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Zwischen Digitalisierung, Mediatisierung und Digitalität

4. Digitalität

Sowohl in den zuvor behandelten Begriffen Digitalisierung und Digitale Transformation sowie auch bei der Mediatisierung stehen die mit Medien einhergehenden Veränderungen im Vordergrund. Einen anderen Ansatz wählt das Konzept der Digitalität, bei dem die digital geprägte Welt, in der wir uns befinden, als Zustand, nicht als Prozess verstanden wird.

Im Wirtschaftslexikon24 wir der Begriff der Digitalität folgendermaßen definiert:

Darstellung von Information durch Zeichenfolgen, wobei die benutzten Zeichen aus einem vereinbarten Zeichenvorrat stammen. Eine besondere Form der digitalen Darstellung ist die binäre Darstellung von Information, bei welcher der benutzte Zeichenvorrat nur zwei Zeichen umfasst, meist als 0 und 1 dargestellt (Bit).

- Wirtschaftslexikon24

Der ursprünglich aus den Geisteswissenschaften stammende und maßgeblich auf den Arbeiten von Manuel Castell beruhende Begriff stellt dabei die Verbindung von Analogem und Digitalem dar. Der Kultur- und Medienwissenschaftler Felix Stalder spricht daher von einer Hybridisierung und betont, dass "[auch] unter den Bedingungen der Digitalität verschwindet das Analoge nicht, sondern wird neu be- und teilweise sogar aufgewertet" (Stalder, 2016, S. 18). Es handelt sich dabei also eher um einen Zustand.

In seinem Werk "Kultur der Digitalität" skizziert Felix Stalder eine gesellschaftliche Einordnung der verschiedenen Aspekte und Facetten einer zunehmend digitalen Gesellschaft. Die beiden Begriffe Kultur und Digitalität, die nicht nur im Titel, sondern durch das gesamte Buch handlungsleitend sind, definiert Stalder dabei wie folgt:

Als Kultur werden im Folgenden all jene sprödeste bezeichnet, in denen soziale Bedeutung, also die normative Dimension der Existenz, durch singuläre und kollektive Handlungen explizit oder implizit verhandelt und realisiert wird.

- Stalder, 2016, S. 16

»Digitalität« bezeichnet damit jenes Set an Relationen, das heute auf Basis der Infrastruktur digitaler Netzwerke in Produktion, Nutzung und Transformation materieller und immaterieller Güter sowie in der Konstitution und Koordination persönlichen und kollektiven Handelns realisiert wird.

- ebd., S. 18

Stalder verwendet in seinen Texten eine sehr dichte und intensive Sprache. Insofern kann es helfen, sich die oben stehenden Zitate in aller Ruhe mehrmals und Wort für Wort durchzulesen und darüber nachzudenken.

Etwas leichter macht es uns Stalder (2018) in einem Blogbeitrag beim Hochschulforum Digitalisierung, einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Initiative für Hochschullehre im digitalen Zeitalter. Während er inhaltlich ähnliche Punkte, wie in seinem Buch "Kultur der Digitalität" anspricht, sind sowohl Format als auch Sprache dieses Textes leichter zugänglich.

Lies dir den Blogbeitrag Herausforderungen der Digitalität jenseits der Technologie von Felix Stalder durch und reflektiere die von Stalder benannten kulturellen Formen der Digitalität Referenzialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität in Bezug auf dein eigenes Medienhandeln.

Ergänzend dazu passt der Text "Kultur der Digitalität statt digitaler Bildungsrevolution" von Allert und Richter. Während sich der erste Teil des Titels offensichtlich auf das Werk von Stalder bezieht, wird im zweiten Teil des Titels auf das Buch "Die digitale Bildungsrevolution. Der radikale Wandel des Lernens und wir wir ihn gestalten können" (Dräger und Müller-Eiselt, 2015) Bezug genommen.
Lies dir den Text Kultur der Digitalität statt digitaler Bildungsrevolution von Allert und Richter durch und reflektiere, wie die Autoren eine Bevorzugung der Kultur der Digitalität anstelle einer digitalen Bildungsrevolution begründen.