegsphase, Erarbeitungsphase und die Ergebnissicherung gegliedert werden (ebd., S. 94). Simultan zur Unterrichtsdurchführung können schon erste Reflexionen des Unterrichtsgeschehens vorgenommen werden.

4. Phase: Unterrichtskontrolle Die Kontrolle dient dazu, die Planung und Vorbereitung mit der Durchführung der Lerneinheit zu vergleichen. Durch diese Reflexion können Anpassungen für zukünftige Lerneinheiten abgeleitet und vorgenommen werden. Darüber hinaus kann die Lehrkraft das eigene Verhalten im Unterrichtsgeschehen überdenken und Veränderungen initiieren. Entsprechend dieser Beschreibung wird im Folgenden für diese Phase der Begriff Evaluation verwendet.

Zur inhaltlichen Ausgestaltung der einzelnen Phasen gibt es eine Vielzahl an didaktischen Modellen zur Analyse und Planung didaktischer Handlungen. Eines der bekanntesten didaktischen Modelle zur Unterrichtsplanung ist das Berliner Modell von Heimann, Otto und Schulz aus dem Jahr 1962, welches einen strukturierten Zugang zu Unterricht ermöglicht (Heimann, Otto & Schulz, 1979; Riedl, 2004). Kernelemente sind zum einen die Entscheidungsfelder, nämlich Ziel, Inhalt, Methode und Medium, die in Wechselbeziehung zueinanderstehen und zum anderen die Bedingungsfelder in Form von soziokulturellen sowie anthropogenen Voraussetzungen und Folgen, welche als übergeordnete Kontextbedingungen in der Planung von der Lehrkraft berücksichtigt werden müssen.

Gruppenarbeit

Gehe deine Schlüsselwörter noch einmal durch und prüfe, inwiefern es zu den angesprochenen Aspekten bereits theoretische Ansätze gibt, die helfen, den (Teil-)Kompetenzbereich besser zu verstehen. Führe dazu auch gerne eine ergänzende Recherche durch.

Analyse von Schlüsselwörtern

Um sich im ersten Schritt der Erklärung des Kompetenzbereiches anzunähern, lohnt es sich, die einzelnen Wörter und Begriffe in der Kompetenzbeschreibung gesondert zu betrachten. Dies kann beispielsweise mithilfe einer etymologischen Analyse erfolgen. Eine solche Analyse untersucht die Herkunft eines Wortes, um die konkrete Bedeutung besser verstehen zu können. Der Begriff Etymologie stammt von dem griechischen Wort etymología (ἐτυμολογία) ("Lehre von der Herkunft und Entwicklung der Wörter, historisch-vergleichende Wortforschung" oder "formale und semantische Herleitung eines Wortes aus seiner ältesten erreichbaren Vorstufe"), bzw. von dem lateinischen Wort etymologia ("Erklärung der Wörter aus ihrem Wortstamm, Lehre von der Wortableitung") ab (siehe „Etymologie“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, abgerufen am 27.05.2020.).

Identifikation der Schlüsselwörter in der Kompetenzbeschreibung

Bevor nun die einzelnen Wörter und Begriffe untersucht werden, müssen zunächst die entsprechenden relevanten Wörter und Begriffe aus der Kompetenzbeschreibung des DigCompEdu identifiziert werden. Für den (Teil-)Kompetenzbereich "4.2 Lern-Evidenzen analysieren", der hier als Beispiel verwendet wird, lautet die Kompetenzbeschreibung wie folgt:

Digitale Informationen zu Lernerverhalten, Leistung und Fortschritt erheben, kritisch analysieren und interpretieren, um beispielsweise Rückschlüsse für die Unterrichtsplanung zu ziehen.

- DigCompEdu

Im Folgenden werden nun alle Wörter, die eine inhaltliche Relevanz aufweisen, hervorgehoben:

Wörter mit inhaltlicher Relevanz


Digitale Informationen zu LernerverhaltenLeistung und Fortschritt erhebenkritisch analysieren und interpretieren, um beispielsweise Rückschlüsse für die Unterrichtsplanung zu ziehen.

Gruppenarbeit

Schaue dir die Beschreibung des von dir gewählten (Teil-)Kompetenzbereichs genau an: Welche sind darin die Schlüsselbegriffe?

Analyse der Schlüsselbegriffe
Nachdem die Schlüsselwörter aus der Kompetenzbeschreibung im ersten Schritt identifiziert wurden, sollen diese nun in einem zweiten Schritt analysiert werden. Um besser zu verstehen, was mit diesen Schlüsselwörtern eigentlich gemeint ist, werden diese in verschiedenen Wörterbüchern nachgeschlagen.

Gruppenarbeit
Recherchiere die Bedeutungen der zuvor identifizierten Schlüsselbegriffe für den gewählten Kompetenzbereich. Hilfreich können dafür das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, Duden online, das Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik oder auch die Online-Lexika der Verlagsgruppe Springer Nature.

Visualisierung der semantischen Zusammenhänge

Da die Schlüsselbegriffe in der Beschreibung des Kompetenzteilbereichs ja auch inhaltlich zusammenhängen, ergibt es Sinn, anschließend an die Analyse der Bedeutungen der Begriffe auch die semantischen Zusammenhänge zwischen diesen noch einmal zu visualisieren. Dafür eignet sich die Open Source Software diagrams.net. Man kann solche Visualisierungen aber natürlich auch mit Powerpoint, InDesign oder ähnlichen Tools machen.

Für den Teilkompetenzbereich "4.2. Lern-Evidenzen analysieren" könnte eine solche Visualisierung folgendermaßen aussehen:

Abbildung
Visualisierung der semantischen Bezüge

Weitere Informationen

Gruppenarbeit 

Schau dir die Beschreibung des von dir gewählten (Teil-)Kompetenzbereichs vor dem Hintergrund deines Wissens der Bedeutungen der Schlüsselbegriffe noch einmal an. Welche semantischen, also inhaltlichen Zusammenhänge zwischen den Schlüsselbegriffen gibt es? Fertig eine Visualisierung der Kompetenzbeschreibung an.

Die Identifikation und Analyse der Schlüsselbegriffe hilft, die Kompetenzbeschreibung besser zu verstehen und ermöglicht ein tiefergehendes Verstehen, welche Kompetenzen hier konkret adressiert werden. Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass die Auswahl der Wortbedeutungen aus Wörterbüchern und Lexika bereits auch schon eine Interpretation des Schlüsselbegriffe bedeutet und das erarbeitete Verständnis des Kompetenzbereichs maßgeblich prägt.

Verdichtung der Kompetenzbeschreibung

Nachdem wir die Beschreibung des Teilkompetenzbereichs "4.2. Lern-Evidenzen analysieren" genauer analysiert haben, werden die gesammelten Informationen nun zusammenführen, um so die Kompetenzen konkreter beschreiben zu können. Aber wie können die gesammelten Informationen bestmöglich zusammengeführt werden, um die Beschreibung des (Teil-)Kompetenzbereichs weiter auszudifferenzieren und zu konkretisieren?

Dafür wird zunächst die angefertigte Visualisierung der semantischen Zusammenhänge der Schlüsselwörter um die Bedeutungen dieser ergänzt und um die Ergebnisse aus der Recherche in anderen Kompetenzrahmen und theoretischen Ansätzen ergänzt:

Die ursprüngliche Kompetenzbeschreibung aus dem DigCompEdu ("Digitale Informationen zu Lernerverhalten, Leistung und Fortschritt erheben, kritisch analysieren und interpretieren, um beispielsweise Rückschlüsse für die Unterrichtsplanung zu ziehen.") kann basierend auf den zusätzlichen Informationen also folgendermaßen ausdifferenziert und konkretisiert werden:

Lehrkräfte erheben digitale Informationen und Daten zum Lernen ihrer Schüler:innen, um auf Basis der daraus gewonnen Erkenntnisse ihren Unterricht zu planen. Dabei werden Informationen zum Lernverhalten, genauer gesagt zum Prozess des Erwerbs von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, zu den Ergebnissen der Lernprozesse in Form von Leistungskontrollen sowie zur Entwicklung der Lernprozesse erfasst. Entsprechend zuvor definierter Kriterien reflektieren und bewerten Lehrkräfte die erhobenen Informationen und Daten, um diese im Zuge der Interpretation für die Unterrichtsplanung berücksichtigen zu können. Bei der Planung von Unterricht nutzen Lehrkräfte die analysierten Daten zu den Lernprozessen ihrer Schüler:innen und berücksichtigen diese bei der Auswahl von Methoden und Medien, um für alle Schüler:innen einen Raum zu gestalten, in dem Lernprozesse bestmöglich unterstützt werden.

Schaue dir deine Analyse der Schlüsselwörter sowie die Kontextualisierung deines gewählten (Teil-)Kompetenzbereichs noch einmal an und trage die zusätzlichen Aspekte in einer eigenen verdichteten Kompetenzbeschreibung zusammen.

Weiter zu Erklärformate entwickeln