Der Kompetenzbegriff
4. Medienpädagogische Kompetenz
Doch was genau bedeutet das jetzt für (angehende) Lehrkräfte? Im Unterschied zur Medienkompetenz meint die medienpädagogische Kompetenz jene Kompetenzen, die Lehrkräfte brauchen, um Medien sinnvoll in didaktischen Szenarien einzusetzen und anzuwenden und um ihre Schülerinnen und Schüler in ihrem Kompetenzerwerb zu unterstützen. Dieser Anspruch an Lehrkräfte wird auch in der Strategie der Kultusministerkonferenz formuliert:
- Kultusministerkonferenz, 2007, S. 25
Die wohl bekannteste Forschung in Deutschland zur Medienpädagogischen Kompetenz stammt von der Erziehungswissenschaftlerin Sigrid Blömeke. Aus ihrer Forschung hat sie die folgenden fünf Bereiche medienpädagogischer Kompetenz abgeleitet (2000, S. 326):
- Mediendidaktische Kompetenz: Fähigkeit von Lehrkräften zur reflektierten Verwendung von Medien und Informationstechnologien in geeigneten Lehr- und Lernformen und deren Weiterentwicklung
- Medienerzieherische Kompetenz: Fähigkeit von Lehrkräften, Medienthemen im Sinne pädagogischer Leitideen im Unterricht behandeln zu können
- Sozialisationsbezogene Kompetenz im Medienzusammenhang: Fähigkeit von Lehrkräften zur konstruktiven Berücksichtigung der Lernvoraussetzungen medienpädagogischen Handelns der Schülerinnen und Schüler
- Schulentwicklungskompetenz im Medienzusammenhang: Fähigkeit von Lehrkräften zur innovativen Gestaltung der Rahmenbedingungen medienpädagogischen Handelns in der Schule
- Medienkompetenz: Fähigkeit von Lehrkräften zu eigenem sachgerechten, selbstbestimmten, kreativen und sozialverantwortlichen Handeln im Zusammenhang mit Medien und Informationstechnologien
Wie in dieser Lerneinheit gezeigt wurde spielen sowohl Medienkompetenz als auch medienpädagogische Kompetenz eine große Rolle in der Lehrkräftebildung, wobei die Bedeutung dieser kontinuierlich zunimmt. Insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie, in der Lehrkräfte ihren Unterricht rein digital gestalten müssen, wird noch einmal deutlich, wie wichtig die medienpädagogische Ausbildung von angehenden Lehrkräften ist.
Entsprechend der von Sigrid Blömeke definierten fünf Kompetenzbereiche der medienpädagogischen Kompetenz gilt daher folgendes zu berücksichtigen:
Im Bereich der mediendidaktischen Kompetenz kann und sollte an die mediendidaktischen Erfahrungen der Lernenden angeknüpft werden, wobei auch spezifische Defizite aufgegriffen werden müssen. Dabei gilt der Leitsatz: Didaktik vor Technik! Vor den Überlegungen zum Medieneinsatz steht also immer die entsprechende Lehr-Lernform und die Reflexion darüber, welche Ziele in dem didaktischen Szenario verfolgt werden. Dabei ermöglichen Medien allerdings auch, traditionelle Lehr-Lernformen zu durchbrechen und neue Wege des Lehrens und Lernens zu beschreiten.
Im Bereich der medienerzieherischen Kompetenz braucht es zunächst ein stärkeres Bewusstsein, dass auch jüngere Lernende nicht automatisch selbstständig und angemessen im Umgang mit (digitalen) Medien sind, sondern dieser erst erlernt werden muss. Erst dann können medienerzieherische Aspekte in didaktischen Szenarien sinnvoll thematisiert werden. Hierbei kann es hilfreich sein, die medienerzieherischen Ziele hervorzuheben und sichtbar zu machen und diese explizit zu adressieren.
Im Bereich der eigenen Medienkompetenz sind die Vorerfahrungen der (angehenden) Lehrkräfte vielfältig. Auch ist sich nicht jeder bewusst, wie seine bzw. ihre eigene Medienkompetenz ausgeprägt ist und wo eventuell Lücken bestehen. Um als Lehrkraft auch Schülerinnen und Schüler in ihrem Kompetenzerwerb unterstützen zu können ist die Reflexion der eigenen Medienkompetenz jedoch dringend notwendig.